Nutzung der Erdwärme künftig fast überall in Deutschland möglich

Mit Beginn der zweiten Tiefenbohrung geht das Projekt zur Erschließung von Erdwärme nach dem Hot-Dry-Rock(HDR)-Verfahren in Bad Urach bei Stuttgart in die Endphase. In dem deutschlandweit führendenProjekt, über das sich Bundesumweltminister Jürgen Trittin und Baden-Württembergs Umweltminister Ulrich Müller am 27.02.2004 vor Ort informieren, wurde das HDR-Verfahren weiterentwickelt. Die Uracher Erkenntnisse können Risiko und Kosten der […]

Mit Beginn der zweiten Tiefenbohrung geht das Projekt zur Erschließung von Erdwärme nach dem Hot-Dry-Rock(HDR)-Verfahren in Bad Urach bei Stuttgart in die Endphase. In dem deutschlandweit führenden
Projekt, über das sich Bundesumweltminister Jürgen Trittin und Baden-Württembergs Umweltminister Ulrich Müller am 27.02.2004 vor Ort informieren, wurde das HDR-Verfahren weiterentwickelt. Die Uracher Erkenntnisse können Risiko und Kosten der Erschließung von Erdwärme deutlich senken und ermöglichen, geothermischen Strom fast überall in Deutschland zu nutzen, berichtet die EnBW Energie Baden-Württemberg AG in einer Pressemitteilung.
  Erdwärme ist ständig verfügbar und nicht von der Tageszeit und vom Wetter abhängig. Sie ist nahezu überall vorhanden und nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich. Ihre Nutzung ist äußerst umweltfreundlich, da keine Verbrennung stattfindet und so kein CO2 freigesetzt wird. Erdwärmekraftwerke haben zudem nur einen geringen Flächenbedarf.

Die Stadtwerke Bad Urach mit den Industriepartnern EnBW AG und REpower Systems AG leisten einen wesentlichen Beitrag in der Erprobung neuer Technologien zur nachhaltigen Energieversorgung. Ab 2005 können rund 2000 Haushalte in Bad Urach mit Strom sowie Kureinrichtungen und Gewerbe der nahen Umgebung mit Wärme versorgt werden. Das Projekt wird maßgeblich mit Mitteln aus dem Zukunfts-Investitions-Programm (ZIP) der Bundesregierung gefördert. Im Untergrund der Kurstadt am Rand der Schwäbischen Alb liegt in 3500-4400 Meter Tiefe bei Temperaturen von über 170 Grad ein gewaltiger Energieschatz verborgen. Seit Mitte der 1970er Jahre arbeiten Wissenschaftler und Ingenieure in Bad Urach daran, die Erdwärmevorräte zu erkunden und die Fördertechnik zu verbessern, um dieses gewaltige Energiepotenzial verfügbar zu machen.

„Unsere Stadt will in der Erschließung von umweltfreundlicher Energie mit gutem Vorbild vorangehen“, betont Bürgermeister Markus Hase. „Unser Pioniergeist, unsere Beharrlichkeit und Ausdauer haben wesentlich zum jetzigen Durchbruch im HDR-Verfahren und damit der geothermischen Stromerzeugung beigetragen“, so Hase weiter. Die generelle Machbarkeit des HDR-Verfahrens wurde im europäischen HDR-Projekt in Soultz sous Forêts im Oberrheingraben 1997 nachgewiesen. Die Stadtwerke Bad Urach sind seit Mitte der 1980er Jahre als Teil der deutschen wissenschaftlichen Arbeitsgruppen in Soultz beteiligt.

Das HDR-System funktioniert nach einem einfachen Prinzip. Es besteht aus zwei Tiefenbohrungen und einem unterirdischen Wärmetauscher. In ein Bohrloch wird kaltes Wasser eingeleitet, das in der Tiefe ein System von Gesteinsrissen durchläuft. Dort erwärmt es sich und wird als heißes Wasser über das zweite Bohrloch wieder an
die Oberfläche gefördert. Hier gibt es seine Energie an ein kompaktes Kraftwerk ab und wird wieder in die Erde geleitet.

Langfristiges Potenzial der Erdwärmenutzung 300 Milliarden kWh

Erst jüngst habe der aktuelle Sachstandsbericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag bestätigt, dass die Erdwärme in Deutschland bei einer nachhaltigen Nutzung ein jährliches Potenzial von 300 Milliarden Kilowattstunden habe, so die EnBW AG. Dies mache mehr als 50 Prozent der gegenwärtigen Stromerzeugung Deutschlands aus. „Die Fortschritte aus Bad Urach machen die HDR-Technologie zu einem aussichtsreichen Verfahren für umweltgerechten Strom aus Erdwärme und erschließen ihm ein riesiges Potenzial“, freut sich Prof. Dr.-Ing. Thomas Hartkopf, Technikvorstand der EnBW. Die bislang relativ unbekannte Geothermie sei eine grundlasttaugliche erneuerbare Energiequelle und bisher unterschätzt worden. Im Interesse einer nachhaltigen und Klima schonenden Energiebereitstellung setze EnBW als großes deutsches Energieunternehmen daher auf die Möglichkeiten der Geothermie: Nach erfolgreicher Erschließung des Reservoirs ist beabsichtigt, ein Pilotkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von ca. 1 Megawatt zu errichten.

02.03.2004   Quelle: EnBW Energie Baden Württemberg AG

Beliebte Artikel

Schließen