Erste Photovoltaik-Auktion in Brasilien: Gebote der Projektentwickler sorgen für extrem niedrige Solarstrom-Preise
0,07 €/kWh sei einer der niedrigsten Preise für Solarstrom, der je verzeichnet wurde, betont Bloomberg.
Die bisher tiefsten Preise für Solarstrom gab es in den USA (umgerechnet rund 40 Euro/MWh), diese Projekte wurden jedoch erheblich gefördert.
Die weltweit günstigsten Solarstrom-Verträge ohne Förderung wurden in Uruguay für rund 73 Euro/MWh abgeschlossen. Laut BNEF betragen die Solarstrom-Gestehungskosten (LCOE, über eine Laufzeit von 20 Jahren gerechnet) in Brasilien aktuell rund 75 Euro/MWh.
Solarstrom-Auktionspreis liegt unter den Stromgestehungskosten
Dass der Solarstrom-Preis bei dieser Auktion unter die LCOE fiel, bedeutet laut BNEF zweierlei: Die Projekteigentümer, d.h. die Bieter, gehen davon aus, dass sie mit den Preisen wesentlich unter das heutige Niveau gehen können (die Kraftwerke müssen bis Oktober 2017 in Betrieb gehen). Und sie sind womöglich erhebliche Kompromisse hinsichtlich ihrer Renditen eingegangen.
Bei der Versteigerung wurden Verträge mit einer Laufzeit von 20 Jahren zu diesem Tiefstpreis vergeben. Es handelt sich um 31 Vorhaben mit einer Gesamtleistung von 890 MW. Zu den Projektentwicklern zählen die brasilianischen Unternehmen Renova Energia und Rio Energy, internationale Unternehmen wie Enel Green Power, der Entwickler Solatio (mit 360 MW) und vier weitere (insgesamt 130 MW).
Renditen der Investoren wahrscheinlich nur einstellig
Hätte es eine umgekehrte Versteigerung nach dem „Brazil Reverse Auction Valuation Model“ gegeben, wäre nach Einschätzung von BNEF ein Auktionspreis von 260 BRL/MWh (82,87 Euro) herausgekommen, der sehr nahe am Höchstpreis von 262 BRL/MWh (83,51 Euro) läge.
Diese Analyse ging jedoch davon aus, dass die meisten Projekteigentümer mit dem Bau der ersten großen Photovoltaik-Kraftwerke des Landes eine Rendite von 13 % (nach Steuern) anstrebten.
BNEF erklärte seinen Kunden jedoch vor der Versteigerung, bisherige Auktionen für erneuerbare Energien in Brasilien hätten gezeigt, dass ein „irrationales“ Bieten üblich sei und der Auktionspreis unter diesen Umständen erheblich fallen könnte.
„Bei den ersten Auktionen, bei denen hauptsächlich Windprojekte einen Zuschlag erhielten, gab es einen starken Wettbewerb zwischen den Projekten. Die Gebote sanken, die Renditen auch“, kommentiert die BNEF-Analystin Helena Chung aus São Paulo.
„Etwas Ähnliches geschah bei dieser Solar-Auktion. Das geringste Gebot betrug 200,80 BRL/MWh (64 Euro). Bei diesem Vorhaben wird die Rendite wohl nur rund 8 % betragen.“
BNEF-Analysten rechnen mit mehreren zehn Gigawatt Zubau
„Der Photovoltaik-Ausbau beginnt in Brasilien gerade, hat aber ein gigantisches Potenzial. Wir rechnen mit mehreren zehn Gigawatt bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts“, sagte Michel Di Capua.
„Investoren streben in der Regel hohe Renditen an, wenn sie mit einer relativ neuen Technologie in einen neuen Markt einsteigen. Aber in diesem Fall scheint die Versuchung, der Erste im brasilianischen Photovoltaik-Markt zu sein, selbst mit niedrigeren Renditen, doch zu unwiderstehlich.“
06.11.2014 | Quelle: BLOOMBERG NEW ENERGY FINANCE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH