DLR: Sonnensegel für interplanetare Reisen zu besichtigen
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) präsentiert auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) vom 06.06. bis zum 12.06.2000 in Berlin Technologien für interplanetare Reisen. Gemeinsam mit der europäischen Weltraumorganisation ESA und der deutschen Raumfahrtindustrie wird nach dem Motto „Erlebnis Raumfahrt“ eine faszinierende Erlebniswelt rund um das Thema Weltraumforschung angeboten.
Die Zukunft interplanetaren Reisens kündigt sich auf der ILA in Halle 9a an. Dort wird ein neuartiges, ultraleichtes „Sonnensegel“ vorgestellt. DLR und ESA sowie INVENT GmbH als industrieller Partner entwickeln gemeinsam diesen treibstofflosen Satellitenantrieb durch Lichtdruck. Ermöglicht wird ein solcher Antrieb für Raumfahrzeuge durch Reflexion des Sonnenlichts an einem Sonnensegel in Ultraleichtbauweise. Die visionäre Idee des Sonnensegelns im Weltraum an sich ist relativ alt: Dieses Prinzip wurde bereits in den 20er Jahren von dem russischen Raumfahrt-Pionier Konstantin Ziolkowski sowie vom deutschen Ingenieur Hermann Oberth vorgeschlagen. Doch die Realisierung geeigneter und sinnvoller Segelgrößen von bis zu 100m x 100m ist erst heute durch signifikante Fortschritte bei entfaltbaren Strukturen sowie durch Entwicklungen im Bereich miniaturisierter Subsysteme und Nutzlasten möglich. Um den Lichtdruck, basierend auf der Impulsübertragung der Photonen auf das verspiegelte Segel, effizient nutzen zu können, ist eine extreme Leichtbauweise erforderlich.
Im DLR wurde vor kurzem im Rahmen eines ESA-Projektes weltweit erstmalig demonstriert, dass ein solches „Solar Sail“ mit einer Größe von rund 20 mal 20 Meter mittels ausfahrbarer Kohlefasermatten entfaltet werden kann. Diese Technologie könnte eine Lücke bei den Antriebsoptionen für die Erkundung unseres Sonnensystems sowie für Ziele jenseits des Planeten Pluto schließen. Mögliche Missionsziele von Sonnenseglern im nächsten Jahrhundert könnten der Merkur sowie Kometen und Asteroiden unseres Sonnensystems sein. Gerade bei den letztgenannten kleineren Körpern werden durch Segler mehrere Rendezvous innerhalb einer Mission und die Rückführung von Bodenproben zur Erde ermöglicht. Sonnensegler können ferner auch in eine nahe Umlaufbahn um die Sonnenpole gelangen, und so die kontinuierliche Beobachtung unseres Zentralgestirns aus einer bisher nicht erreichten Nähe ermöglichen. Dies scheint derzeit weder mit chemischen noch mit elektrischen Ionenantrieben möglich. Schließlich wird u.a. bei NASA daran gedacht, in fernerer Zukunft mit Sonnenseglern unser Sonnensystem mit sehr hohen Geschwindigkeiten zu verlassen, um schnelle Missionen in den interstellaren Raum zu ermöglichen.
Ansprechpartner auf der ILA:
Peter Zarth Tel.: 0171/7618412; Andreas Schütz Tel.: 0171/3126466
Pressestelle DLR Köln-Porz, Tel.: 02203/601/2116, Fax: 02203/601/3249 E-Mail: pressestelle@dlr.de
Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Köln, 02.06.2000.