Neue Untersuchung: Energiebranche sieht Deregulierung positiv

Die Anbieter von Strom von Gas ziehen weltweit eine optimistische Zwischenbilanz der Bemühungen zur Deregulierung der internationalen Energiemärkte. Das berichtet die Management- und IT-Beratung Capgemini in einer Pressemitteilung: 53 Prozent beurteilen die Entwicklung positiv oder gar sehr positiv, 37 Prozent sind der Meinung, dass sich positive und negative Auswirkungen die Waage halten, und lediglich zehn […]

Die Anbieter von Strom von Gas ziehen weltweit eine optimistische Zwischenbilanz der Bemühungen zur Deregulierung der internationalen Energiemärkte. Das berichtet die Management- und IT-Beratung Capgemini in einer Pressemitteilung: 53 Prozent beurteilen die Entwicklung positiv oder gar sehr positiv, 37 Prozent sind der Meinung, dass sich positive und negative Auswirkungen die Waage halten, und lediglich zehn Prozent sind besorgt.   In Frankreich, wo zum 1. Juli die weitgehende Öffnung des Strommarktes ansteht, seien die Äußerungen positiver als im weltweiten Durchschnitt, während Italien und die Benelux Staaten skeptischer seien. Die Einschätzungen aus Deutschland weichen laut Capgemini hingegen kaum vom weltweiten Durchschnitt ab.

Alle Zahlen beruhen auf einer jährlich herausgegebenen Untersuchung der Management- und IT-Beratung Capgemini. Die Datenbasis bilden mehr als 130 Befragungen von Energieexperten, überwiegend in Top-Managementfunktionen, aus zwanzig Ländern.

Anbieterwechsel für Privatkunden als Wettbewerbshindernis

Im Wettbewerb um die Kunden spielt der Preis weiterhin die größte Rolle, gefolgt vom Kundenservice. Bündelprodukte, die in den letzten Jahren in Deutschland als wichtiges Element innovativer Produktpolitik gesehen wurden, spielen hierzulande kaum noch eine Rolle. Kritisch beurteilen die Befragten den Anbieterwechsel: 40 Prozent klagen über zu häufige Fehler und mangelnde Geschwindigkeit, während die Hälfte der Experten die Kosten für den Wechsel von einem zum anderen Energieanbieter für zu hoch halten.

„Hier könnte eine Hub-Lösung nach dem Vorbild von Australien einen wichtigen Lösungsbeitrag leisten“, sagt Waldemar Grosse, verantwortlich für den Geschäftbereich Utility Market Restructuring bei Capgemini in Deutschland. „Bei dieser Lösung werden alle Anbieterwechsel über eine zentrale, unabhängige Agentur abgewickelt und so ein nachhaltiger und kosteneffizienter Wettbewerb unter den Energieanbietern ermöglicht. Voraussetzung wäre allerdings, dass eine solche Lösung politisch durchsetzbar und von der Energiewirtschaft gewollt ist“, so Grosse weiter.

Unsicherheit über zukünftige Investitionen

Auch wenn die „Blackouts“ des vergangenen Jahres in den USA und Europa nicht vordergründig ein Problem der Energiekapazitäten waren, seien sie doch ein Weckruf im Markt hinsichtlich der zukünftigen Energieversorgung, so Capgemini. Die befragten Energieerzeuger seien zu mehr als der Hälfte (55 Prozent) unsicher darüber, wer die künftigen Anforderungen an Erzeugerkapazitäten festlege. Dabei hätten vor allem regulatorische beziehungsweise politische Maßnahmen einen deutlichen Einfluss auf künftige Investitionsentscheidungen, gefolgt von der Unsicherheit im Hinblick auf die Preise und die Umweltgesetzgebung der Zukunft. Für Deutschland werde in den nächsten Jahren bei geringem inländischem Nachfrageanstieg mit einem moderaten Preisanstieg von weniger als einem Prozent pro Jahr gerechnet. Bedeutende Anteile an den Preiserhöhungen werden dem Einfluss des CO2-Handels sowie den erforderlichen Investitionen in neue Kraftwerke zugeschrieben.

Strom- und Gasmärkte fest in der Hand etablierter Betreiber

Ziel der Deregulierung ist, die Zahl der Anbieter im Markt und den Wettbewerb zu steigern. Die befragten Händler und Erzeuger glauben jedoch nicht an einen in naher Zukunft stark fragmentierten Markt mit einer Vielzahl von Anbietern, unter denen der Kunde wählen kann. Einstimmig gehen rund 60 Prozent der Befragten in beiden Gruppen in zwei Jahren von zwischen vier und sechs relevanten Wettbewerbern auf einem Markt aus. Langfristig sehen sie wieder eine Konzentration. Damit einher geht auch die Aussage, dass 85 Prozent der befragten Unternehmen und Institutionen deutlich weniger neue Marktteilnehmer erwarten als vor der Deregulierung ursprünglich erhofft. Als Grund sehen sie in erster Linie die Vorteile der etablierten Energieversorger in Form guter
bestehender Kontakte im Markt sowie deren Größe und Markt Know-how. Aber auch das Risiko, mit großen Mengen an Energie in einem Markt mit schwankenden Preisen arbeiten zu müssen, stellt laut Capgemini für neue Anbieter eine Markteintrittsschranke dar.

Die vollständige Untersuchung ist im PDF Format im Internet zugänglich unter http://www.de.capgemini.com/presse

20.06.2004   Quelle: Capgemini

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