Solar-Check von Lichtblick: Erstmals Solar-Faktor über 100 Prozent
Auf immer mehr neugebauten Dachflächen in den deutschen Großstädten kommen Photovoltaik-Anlagen zum Einsatz. Das zeigt der diesjährige Solar-Check des Stromanbieters Lichtblick. Seit 2019 gibt der Kurzreport Aufschluss darüber, wie stark die 14 größten Städte Deutschlands auf PV-Dachanlagen setzen. Das Ergebnis in diesem Jahr: Erstmals liegt der Solar-Faktor in vier Städten bei über 100 Prozent.
Der Solar-Check erfasst das Verhältnis der Fläche neu errichteter Photovoltaik-Anlagen zu den neu gebauten Dachflächen von Wohngebäuden und Gewerbeobjekten. Der so ermittelte Solar-Faktor zeigt, wie ambitioniert der Solarausbau in den einzelnen Metropolen vonstattengeht.
Im bundesweiten Durchschnitt liegt der Solar-Faktor bei 70 Prozent – im Vergleich zum letzten Solar-Check können sich 12 von 14 Städte verbessern. Lediglich in Bremen (minus 22,2 Prozentpunkte) und Nürnberg (minus 6,2 Prozentpunkte) ist die Entwicklung rückläufig. Sieben Metropolen erreichen ein überdurchschnittliches Ergebnis, vier davon knacken die 100-Prozent-Marke. Dieser Fall tritt in Metropolen auf, in denen die gesamte neugebaute PV-Modulfläche höher liegt als die neugebaute Dachfläche. Grundlage dafür ist das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur, aus der die Daten zur neu installierten PV-Leistung einer Stadt hervorgehen. Dabei berückjsichtigen die Autorinnen der Studie alle PV-Anlagen – also auch solche, die man auf Bestandsbauten neu installiert hat. Dadurch kann die neugebaute Modulfläche die neugebaute Dachfläche einer Stadt übersteigen.
Essen, Köln, Hannover bilden Top 3 im Solar-Check von Lichtblick
Neue Solarhauptstadt ist Essen: Mit einem Solar-Faktor von 137,9 Prozent landet die Metropole auf dem ersten Platz. Die Städte Köln (110 Prozent), Hannover (105,8 Prozent) und Leipzig (101,5 Prozent) schneiden ebenfalls sehr gut ab. Dahinter folgen Stuttgart mit 88 Prozent und Dortmund mit 85,9 Prozent.
Neben Köln können die drei weiteren Millionenstädte Berlin, Hamburg und München ihren Solar-Faktor im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Den größten Sprung macht Berlin. Die Hauptstadt legt um 13,5 Prozentpunkte zu und kommt mit 49,5 Prozent auf Platz neun. München (plus neun Prozentpunkte) und Hamburg (plus 3,8 Prozentpunkte) schaffen es trotz verbessertem Ergebnis nicht, den dritt- und vorletzten Platz zu verlassen. Frankfurt wird erneut Schlusslicht (25,9 Prozent), legt aber um 3,1 Prozentpunkte zu. „Die Ergebnisse des diesjährigen Solar-Checks zeigen: Der Solarzubau in den deutschen Metropolen nimmt stark an Fahrt auf“, sagt Ata Mohajer, Communication Manager bei Lichtblick.
Anteil von Großanlagen geht leicht zurück
Der Hauptgrund für die positive Entwicklung ist die weiter ansteigende Leistung von neu installierten PV-Anlagen: Mit insgesamt 146,8 Megawatt erreicht sie einen neuen Rekord. Pro 1.000 Einwohner:innen beträgt die PV-Leistung im Schnitt 12,08 kW. Das ist ein Plus von 34,7 Prozent verglichen mit dem Vorjahreswert. Denn 2023 waren es 8,97 kW pro 1.000 Einwohner.
Hannover und Leipzig fallen hierbei besonders auf: Mit rund 20 kW pro 1.000 Einwohner erzielen beide Städte neue Spitzenleistungen. Dabei spielen Großanlagen mit mindestens 100 kW eine zentrale Rolle: Ihr Anteil an der neu installierten Leistung liegt in Hannover bei 92 Prozent, in Leipzig bei 90,2 Prozent.
Über alle Metropolen hinweg beträgt der Anteil von solchen Großanlagen an der neu installierten Leistung allerdings nur 29,6 Prozent. In neun von 14 Städten ist dieser Anteil im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Besonders stark ist der Rückgang in Bremen (minus 69 Prozentpunkte), Dortmund und Köln (jeweils minus 31 Prozentpunkte). Verglichen mit den Ergebnissen vom letzten Solar-Check von Lichtblick geht die installierte Leistung von Großanlagen insgesamt um rund einen Prozentpunkt zurück.
Keine einheitlichen Standards bei Solarpflicht
Um den PV-Zubau auf neugebauten Dachflächen zu beschleunigen, fordert Lichtblick seit Jahren die Einführung einer bundesweiten Solarpflicht. Zwar haben elf Bundesländer eine meist partielle Solarpflicht bereits beschlossen. Allerdings gelten in den jeweiligen Bundesländern teils verschiedene Regelungen und Geltungsbereiche. Die Einführung von Mindeststandards würde dabei helfen, den jährlichen PV-Zubau einheitlich flächendeckend zu gewährleisten. Darüber hinaus schlägt Lichtblick vor, den Wechsel kleinerer Solaranlagen aus der EEG-Vergütung in die Direktvermarktung zu vereinfachen sowie Hemmnisse für Solarbatterien und andere Speicher abzubauen, um weitere Anreize beim Photovoltaik-Zubau zu schaffen. Dazu gehört auch ein beschleunigter Smart-Meter-Rollout, damit man Solaranlagen und PV-Speicher systemdienlich steuern kann.
Der Stromanbieter Lichtblick bietet auch Photovoltaik-Anlagen für Endverbraucher:innen an.
Quelle: Lichtblick | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH