Verbraucherzentralen: Energiepreise könnten in Milliardenhöhe sinken

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv ) hält eine Senkung der Strom- und Gaspreise allein für Privathaushalte um 11 Milliarden Euro für realistisch. Auch für die Industrie sei eine Entlastung in gleicher Größenordnung möglich, so der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. in einer Pressemitteilung.   Dies würde bedeuten, dass die privaten Haushalte jährlich rund 300 Euro weniger für Strom […]

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv ) hält eine Senkung der Strom- und Gaspreise allein für Privathaushalte um 11 Milliarden Euro für realistisch. Auch für die Industrie sei eine Entlastung in gleicher Größenordnung möglich, so der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. in einer Pressemitteilung.   Dies würde bedeuten, dass die privaten Haushalte jährlich rund 300 Euro weniger für Strom und Gas zahlen müssten, errechneten die Verbraucherzentralen. Voraussetzung sei eine wirksame Regulierung der liberalisierten Strom- und Gasmärkte nach britischem Vorbild. „Eine effektive Regulierung kann durch niedrigere Energiekosten für Industrie und Haushalte einen deutlichen Konjunkturschub auslösen,“ so vzbv-Vorstand Prof. Dr. Edda Müller. „Wir müssen der Stimme der Verbraucher auf den liberalisierten Märkten endlich Gehör verschaffen“, betonte Müller.

Großbritannien: Consumer Watchdogs zum Schutz der Vrebraucher

In Großbritannien gebe es unter anderem für die liberalisierten Märkte für Strom und Gas, Telekommunikation und Post Regulierungsbehörden mit weitreichenden Kompetenzen. Parallel dazu seien so genannte Consumer Watchdogs tätig. Ihr gesetzlicher Auftrag ist, die Interessen der Verbraucher gegenüber den Unternehmen und der Regulierungsbehörde zu vertreten. Gleichzeitig sind sie Anlaufstellen für Verbraucher und bündeln deren Beschwerden. Die Arbeit der Consumer Watchdogs wird durch Lizenzgebühren der Unternehmen und durch öffentliche Mittel finanziert. Allein energywatch habe ein Jahresbudget von 13 Millionen Pfund und beschäftige rund 300 Mitarbeiter. „Ein Energiegipfel beim Regierungschef ohne Verbrauchervertreter wäre in Großbritannien undenkbar“, so Edda Müller.

In Deutschland gebe es mit dem vzbv und seinen Mitgliedsverbänden zwar ein vergleichbares Netzwerk an Watchdog-Organisationen wie in Großbritannien, so der vzbv. Allerdings fehle in Deutschland der klare gesetzliche Auftrag für die Marktüberwachung und Interessenvertretung auf den liberalisierten Märkten sowie die Finanzierung. Im laufenden Gesetzesverfahren für ein neues Energiewirtschaftsgesetz spiele die Organisation und Finanzierung der Vertretung der Verbraucherinteressen keine Rolle: „Eine politische Strategie für eine wirksame Vertretung der Verbraucherinteressen auf regulierten Märkten ist in Deutschland bislang nicht erkennbar,“ sagte vzbv-Vorstand Edda Müller.

So könnten die Energiepreise in Deutschland sinken

Der fehlende Wettbewerb und die mangelnde Regulierung bescheren den Verbrauchern in Deutschland laut vzbv europäische Spitzenpreise bei Strom und Gas. Dies schwäche die Kaufkraft: Gerade die ausbleibende Binnennachfrage wirke in Deutschland als Konjunkturbremse. Mit durchschnittlich 12,6 Cent je Kilowattstunde liege der Strompreis vor Steuern und Abgaben in Deutschland um 50 Prozent höher als in Großbritannien. Dort zahlten Haushaltskunden nur circa 8,4 Cent je Kilowattstunde (vor Steuern). In Großbritannien herrsche seit mehr als zehn Jahren Wettbewerb im Strom- und Gasmarkt. Gleichzeitig überwache eine Regulierungsbehörde die Netzmonopole. Der Regulierungsbehörde sei es gelungen, die Netzkosten real um 50 Prozent zu senken. Der dadurch ermöglichte Wettbewerb habe in Großbritannien dazu geführt, dass über 40 Prozent der Haushaltskunden ihren Stromlieferanten gewechselt hätten. Dies sei ein zehn mal höherer Prozentsatz als in Deutschland.

Sechs Milliarden Euro Kostensenkung beim Strom

Würde der Strompreis in Deutschland durch mehr Wettbewerb und eine Regulierung der Netzmonopole auf das britische Niveau gesenkt, könnten allein die privaten Haushalte in Deutschland über rund sechs Milliarden Euro an zusätzlicher Kaufkraft verfügen. Hinzukämen deutliche Kostenentlastungen für Industrie und Gewerbekunden, errechnete der vzbv.

Auch auf dem Erdgasmarkt gehöre Deutschland zu den Ländern mit dem höchsten Preisniveau für private Haushaltskunden in Europa. Die Preise lägen nicht nur über dem europäischen Durchschnitt von rund 3,5 Cent je Kilowattstunde. Sie lägen mit durchschnittlich etwa 3,9 Cent je Kilowattstunde vor Steuern und Abgaben 50 Prozent über dem britischen Niveau, das rund 2,6 Cent je Kilowattstunde betrage. Würden die deutschen Verbraucher die britischen Erdgaspreise zahlen, könnte die Binnenkonjunktur mit weiteren rund 5 Milliarden Euro gestärkt werden, betont der vzbv.

Ein Hintergrundpapier zur Arbeit der Watchdogs in Großbritannien kann heruntergeladen werden unter http://www.vzbv.de/mediapics/arbeit_watchdogs_27_09_2004.pdf.

01.10.2004   Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Beliebte Artikel

Schließen