BUND und NABU: Baden-württembergischer Landesregierung fehlt Konzept für naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien

Anlässlich der 28. Naturschutztage vom 3. bis 6. Januar 2004 in Radolfzell am Bodensee fordern die beiden großen Naturschutzverbände die baden-württembergischeLandesregierung auf, ihre Blockadehaltung gegenüber den erneuerbaren Energien zu beenden und stattdessen Konzepte für einen naturverträglichen Ausbau zu entwickeln.   Nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) […]

Anlässlich der 28. Naturschutztage vom 3. bis 6. Januar 2004 in Radolfzell am Bodensee fordern die beiden großen Naturschutzverbände die baden-württembergische
Landesregierung auf, ihre Blockadehaltung gegenüber den erneuerbaren Energien zu beenden und stattdessen Konzepte für einen naturverträglichen Ausbau zu entwickeln.
  Nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) kann der dringend notwendige Ausbau der regenerativen Energien weitgehend im Einklang mit dem Naturschutz erfolgen, heißt es in einer BUND-Pressemitteilung.

„Um den Ausstieg aus der Atomenergie und den für den Klimaschutz notwendigen Abschied von der fossilen Energieerzeugung zu verwirklichen, ist in den nächsten Jahren ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien geboten. Dieser Ausbau darf und muss jedoch nicht zu Lasten des Naturschutzes gehen,“ so Dr. Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg. „Um das Klimaschutzziel und den Erhalt der Biodiversität in Einklang zu bringen, bedarf es jedoch sowohl einer Gesamtkonzeption als auch spezifischer Rahmenbedingungen im Sinne einer guten fachlichen Praxis für die einzelnen Energiesparten, damit nicht – wie bisher – Naturschutz und erneuerbare Energien immer wieder in Konflikt geraten oder gar gegeneinander ausgespielt werden“, betont der NABU-Landesvorsitzende Dr. Stefan Rösler.

Beide Vorsitzenden kritisieren scharf den verbreiteten Missbrauch von
Naturschutzargumenten gegenüber den erneuerbaren Energien. So werde in der Auseinandersetzung um den Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg vielfach mit aus der Luft gegriffenen Zahlen und Halbwahrheiten argumentiert und in ideologischer Weise Stimmung gegen diese im Grundsatz umweltfreundliche Form der Stromgewinnung gemacht. Im Vergleich zu der erschreckenden Zahl von Wildtieren, die jedes Jahr etwa durch den Straßenverkehr, Glasfassaden oder den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft zu Tode kommen, seien die Verluste durch Windkraftanlagen bislang praktisch irrelevant. Wer wie Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) die angebliche Zerstörung des Landschaftsbildes durch Windräder ins Felde führe, müsse sich fragen lassen, ob er bei anderen Baumaßnahmen, wie etwa Autobahnen, Hochspannungsmasten, Gewerbegebieten und Mobilfunkmasten, mit gleicher Elle messe. „Die aktuelle Debatte um die Windenergie ist in
Teilen scheinheilig“, so Dahlbender und Rösler übereinstimmend.

Nach Ansicht der Umweltverbände benötigt Baden-Württemberg einen intelligenten Mix aller erneuerbaren Energien. „Wir brauchen Strom aus Wasserkraft und Sonne ebenso wie aus Wind, Biomasse und Geothermie, um die im Umweltplan des Landes beschlossenen Klimaschutzziele erreichen zu können. Je schneller auch in Baden-Württemberg die Energiewende eingeleitet wird, desto sozialverträglicher kann der Wechsel vollzogen werden“, betonen Dahlbender und Rösler.

Unstrittig sei, dass jeder Ausbau und Betrieb von Anlagen zur Energieerzeugung – auch wenn es sich dabei um erneuerbare Energien handele – mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden sei. Diese Belastungen müssten durch die Auswahl geeigneter Standorte und entsprechende Maßnahmen minimiert und nach Möglichkeit ausgeglichen werden. Dabei dürften jedoch keine anderen Maßstäbe angelegt werden als bei anderen Baumaßnahmen.

Trotz der grundsätzlichen Forderung zum konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien sehen BUND und NABU die zusätzliche Notwendigkeit, den Energieverbrauch deutlich zu verringern: „Auch wenn grüner Strom aus der Steckdose kommt, darf dieser nicht verschwendet werden,“ fordert Dahlbender. Auch die Landesregierung müsse wesentlich stärkere Anstrengungen beim Energiesparen unternehmen. „Zumal der Dreiklang aus Energiesparen, Energieeffizienz und dem Ausbau der erneuerbaren Energien nicht nur energiepolitisch und naturschutzpolitisch Sinn macht, sondern auch die meisten Impulse für den Mittelstand und das heimische Handwerk bringt „, so Rösler.

08.01.2004   Quelle: BUND, NABU; Landesverbände Baden-Württemberg

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