Strom aus der Tiefe: Startschuss für erstes Erdwärmekraftwerk Deutschlands
Das erste Geothermiekraftwerk Deutschlands, das auch Strom produziert, wird ab Herbst 2003 im mecklenburgischen Neustadt-Glewe in Betrieb gehen. Die Berliner Bewag AG, ein Unternehmen der Vattenfall Europe AG, entwickelte das Projekt und gab das Herzstück, die Turbine mit einer elektrischen Leistung von über 200 Kilowatt (300 PS), jetzt bei der GET GmbH Unterlemnitz (Thüringen) in Auftrag. In das neue Kraftwerk, das 100 Prozent regenerativen Strom erzeugen soll, werden insgesamt rund 800.000 Euro investiert, berichtet die Bewag Ag in einer Pressemitteilung.
Geothermie oder Erdwärme zählt zu den erneuerbaren Energien. Dabei wird die Wärme im Erdinnern genutzt, die mit zunehmender Tiefe steigt. In Mitteleuropa nimmt die Temperatur um etwa 3 °Celsius (C) pro 100 Meter Tiefe zu. Grundlage der Nutzung der Erdwärme ist eine wasserführende Gesteinsschicht im Erdinnern. Diese Voraussetzung erfülle der Standort in Neustadt-Glewe, wo seit 1994 ein geothermisches Heizwerk zur Fernwärmeversorgung betrieben wird. Das neue Kraftwerk wird mit 98 °C heißem Wasser aus 2.200 Meter Tiefe gespeist. Das Wasser gibt seine Energie über Wärmetauscher an den Turbinenkreislauf ab. Da dies für die Kraftwerkstechnik zur Stromerzeugung eine relativ niedrige Temperatur ist, wird ein organischer Stoff zur Erzeugung von Turbinendampf genutzt, der bereits bei zirka 30 °C siedet.
Das Erdwärmekraftwerk soll über 500 Wohnungen der 7.400 Einwohner zählenden Kleinstadt Neustadt-Glewe voll mit Strom versorgen. Die LanGeo GmbH, ein Tochterunternehmen der EnergieSüdwest AG Landau (Rheinland-Pfalz) managt das umweltfreundliche Kraftwerksprojekt. Vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) wird es gefördert. Mit dem neuen Kraftwerk, insbesondere dem Kraftwerks-Know-how, will Vattenfall Europe erneut eine Vorreiterrolle für die Entwicklung neuer Technologien einnehmen.
24.01.2003 Quelle: Bewag AG