Problem Atommüll weltweit ungelöst
„Nirgendwo gibt es ein sicheres Endlager für Atommüll!“ Das erklärten übereinstimmend Atomexperten, Umweltschützer und Politiker aus Frankreich, Schweden, Finnland, den USA, Australien, Russland und Deutschland auf einer Greenpeace-Veranstaltung in Dannenberg/Elbe. Die Referenten berichteten am 09.11.2002 über die Atommüll-Situation in ihren Ländern und forderten die Regierungen auf, die Produktion von radioaktiven Abfällen sofort zu stoppen. Die Veranstaltung fand anlässlich des bisher größten Castortransports mit hoch radioaktiven Abfällen statt. Er wird diese Woche aus der französischen Plutoniumfabrik La Hague nach Gorleben starten.
Die US-Regierung behaupte, sie habe mit Yucca Mountain in Nevada ein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll gefunden, kritisiert Judy Treichel, Geschäftsführerin der Nevada Nuclear Waste Task Force. Sie hält das für Propaganda: „Um Yucca Mountain als Lösung zu verkaufen, hat die Regierung alle Vorschriften so lange geändert, bis sie auf den Berg in der Wüste passten. Dabei wurden negative Erkundungsbefunde wie etwa die Gefahr von Erdbeben vom Tisch gewischt. Die ablehnende Haltung der Bevölkerung wurde ignoriert.“
Auch die finnische Regierung glaube, die Endlagerfrage gelöst zu haben, kritisiert Matti Kojo von der Universität Tampere. 2001 habe die Gemeinde Eurajoki an der Südwestküste Finnlands nach Angaben der Regierung dem Bau eines Endlagers zugestimmt. Dort befinden sich bereits zwei von Finnlands vier Atomkraftwerken. Kojo widerspricht dieser Darstellung: „Bis 1994 wollte die Gemeinde noch kein Atommüll-Endlager haben. Erst nach Zahlung von sieben Millionen Euro und zum Beispiel dem Bau von Altersheimen änderte sich die Meinung in der Gemeinde. Die Leute wurden von den Atomfirmen praktisch gekauft. Kein einziges technisches Sicherheitsproblem ist bisher gelöst.“ Trotzdem soll 2010 die Baugenehmigung erteilt werden und das Endlager 2020 in Betrieb gehen.
In Russland werden laut Greenpeace jegliche Sicherheitsstandards im Umgang mit Atommüll ignoriert. So werde in Sibirien flüssiger Atommüll in Hohlräume im felsigen Untergrund verpresst. Wladimir Tschuprow, Greenpeace-Atomexperte in Moskau, befürchtet, dass Russland irgendwann als internationale Atommüllkippe herhalten muss: „Die russische Regierung will ausländischen Atommüll im großen Stil importieren. 2001 hat das russische Parlament ein entsprechendes Atom-Importgesetz verabschiedet. Eine Volksabstimmung über die Pläne wurde von der russischen Regierung verhindert.“ Reaktorbetreiber aus der Schweiz, Taiwan, Frankreich und Deutschland wollen ihren Atommüll nach Russland bringen. Tschuprow: „Die Menschen in Russland wollen keinen Atommüll aus dem Ausland. Russland kann nicht einmal seinen eigenen Atommüll sicher entsorgen.“
Mathias Edler von Greenpeace Deutschland kritisierte, dass die rot-grüne Bundesregierung in punkto Endlager die Weichen auf Gorleben stelle, obwohl der Salzstock bereits seit 1981 als ungeeignet und unsicher gelte. Edler: „Jeder Castor-Behälter, der nach Gorleben gebracht wird, zementiert hier den Salzstock als künftiges Endlager.“
12.11.2002 Quelle: Greenpeace e.V.