Solarthermiemarkt noch ohne Trendwende

Hinter einem Zaun ist eine größere Solarthermieanlage mit Röhrenkollekoren installiert. Im Vordergrund eine grüne Wiese, im Hintergrund blauer Himmel. Am rechten Rang ragt ein kleiner Holzturm emport - er gehört zu einer HolzhackschnitzelanlageFoto: Andreas Witt
Solarthermie-Großanlagen – hier ein Beispiel aus Hallerndorf – können den Marktrückgang bei kleinen Anlagen noch nicht ausgleichen.
Im ersten Quartal 2024 hat sich der negative Trend im Solarthermiemarkt aus dem Vorjahr fortgesetzt: Immer weniger Solarkollektoren finden ihre Abnehmer. Für das zweite Halbjahr hofft die Solarthermiebranche auf die Trendwende.

2023 war für die Solarthermiebranche in Deutschland ein schwieriges Jahr. Der Absatz von Solarkollektoren sank von knapp 500 MW Leistung im Jahr 2022 auf 263 MW im Jahr 2023 ab. In den Jahren zuvor hatte die Branche Zuwächse verzeichnen können. Für dieses Jahr hatten sich die Branchenverbände BDH und BSW Solar eine Trendwende im Solarthermiemarkt erhofft. Diese Hoffnung hat sich in den ersten Monaten des Jahres nicht erfüllt. Im Gegenteil: „Es läuft ganz schlecht, wie 2023“, sagt Michael Kinzel, Vertriebsleiter beim Solarkollektor- und Wärmespeicherhersteller Citrin Solar. Branchenkenner beziffern das Minus im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf mehr als 50 Prozent.

Die Gründe für das Schrumpfen des Solarthermiemarktes in Deutschland sind vielfältig. „Früher hatten wir viel Solarthermie im Neubau“, sagt Kinzel. Doch das Marktsegment Neubau sei zum Erliegen gekommen. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation wird immer weniger gebaut. Ein weiterer Grund liegt in der Förderung. Zum Jahresbeginn ist die Zuständigkeit für die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) zur bundeseigenen För­derbank KfW gewechselt. Dadurch konnten bis Ende Februar keine Förderanträge gestellt werden. Dies ist nun zwar gestaffelt nach unterschiedlichen Gruppen wieder angelaufen, doch das Verfahren hat zu Verunsicherungen bei den Verbraucher:innen geführt. So gibt es derzeit kaum neue Förderanträge. Die Branche arbeitet vor allem Altanträge aus 2023 ab.

Kaum noch Nachrüstung

Auch die Herangehensweise der Hauseigentümer:innen bei der Heizungssanierung hat sich gewandelt. Solarkollektoren als Ergänzung zur vorhandenen Heizung werden nur in den wenigsten Fällen nachgefragt, beobachtet Markus Beslmeisl, Vertriebsleiter des Kollektorherstellers Thermosolar in Deutschland. Die Menschen kauften fast immer eine komplett neue Heizung. Dabei kommt Solarthermie meist in Kombination mit einem Biomassekessel zum Zuge. Da infolge der Absenkung der Fördersätze für Pellets- und Hackschnitzelkessel der Biomassekesselmarkt 2023 eingebrochen ist, leidet darunter auch der Solarthermiemarkt.

Positivbeispiel Österreich: Thermosolar gehört zu den Pionieren der Branche und fertigt in der Slowakei. Das Unternehmen kooperiert mit dem österreichischen Biomassekesselhersteller Hargassner und profitiert dabei von dem breiten Vertriebsnetz des Kesselherstellers. Gerade in Österreich läuft der Absatz für Thermosolar sehr gut. Das liegt laut Beslmeisl an den guten Förderbedingungen für Biomassekessel mit Solarthermie und daran, dass die Antragstellung einfach und bekannt ist.

Anders in Deutschland: Die Antragsstellung sei so kompliziert, dass die Heizungsbauer diese nicht mehr wie früher für die Kunden selbst machen. „Der Heizungsbauer schickt die Kunden heute zu einem Energieberater“, sagt Beslmeisl.

Langfristig muss die Solarthermiebranche in Deutschland mit einem strukturellen Problem fertig werden. Im Neubau dominieren Wärmepumpen als Heiztechnologie und diese werden sehr selten mit Solarthermie kombiniert. Durch die gesetzliche Regelung des Gebäudeenergiegesetzes, dass auch im Bestand bis 2028 bei neuen Heizungen ein Erneuerbare-Energien-Anteil von mindestens 65-Prozent gefordert ist, werden Wärmepumpen auch im Bestand immer wichtiger. Doch die Kombination aus Solarthermie und Wärmepumpe spielt auf dem Markt keine Rolle. „Heizungsbauer beraten in Richtung PV“, sagt Michael Kinzel. Photovoltaikstrom für die Wärmepumpe zu nutzen, sei naheliegend. Der Beratungsaufwand, um die Vorteile der Solarthermie zu erklären, sei zu groß.

Thermosolar bietet schon lange eine Kombination aus Vakuumflachkollektoren und Solewärmepumpe an. Eine eigene Wärmepumpenfertigung hat das Unternehmen aber aufgegeben. „Technisch ist die Kombination aus Wärmepumpe und Solarthermie hervorragend“, sagt Markus Besl­meisl. „Wir waren einfach zu früh dran.“ Mittlerweile setzen die Wärmepumpenhersteller auf Standardlösungen mit Luftwärmepumpen. Da sei es nicht einfach, einen Partner zu finden, der Solarkollektoren einbinden will. Thermosolar arbeitet dennoch an Lösungen mit Luftwärmepumpe. „Wir haben das Thema Wärmepumpe noch nicht aufgegeben“, so Beslmeisl.

Trendwende für den Solarthermiemarkt erhofft

Für den weiteren Verlauf des Jahres hofft die Branche darauf, dass der negative Trend gestoppt wird. Mittlerweile hat der Bund den Fördersatz für Biomassekessel wieder angehoben. Den Klimageschwindigkeitsbonus gibt es für Biomassekessel nur in Kombination mit Solarthermie, PV (für Strom zur Warmwasserbereitung) oder Wärmepumpe. Neben Eigen­heim­besitzer:innen können nun auch Eigentümer:innen von Mehrfamilienhäusern Förderanträge stellen. Im Mai ist auch die Zahl der Förderanträge wieder angestiegen und hat nun fast das Vorjahresniveau erreicht.
Michael Kinzel von Citrin Solar setzt auch darauf, die Segmente der Großanlagen auszubauen.

Das Unternehmen bietet die Installation von Solarthermieanlagen für die Prozesswärmeerzeugung an. Für große Solarthermie-Freifreiflächenanlagen kooperiert Citrin mit dem finnischen Großflächenkollektorhersteller Savosolar. Neben den Freiflächenanlagen für Prozesswärme oder Nahwärme laufen Solarthermie-Großanlagen für Hotels, Campingplätze, in der Landwirtschaft und bei Brauereien und Wäschereien bei Citrin Solar gut. Bisher reichen Solarthermie-Großanlagen aber noch nicht aus, um die Verluste im Einfamilienhaussegment auszugleichen, die Zukunft für diesen Bereich sieht Kinzel allerdings positiv.

Der Onlinehandel mit Solarthermie scheint stabil zu sein. Die Bosswerk GmbH & Co. KG, die auch den Photovoltaik-Onlinehandel Greenakku betreibt, verkauft unter der Marke „Volkssolaranlage“ Solarthermieanlagen mit Vakuumröhrenkollektoren. Der Anteil der Vakuumröhrenkollektoren am Gesamtkollektorabsatz ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Waren es in der Vergangenheit meist rund 10 Prozent, so lag der Röhrenanteil im Jahr 2022 schon bei 26 Prozent und 2023 sogar bei knapp 29 Prozent. Valentin Gensch, Technical Sales Manager bei Volkssolaranlage, berät viele Kunden. Das sind sowohl Endverbraucher als auch Heizungsbauer. Laut Gensch ist das Interesse an Solarthermie bei Bosswerk nicht abgeklungen. 2023 sei ein Superjahr gewesen. Volkssolaranlage habe auch zu Beginn 2024 keinen Marktrückgang zu verzeichnen.

Hersteller halten an Fertigung in Deutschland fest

Der Kollektorhersteller Solmetall kann an seinem Standort im nordrhein-westfälischen Spenge 370.000 Solarkollektoren pro Jahr fertigen. Damit hätte das Unternehmen den deutschen Markt auch im Jahr 2022 allein abdecken können. Lohnt sich die Fertigung noch, wenn die Stückzahlen sinken? „Die Marktentwicklung ist auch an uns nicht spurlos vorbeigegangen, aber wir werden auf jeden Fall unsere Fertigung weiterführen“, sagt Solmetall-Geschäftsführer Alexander Altemeier. „Im Frühjahr hatten wir eine leichte Verbesserung der Situation. Ich erwarte aber keine deutliche Verbesserung in den nächsten zwei Jahren.“

Autor: Jens Peter Meyer | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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