Neue Studie: Ölreserven in 10 bis 20 Jahren knapp
Eine deutliche Verknappung billigen Rohöls ist noch in diesem Jahrzehnt zu erwarten. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich in Berlin vorgestellte Studie der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik. Die Untersuchung „Fossile Energiereserven und mögliche Versorgungsengpässe aus europäischer Perspektive“ beschreibt, dass die Förderung von billigem Öl schon in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen wird. Gleichzeitig soll der weltweite Erdölverbrauch jährlich um 1,5 bis 2 Prozent steigen. Ein drastisch ansteigender Ölpreis wäre die Folge. Die Abhängigkeit von der OPEC wird, so die Studie, noch viel größer werden als heute, da vor allem die Ölförderung außerhalb der OPEC zurückgehe. Als Folge künftiger Ölkrisen werden weltweite politische, soziale und wirtschaftliche Spannungen zu befürchtet.
Die Bundestagsabgeordneten Hans-Josef Fell (Bündnis 90/Die Grünen) und Ulla Burchardt (SPD) zogen in einer Presseerklärung erste Schlußfolgerungen: „Wir müssen die Abhängigkeit vom Öl deutlich verringern. Es muss uns daher in möglichst kurzer Zeit gelingen, den Ölverbrauch in Gebäuden und den von Benzin und Diesel im Verkehr deutlich zu senken. Der Einstieg in erneuerbare Energie muss weiter beschleunigt werden.“
Konkret zeigt die Studie nach Ansicht der beiden Abgeordneten, die auch Berichte für das Büro für Technikfolgenabschätzung (TAB) des Bundestages liefern, dass jährlich nur noch ein Bruchteil jener Menge an billigem Öl gefunden werde, die weltweit verbraucht wird. Die 400 größten Ölfelder der Welt enthielten mehr als 75 Prozent des insgesamt gefundenen Erdöls. Diese Felder seien fast alle älter als 30 Jahre. 90 Prozent der Weltölproduktion stamme aus Feldern, die länger als 20 Jahre bekannt seien. Bereits heute hätten die Staaten außerhalb der OPEC das Produktionsmaximum erreicht; die meisten großen Ölfelder hätten dieses zudem schon überschritten. In Deutschland war das Produktionsmaximum schon 1968 erreicht, in den USA 1971, in Rußland 1988 und in Großbritannien wird es vermutlich 1999 erreicht sein.
Die Vertreter der Regierungskoalition erwarten mit dem Überschreiten des später folgenden weltweiten Maximums einen dauerhaften Strukturbruch und interpretieren den diesjährigen starke Ölpreisanstieg als Vorzeichen einer bevorstehenden Ölkrise. Dabei stützen sie sich auch auf die Aussage der zweitgrößten kanadischen Bank. Die Canadian Imperial Bank of Commerce (CIBC) halte es sogar für wahrscheinlich, dass die weltweite Erdölproduktion in den nächsten zehn Jahren um zehn Prozent, außerhalb der OPEC sogar um 20 Prozent zurückgehe.
Quelle: Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, 22.10.2000