Energieexperte Prof. Maslaton: Solar-Kürzung erreicht Photovoltaik-Projektentwickler; juwi Holding AG schließt ihre Dach-Sparte

Der Arbeitsplatzabbau in Deutschlands Solar-Branche geht weiter, stellt der Leipziger Energierechtsexperte Prof. Martin Maslaton fest. Nun habe die juwi Holding AG mit Sitz in Wörrstadt bei Mainz die Konsequenzen aus den jüngsten Kürzungen der Solarstrom-Einspeisevergütung gezogen und schließe ihre deutsche Photovoltaik-Dachanlagen-Sparte.

Der Projektentwickler für Erneuerbare-Energien-Anlagen beende sein bisheriges Engagement für leistungsstarke Solarstromanlagen auf Firmendächern und anderen großen Gebäudekomplexen in Deutschland.
Brancheninsidern zufolge seien etwa 100 Mitarbeiter betroffen. Für Prof. Maslaton ist das nur konsequent: „Die überzogene Kürzung der Einspeisevergütung für Solarstrom zeigt ihre Wirkung. juwi zieht hier einfach die Reißleine.“
Auch in der juwi-Niederlassung in Brandis bei Leipzig mit immerhin 60 Mitarbeitern müssten jetzt Firmenangehörige um ihren Arbeitsplatz bangen. Der Großteil der Betroffenen soll allerdings intern mit anderen Aufgaben betraut und nicht entlassen werden, wie juwi verlauten ließ.
Vor wenigen Tagen teilte juwi mit, seine Unternehmensstrukturen an die geänderten Bedingungen im Markt der erneuerbaren Energien anzupassen. Das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) brachte diesen Sommer eine Kürzung der Solarstrom-Einspeisevergütung von 20 bis 30% mit sich.

Prof. Maslaton: Unternehmen können Kürzung der Solarstrom-Einspeisevergütung nicht kompensieren
„Die Unternehmen müssen darauf reagieren“, betont Maslaton, der auch Recht der erneuerbaren Energien an der TU Chemnitz und Umweltrecht an der TU Bergakademie Freiberg lehrt. 
„Schließlich lassen sich diese Kürzungen selbst durch die gesunkenen Modulpreise nicht kompensieren, denn dazu hätten sie sich de facto halbieren müssen. Die Preise bei den Anlagengestellen und den Wechselrichtern und auch die Arbeitslöhne lassen sich nicht weiter senken. Daher ist es nur konsequent und nachvollziehbar für juwi, aus der Projektierung von großen Aufdach-Anlagen zumindest in Deutschland auszusteigen.“

Auftragsrückgang bei großen PV-Dachanlagen erwartet
Wie die gesamte deutsche Photovoltaik-Branche war auch juwi gezwungen, nach den Kürzungsbeschlüssen neu zu rechnen. „Die Branche musste am Ende zu dem Schluss kommen, dass sich in Deutschland künftig große Aufdach-Anlagen für Investoren nicht mehr rechnen und es ist leider absehbar, dass im nächsten Jahr die Aufträge in diesem Bereich stark rückgängig sein werden“, erklärt Prof. Maslaton die Hintergründe.
Nach zahlreichen Insolvenzen von deutschen Solarmodul-Herstellern erreichen die Auswirkungen der beschlossenen Kürzungen der Solarstrom-Einspeisevergütung jetzt auch Projektentwickler wie juwi.
„Die neue Vergütungsstruktur bedeutet, dass spätestens Mitte 2013 der Markt der Solarstrom-Dachanlagen in Deutschland mit einer Leistung von über 40 kW völlig zum Erliegen kommt“, ist sich Prof. Maslaton sicher.

Politik will Zubau großer Photovoltaik-Anlagen ausbremsen; Altmaier soll Farbe bekennen
„Das Schlimme daran ist, dass das politisch genau so gewollt ist. Der Zubau von großen Photovoltaik-Anlagen, deren Strom ins Netz eingespeist wird, soll so nachhaltig ausgebremst werden. Es ist nicht nur um die Arbeitsplätze schade, auch die von der Bundesregierung ausgerufene Energiewende selbst wird immer fraglicher. Umweltminister Altmaier muss an dieser Stelle endlich Farbe bekennen, statt immer nur Thesenpapiere und Twitter-Meldungen zu verfassen!", so Maslaton abschließend.

19.09.2012 | Quelle: Prof. Dr. Martin Maslaton | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Schließen