Michael Mueller: Keine Renaissance der Atomkraft mit der SPD
„Mit der SPD werde es keine Renaissance der Atomkraft geben. Zwar werde heute verstärkt Stimmung für den Bau neuer Atomkraftwerke (AKW) gemacht, die Erfahrung spreche aber dagegen, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Müller. Die Anzahl der AKW in Betrieb oder im Bau geht laut Müller 1993 seit zurück In der Sicherheitstechnik seien Fortschritte gemacht worden – aber ein Super-GAU könne nicht ausgeschlossen werden, so Müller. Das gelte auch für die neue Baureihe EPR.- Nirgendwo in der Welt sei das Entsorgungsproblem gelöst. Und selbst bei einem Ausbau der Atomkraft käme diese Energieform schnell an ihre Grenzen, weil die Reserven an Natururan in rund 25 Jahren erschöpft seien. Die Alternative wäre laut Müller der weltweite Einstieg in die Plutoniumwirtschaft. Damit würden sich die entsprechenden Gefahren jedoch potenzieren, warnt der SPD-Politiker.
Argumente der Befürworter halten keiner Nachprüfung stand
„Die Atomkraftbefürworter argumentieren unter anderem mit der Entwicklung in den USA unter dem 'Atomfreund' George W. Bush. Aber die Argumente stehen auf tönernen Boden: Das Genehmigungsverfahren für das Endlager Yucca Mountain dürfte mindestens noch ein Jahrzehnt dauern, nachdem die Bundesrichter die Pläne aus Sicherheitsgründen gestoppt haben. Die Regierung in Washington hat die zugesagte Kreditbürgschaft für sechs neue Atomkraftwerke zurückgezogen. Jetzt soll es lediglich einen Investitionsschutz für zwei Anlagen geben“, kommentiert Müller die Entwicklung in den USA.
Katastrophenübungen an vielen Standorten, auch an Three Mile Island, hätten ergeben, dass bei einem Terrorangriff keine Evakuierung der Bevölkerung möglich sei, warnt Müller. Außerdem hätten mehr als die Hälfte der amerikanischen Atomkraftwerke keine ausreichende Kapitalrücklage für eine Stilllegung. Schließlich könnten selbst mehrere hundert neue AKW die prognostizierte Zunahme an klimaschädlichem Kohlendioxid nicht verhindern. Keine Behauptung der Befürworter halte also einer Nachprüfung statt.
Brücke in das Solarzeitalter bauen
Noch wichtiger ist laut Müller, dass mit der Atomkraft keine nachhaltige Energieversorgung zu erreichen ist. „Die vier großen Gefahren -Umweltzerstörung, Krieg um Ressourcen, Nord-Süd-Konflikt und großtechnische Risiken – können bei einer Verlängerung der verschwenderischen Energieversorgung nicht entschärft werden“, erklärt Müller. Deshalb werde Deutschlands Umsteuern in Richtung auf erneuerbare Energien und höhere Energie-Effizienz mit großem Interesse beobachtet. „Das ist die Zukunft: Energie vermeiden, wo immer das technisch möglich ist, und schnell die Brücke ins Solarzeitalter bauen“, so Müller.
01.08.2004 Quelle: SPD-Bundestagsfraktion