Photovoltaik und solarthermische Kraftwerke in Indien: Wissenschafts- und Umweltzentrum kritisiert Regelverstöße bei der Umsetzung der nationalen Solar-Mission

Am 01.02.2012 berichtete das Centre for Science and Environment (CSE, New Delhi, Indien) von einer Untersuchung der indischen Jawaharlal Nehru National Solar Mission (JNNSM). Das Wissenschafts- und Umweltzentrum behauptet, dass in einer Ausschreibungsrunde neun Projekte eines einzigen Unternehmens genehmigt wurden. Dies verstoße gegen die Regel, pro Bewerber nur ein Projekt zuzulassen.

Laut CSE gründete die LANCO Infratech Ltd. (Gurgaon, Indien) Unternehmen, die als Strohmänner dienen, um in der ersten Phase der ersten Runde des JNNSM-Programms Projekte mit 235 MW (von insgesamt 620 MW) genehmigen zu lassen. Das entspricht 40 % der Projektanträge. LANCO wies die Vorwürfe energisch zurück, widerlegte sie jedoch auch nicht. Die indische Regierung versprach, eine eigene Untersuchung einzuleiten.

„Wir brauchen saubere Energie. Solarenergie ist eine zukunftsfähige Alternative“, sagte CSE-Generaldirektorin Sunita Narain. „Aber eine saubere Energieversorgung kann nicht auf schmutzigen Geschäften aufbauen.“
“Deshalb wollen wir diesen zweifelhaften Deal aufdecken. Wir hoffen, dass das zu einer verbesserten Steuerung und Regulierung dieser Energiequelle der Zukunft führen wird.“

CSE behauptet, dass sieben Schein-Unternehmen gegründet wurden
LANCO hat bereits mit dem Bau von neun Photovoltaik-Anlagen in Askandara (Bundesstaat Rajasthan) begonnen. Nach Schätzungen von CSE wird das Unternehmen in den nächsten 25 Jahren umgerechnet knapp zwei Milliarden Euro mit diesen Anlagen umsetzen.
Nach Angaben von CSE fällt der Name LANCO nur bei einem Projekt, das den Zuschlag erhielt: einem solarthermischen Kraftwerk mit 100 MW von Diwakar Solar Projects. Ein Tochterunternehmen von LANCO wird im Zusammenhang mit einem genehmigten Photovoltaik-Projekt mit 5 MW erwähnt.
CSE behauptet jedoch, dass sieben weitere Unternehmen eine direkte Verbindung zu LANCO haben. Manche davon würden von LANCO-Mitarbeitern und ihren Verwandten geleitet, andere hätten geschäftliche Verbindungen zu LANCO.

LANCO räumt Kapitalbeteiligung und Unterstützung ein
Diese Unternehmen unterliegen außerdem der Aufsicht von LANCO. Dies ist laut CSE ein klarer Verstoß gegen die Vorgaben des indischen Ministeriums für neue und erneuerbare Energien (MNRE). Sie besagen, dass der beherrschende Anteilseigner eines Unternehmens, das den Zuschlag bekam, mindestens ein Jahr nach Inbetriebnahme der Anlage nicht wechseln sollte.
LANCO entgegnete, es habe die Antragsteller unterstützt, sich "im zulässigen Rahmen“ beteiligt, und demnach nicht gesetzwidrig gehandelt.

CSE: MNRE und NTPC beteiligen sich nicht an der Untersuchung
Nach Aussagen von CSE konnte LANCO die Regelung “Ein Unternehmen pro Vorhaben” deshalb umgehen, weil weder das MNRE noch das staatliche Energieunternehmen NTPC Vidyut Vyapar Nigam (NVVN, New Delhi, Indien) die Möglichkeiten haben, die Unternehmen, die Verträge erhalten, zu überwachen.
CSE wirft beiden vor, bei der Untersuchung nicht mitgearbeitet zu haben, und macht undurchsichtige Vorgänge im Ministerium für die Verzögerung bei der Umsetzung verantwortlich, die darin mündeten, dass LANCO die Zuschläge mit unfairen Mitteln erhielt.
Das MNRE will die Anträge untersuchen und ergänzte, dass das Ausschreibungsverfahren von der NVVN abgewickelt wird.

03.02.2012 | Quelle: Centre for Science and Environment | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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