Markus Elsässer: Die Intersolar entwickelt sich zur Plattform für die gesamte neue Energiewelt

Portrait Markus ElsässerFoto: Solar Promotion GmbH
Intersolar-Chef Markus Elsässer
Markus Elsässer, Geschäftsführender Gesellschafter des Messeveranstalters Solar Promotion GmbH, ist Mitgründer und Organisator der Intersolar. Kurz vor der diesjährigen Intersolar Europe, die vom 31. Mai bis 2. Juni in München ihre Pforten öffnet, spricht er im Interview mit dem Solarserver über seine Erwartungen, Ideen und Strategien.

Solarserver: Die Intersolar ist Ihr Baby, Sie waren 1991 im Gründerteam, haben aus der kleinen lokalen Solarausstellung in Pforzheim mit Ihren Leuten im Laufe eines Vierteljahrhunderts die Münchener Weltmesse mit Ablegern auf mehreren Kontinenten gemacht. Sie mussten auch erleben, wie die Messe nach den Boomjahren 2010/2011in Deutschland wieder deutlich geschrumpft ist. Was ist ihr persönlicher Maßstab: Wie muss eine Intersolar sein, damit Sie mit ihr zufrieden sind?

Markus Elsässer: Uns ging es von Anfang an darum, mitzuhelfen, den Anteil der Solarenergie an der Energieversorgung zu erhöhen – zunächst auf lokaler Ebene, später im nationalen Bereich und ab einem gewissen Zeitpunkt international. Wir hatten in dieser Zeit natürlich eine Phase – in den ersten Jahren – in der es erstmal darum ging, Bewusstsein für die Möglichkeiten der Solarenergie zu schaffen. Zu Beginn unserer Aktivitäten gab es ja keine große Industrie – die kam dann erst mit dem Erneuerbare Energien Gesetz ab dem Jahr 2000. In dieser Zeit hat sich der Markt komplett verändert. Er wurde von einem nationalen Markt schnell zu einem Weltmarkt. Wir haben immer versucht, in allen Phasen dieser Entwicklung mitzuhelfen und eine Plattform für die Akteure zu bieten. Letztlich ging es uns stets darum, den Prozess zu beschleunigen, erneuerbare Energien in den Markt zu bringen, Multiplikatoren und weitere Akteure zu erreichen. Daran haben wir immer mitgewirkt. Und wir haben eigentlich in jedem Jahr, in dem wir diese Plattform in Deutschland oder weltweit angeboten haben, immer das Gefühl gehabt, dass wir einen Beitrag dazu leisten konnten.

Darauf können Sie im Rückblick stolz sein. Worauf sind Sie in der Vorausschau auf die kommende Intersolar, die Ende Mai in München beginnt, besonders stolz?

Wir sind jetzt mit den erneuerbaren Energien insgesamt mitten im Markt angekommen. Wir werden die Veranstaltung darum weiterentwickeln. Wir haben schon in den vergangenen Jahren damit angefangen, die Photovoltaik nicht mehr isoliert zu betrachten. Es geht um Systemlösungen. Die Erneuerbaren sind jetzt so weit, dass sie für die komplette Energieversorgung verantwortlich sein müssen und können. Es geht jetzt darum, integrierte Lösungen anzubieten, die eine Vollversorgung rund um die Uhr das ganze Jahr lang ermöglichen.

Wir sind vor zehn Jahren mit der Intersolar von Freiburg nach München umgezogen. Und in diesen zehn Jahren seit 2008 hat sich der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung in Deutschland von 16 auf etwa 32 Prozent verdoppelt. Das ist eine ungeheure Dynamik, wenn man es mit dem Tempo früherer Veränderungen in der Energiewirtschaft vergleicht. Man wird jetzt auch auf der Messe sehen, dass die Erneuerbaren zunehmend in der Lage sind, dafür Systemlösungen anzubieten. Die Intersolar Europe entwickelt sich im Verbund mit der ees Europe zur Plattform für die gesamte neue Energiewelt und steht nicht mehr nur für Photovoltaik.

Allerdings war es in der Vergangenheit immer Ihr Credo, dass die Intersolar die Solarfachmesse sein sollte. Sie haben sich damit Ende der 90er und Anfang der 2000er Jahre erfolgreich von einigen damaligen Wettbewerbern abgesetzt, die eher das breite Spektrum erneuerbarer Energien abdecken wollten. Wird es mit Ihrem neuen Konzept nicht viel schwieriger, ein einzigartiges Profil zu erhalten? Es gibt schließlich etliche sehr potente Wettbewerber, die aus unterschiedlichen Richtungen kommend, versuchen, genau diese neuen Energiewendethemen zu besetzen?

Naja – wir haben mit der Solarenergie immerhin eine der beiden ganz wesentlichen Säulen der Erzeugungsseite in der Intersolar. Das ist nun mal neben dem Wind die Photovoltaik. Außerdem haben wir schon seit einigen Jahren Batterien und Energiespeicher als eine weitere Säule etablieren können. Wir haben neben der Intersolar mit der ees die größte und führende Messe für Batterien und Energiespeicher in Europa parallel zu Intersolar etablieren können.

Wir haben dann im vergangenen Jahr mit dem Bereich Smart Renewable Energy auch Systemthemen positioniert – durch Foren, Sonderschauen und im Konferenzbereich. Das werden wir uns in Zukunft auch noch stark weiterentwickeln. Also: Die Plattform, die in München stattfindet, wird zunehmend das Thema neue Energiewelt als ganzes in den Fokus nehmen. Aber die einzelnen Themenbereiche werden wir weiterhin fokussiert in Veranstaltungen wie der Intersolar oder der ees zeigen.

Bleiben wir mal bei der Intersolar: Der Weltmarkt für Photovoltaik hat sich in den letzten Jahren von Deutschland und Europa massiv in andere Weltregionen verlagert. Trotzdem ist die Intersolar Europe weiterhin die größte Solarmesse. Ist das nicht paradox? Und glauben Sie, dass die Messe sich diese Führungsrolle in München erhalten kann?

Wir werben nicht damit, dass wir die größte Solarmesse sind. Wir verstehen uns aber als Leitmesse der Branche. Wir sind die internationalste Plattform der Branche. Wir haben Besucher aus über 160 Nationen auf der Messe; es gibt keine andere Veranstaltung, die so international ist. Das ist auch ein Grund, warum die Innovationen der Branche hier gezeigt werden. Ganz viele Neuentwicklungen – sei es im Bereich PV-Module, Systemtechnik, Wechselrichter oder auch im Speicherbereich – werden hier in München präsentiert. Natürlich sind die Produktionsstandorte für Zellen und Module nach Asien abgewandert. Im Batteriebereich ist es ähnlich. Aber man darf nicht vergessen, dass heute ein Drittel der weltweiten PV-Leistung in Europa installiert ist. Wir haben hier hohe Anteile erneuerbarer Energien im Netz. Wir haben daher sehr viel Erfahrung mit Systemtechnik und sind deshalb im Bereich Systemintegration sehr gut positioniert. Das zeigt sich auch auf der Messe: Diese Bereiche wachsen – wir haben in diesem Jahr etwa eine Verdreifachung der Anbieter in, die sich mit intelligenten Verknüpfungen von Erzeugung, Speicherung und flexibler Laststeuerung beschäftigen. Da sind wir als Plattform weiterhin eine weltweit führende Veranstaltung.

Nach all den Jahren spielt bei Ihnen als Messeveranstalter sicher viel Routine mit. Verraten Sie doch mal, was Sie nicht vorausberechnen können! Worauf sind Sie also so kurz vor der nächsten Messe besonders gespannt.

Sicherlich sind viele Abläufe routiniert, denn wir haben ein großes und erfahrenes Team. Aber dadurch, dass sich die Branche so dynamisch wandelt, ist es auch für uns in jedem Jahr eine Herausforderung, darauf entsprechend zu reagieren und auch vorausschauend neue Ideen zu entwickeln, neue Themen und neue Zielgruppen zu erschließen. Denn das dürfen ja die Aussteller zu Recht von uns erwarten. Wenn sich die Aussteller weiterentwickeln in neue Themen hinein – etwa die Sektorenkopplung, um nur mal ein Beispiel zu nennen, bei dem viele Aussteller jetzt Angebote schaffen – dann geht es natürlich darum, dass wir die Zielgruppen dafür erreichen. Da sind wir gerade in einem starken Veränderungsprozess als Messe, um uns zur Plattform der neuen Energiewelt weiterzuentwickeln – mit den starken Säulen Photovoltaik, Speicher und weiteren Themen, die wir in nächster Zeit auf den Weg bringen werden.

Persönliche Frage zum Schluss: Darf man annehmen, dass Sie die Messe in diesem Jahr absichtlich vor das Pfingstwochenende gelegt haben?

Ich werde dann jedenfalls erstmal ein paar Tage nicht im Büro sein!

18.05.2017 | Quelle: solarserver | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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