„Yoda-Gutachten“: Germanwatch fasst zusammen und liefert Hintergrundinformationen

Der PENTAGON-Bericht über abrupte Klimaänderungen („Yoda-Gutachten“) wurde in der vergangenen Woche in vielen Medien präsentiert. Meist sei in sehr ausgewogener Weise über das Papier berichtet worden, stellt Germanwatch e.V. in dem aktuellen Rundbrief KlimaKompakt Spezial fest. Manche der Berichte hätten die Aussagen des Papiers aber undifferenziert wiedergegeben, so dass er von Gegnern eines ernsthaften Klimaschutzes, […]

Der PENTAGON-Bericht über abrupte Klimaänderungen („Yoda-Gutachten“) wurde in der vergangenen Woche in vielen Medien präsentiert. Meist sei in sehr ausgewogener Weise über das Papier berichtet worden, stellt Germanwatch e.V. in dem aktuellen Rundbrief KlimaKompakt Spezial fest. Manche der Berichte hätten die Aussagen des Papiers aber undifferenziert wiedergegeben, so dass er von Gegnern eines ernsthaften Klimaschutzes, die den Originalbericht selbst nicht gelesen haben, als „Klimahysterie“ gebrandmarkt werden könnte. Germanwatch hat in KlimaKompakt die zentralen Aussagen des Berichtes herausgearbeitet und eine Liste mit Internet-Links erstellt, welche die Quellen sowie diverse Medienberichte erschließt.  Der Bericht über die Auswirkungen abrupter Klimaänderungen wurde im Oktober 2003 im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums erstellt und gelangte durch eine Indiskretion vor wenigen Tagen an die Medien. Bei Papier handle es sich nicht um eine wissenschaftliche Studie, sondern um ein Szenario, das unter anderem auf der Befragung von neun nicht namentlich genannten Klimawissenschaftlern beruhe, so Germanwatch. Das Zukunftsmodell konzentriere sich auf das zwar relativ unwahrscheinliche, aber dennoch mögliche und dann katastrophale Ereignis eines schon in wenigen Jahren eintretenden plötzlichen Klimawandels durch Veränderungen des Golfstroms.

Der Bericht zeige die Konsequenzen, wenn Gesellschaften, ohne darauf vorbereitet zu sein, mit den Folgen von starken Klimaänderungen konfrontiert werden, wie sie während der gesamten Zeitdauer der menschlichen Zivilisation noch nie aufgetreten sind. Ganz in der Tradition militärischer Bedrohungsstudien werde ein ausgeprägtes Katastrophenszenario aufgebaut, für das eine seriöse Sicherheitspolitik gewappnet sein müsse.

Die zwei zentralen Aussagen des Berichtes lauten:

1.) Wir müssen im 21. Jahrhundert mit einer sehr starken globalen Erwärmung rechnen. Die Zusammenfassung beginnt mit dem Satz: „There is substantial evidence to indicate that significant global warming will occur during the 21st century.“

2.) Der Klimawandel könnte nicht nur kontinuierliche, sondern auch abrupte Veränderungen mit sich bringen, zum Beispiel ein Abschwächen der nordatlantischen Meereszirkulation, gefolgt von deren Kollaps. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Szenario eintritt, ist zwar gering, aber die Möglichkeit besteht. Und die Folgen für die Ernährungssicherheit und den Zusammenhalt von Gesellschaften wären so dramatisch, dass man sich schon jetzt ernsthaft damit beschäftigen muss, da es vitale Sicherheitsinteressen der USA berühren würde („… would challenge United States national security in ways that should be considered immediately“).

Wissenschaftlich gesehen seien diese Feststellungen nichts neues, stellt Germanwatch fest. Sie könnten nun allerdings über den Umweg der Sicherheitspolitik einen merklichen Einfluss auf die US-Klimapolitik haben. „Denn zum einen stammen sie nicht aus einer beliebigen Quelle, sondern aus einem vom Pentagon in Auftrag gegebenen Bericht. Und auch im Pentagon war nicht irgendeine Abteilung der Auftraggeber, sondern es war Andrew Marshall persönlich. Marshall ist Direktor des „Office of Net Assessment“ des US- Verteidigungsministeriums und einer der angesehensten „Think-tanks“ der US-Sicherheitspolitik. Zum anderen ist die US-Politik inzwischen dafür sensibilisiert, sich auch auf unwahrscheinliche Ereignisse einstellen zu müssen, wenn ihre Folgen die vitalen Sicherheitsinteressen des Landes in dramatischer Weise berühren – spätestens seit den vorher nicht als wahrscheinlich geltenden Terrorangriffen auf das World Trade Center (und
zeitgleich, wie inzwischen schon fast wieder in Vergessenheit geraten,
auf das Pentagon-Gebäude)“, heißt es in KlimaKompakt.

Kritikwürdig, aber angesichts der Position der US-Regierung nicht ganz
unerwartet, ist laut Germanwatch nicht die Berichterstattung der Medien sondern die Tatsache, dass die im Yoda-Gutachten vorgeschlagenen Schritte zwar verschiedene Anpassungsmaßnahmen enthalten, dass aber die Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes nur ziemlich versteckt empfohlen werde.

LINKS ZUM THEMA:

Die Zusammenfassung des Papiers (d.h. die Seiten 1 bis 3) finden Sie unter:
http://www.ems.org/climate/exec_pentagon_climate_change.pdf [50 KB]

Das komplette Papier (22 Seiten) finden Sie unter:
http://www.ems.org/climate/pentagon_climate_change.pdf [900 KB]

Berichterstattung in den deutschen und internationalen Medien (Auswahl)

* Deutschlandfunk, 24.2.04: „Klimawandel schlimmer als Terrorgefahr“
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/242533/
(dort auch als Audiodatei verfügbar)

Spiegel Online: PENTAGON-STUDIE: Yodas apokalyptische Visionen unter http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,287518,00.html

* The Nation / Mark Hertsgaard, 12.2.04: „A New Ice Age?“
http://www.markhertsgaard.com/Articles/2004/NewIceAge

* The Independent, 10.2.04: „Independent UK Global warming will plunge Britain into new ice age 'within decades'“
http://www.bluewaternetwork.org/news_stories/gw_1-25-04_ukindependent.pdf [25 KB]

* The Observer, 22.2.04: „Now the Pentagon tells Bush: climate change will destroy us“
http://observer.guardian.co.uk/international/story/0,6903,1153513,00.html

Weitere Infos: http://www.germanwatch.org/

01.03.2004   Quelle: Germanwatch e.V.

Beliebte Artikel

Schließen