Klimaforscher der ETH Zürich: Rekordsommer werden zur Regel

Die Hitzewelle des letzten Sommers in Europa hat die Klimaforscher weltweit vor neue Fragen gestellt, denn die hohen Temperaturen passen nicht in die bestehenden Klimaaufzeichnungen. Forschende der Eidgenössischen technischen Hochschule (ETH) Zürich und von MeteoSchweiz haben nun herausgefunden, dass nicht nur von einer allgemeinen Erhöhung der Temperaturen ausgegangen werden muss, sondern auch von größeren Schwankungen […]

Die Hitzewelle des letzten Sommers in Europa hat die Klimaforscher weltweit vor neue Fragen gestellt, denn die hohen Temperaturen passen nicht in die bestehenden Klimaaufzeichnungen. Forschende der Eidgenössischen technischen Hochschule (ETH) Zürich und von MeteoSchweiz haben nun herausgefunden, dass nicht nur von einer allgemeinen Erhöhung der Temperaturen ausgegangen werden muss, sondern auch von größeren Schwankungen der sommerlichen Temperaturmittelwerte.   Hitzeperioden wie im vergangenen Sommer werden demnach in Europa künftig häufiger auftreten, heißt es in einer Pressemitteilung der ETH. Die Studie wird in der kommenden Ausgabe von „Nature“ veröffentlicht.

Mit Temperaturen von fünf Grad Celsius über dem langjährigen Mittel hat der Sommer 2003 viele frühere Temperaturrekorde gebrochen. Waldbrände, gravierende Ernteausfälle, Wassermangel und Hitzeopfer waren die Folgen. Den Forschern stellt sich deshalb die Frage, wie ein derart ungewöhnliches Klimaereignis in die langjährigen Beobachtungen einzuordnen ist und wie es sich erklären lässt. Die ETH-Forscher präsentieren eine mögliche Erklärung. Ihre Studie, die der Schweizer Nationalfonds und das EU-Projekt PRUDENCE finanziert haben, wird in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Nature“ veröffentlicht.

Klimaschwankungen werden zunehmen

ETH-Professor Christoph Schär vermutet den Grund für die außergewöhnlichen Bedingungen des vergangenen Sommers in einer Zunahme der Klimavariabilität, das heißt, das Klima kann von Sommer zu Sommer stark schwanken. Als Folge der Klimaänderung können nicht nur die Durchschnittstemperaturen ansteigen, sondern auch die Schwankungen um den Mittelwert zunehmen. Dadurch werden extrem heiße Sommer wahrscheinlicher. Gegen Ende des Jahrhunderts könnten sehr heiße Sommer eher die Regel als die Ausnahme darstellen. „Unsere Modellrechnungen zeigen, dass ungefähr jeder zweite Sommer in Europa gleich warm oder wärmer ausfallen dürfte als jener des Jahres 2003. Ähnliches gilt für die geringen Niederschlagsmengen“, so Christoph Schär. Abgesehen von der zu erwartenden Erhöhung des Temperaturmittelwerts werde es auch weiterhin von Zeit zu Zeit kühle, verregnete Sommer geben.

Probleme bei der Anpassung an die Klimaänderung

Die zunehmende Variabilität des Sommerklimas wird es erschweren, sich längerfristig an die Klimaänderung anzupassen, so die ETH. Auf eine gleichmäßige Erwärmung könnte man sich teilweise einstellen, zum Beispiel durch den Anbau anderer landwirtschaftlicher Kulturen. Schwanken die Temperaturen jedoch von Sommer zu Sommer, werde dies die Entwicklung von Anpassungsstrategien erschweren.

Neuartiges Klimamodell eingesetzt

Die Berechnungen der Forschenden stützen sich auf ein Szenario für den Zeitraum von 2071 bis 2100. Dieses geht davon aus, dass sich die Treibhausgas-Konzentration gegenüber heute verdoppelt. Für die Ermittlung ihrer Projektionen setzte das Forscherteam der ETH ein neuartiges regionales Klimamodell ein, das gegenüber den gebräuchlichen globalen Zirkulationsmodellen eine wesentlich feinere Beschreibung von Klima und Wasserkreislauf erlaubt. Obwohl die Berechnungen für eine Periode gemacht wurden, die 70 Jahre vor uns liegt, kann nach Ansicht der Forschenden der Sommer 2003 in Europa mit den Projektionen für das letzte Drittel dieses Jahrhunderts verglichen werden. Statistisch gesehen liegt der Rekordsommer ungefähr in der Mitte der zu erwartenden Bandbreite von Temperaturen und Niederschlägen. Mit anderen Worten: der letzte Sommer ist ein Vorbote dessen, was uns in der Zukunft erwarten könnte.

26.01.2004   Quelle: ETH Zürich

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