BMU veröffentlicht Themenpapier zur „Renaissance der Atomenergie“
„Es gibt internationale Behörden, die dazu da sind Atomkraft zu fördern. Es gibt Unternehmer, die gerne Atomenergie verkaufen. Es gibt Wissenschaftler, die überzeugte Atomfans sind. Es gibt Politiker, die an der Atomkraft hängen. Und es gibt Journalisten, die Atomkraft loben. Wenn nun alle diese Menschen zum selben Zeitpunkt in dasselbe Loblied von der Atomenergie einstimmen, dann dauert es meist nicht lange, bis noch mehr Menschen mitsingen“. So beschreibt das Bundesumweltministerium (BMU) die aktuelle Diskussion über die „Wiedergeburt des Auslaufmodells Atomkraft“. Auf einmal lese man wieder von einer „neuen Strahlkraft“ des Atoms, vom „Irrweg“ und „Sonderweg“ des deutschen Atomausstiegs. Und je öfter man das lese, desto mehr falle auf, dass die Melodie gar nicht neu ist, so das BMU.
Angesichts hoher Ölpreise und des Klimaproblems würden die Verfechter der Atomkraft auf angeblich neue Sachverhalte verweisen, so das BMU. Das Bundesumweltministerium habe sich aus diesem Grund die gängigen Behauptungen genauer angeschaut und nimmt Stellung zu Aussagen, denen zu Folge der Atomausstieg ein deutscher Sonderweg sei, neue Atomkraftwerke sicher seien und Deutschland unabhängiger von teurem Öl machen könnten. Darüber hinaus untersucht das BMU die Thesen, neue Atomkraftwerke würden sich rechnen, das Klima schützen und Versorgungssicherheit schaffen.
Atomkraft oder erneuerbare Energien?
Die „publizistisch angeheizte Debatte über eine globale Renaissance der Atomenergie“ sei nicht das Ergebnis einer veränderten Lage, betont das BMU in seinem Resümee. Sie falle vielmehr in eine Zeit, in der in den großen Energieversorgungsunternehmen (EVU) Entscheidungen über die künftige Kraftwerksstruktur anstünden. Der deutsche Kraftwerksbestand sei besonders im Westen Deutschlands überaltert. Atomkraftwerke würden entsprechend dem zwischen der Bundesregierung und den EVU vereinbarten Ausstiegskonzept nach und nach abgeschaltet.
Investitionsentscheidungen in zweistelliger Milliardenhöhe stünden nun auf der Tagesordnung der EVU. Gleichzeitig habe die Bundesregierung die Weichen für eine ökologische Energiewende gestellt. Der nationale Strom-Mix verändere sich wie seit den siebziger und achtziger des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr. Damals hätten Atomkraftwerke die Struktur der Stromerzeugung verändert, jetzt seien es die unerschöpflichen Energien aus Wind, Sonne, Wasser, Biomasse und Erdwärme. Der einzige Erfolg, auf den die Verfechter einer zweiten Kernenergie-Konjunktur in Europa verweisen können, sei der beschlossene Neubau eines Pilot-Reaktors vom Typ EPR in Finnland, so das BMU.
Nachhaltige Energiewirtschaft: Effizienz und regenerative Energien
„Es gibt für die Bundesregierung keinen Anlass den mit der Stromwirtschaft vereinbarten Ausstieg aus der Kernenergie in Frage zu stellen. Eine veränderte Situation ist nicht erkennbar. Wo doch, spricht die Veränderung eher für eine Beschleunigung der Energiewende. Die Kraftwerke werden im Mittel älter und nicht sicherer. Der islamistische Terrorismus hat Atomkraftwerke in seine Zielplanung aufgenommen. Der Energiehunger der Welt wächst vor allem in den Entwicklungsländern und in politisch instabilen Weltregionen. Dort sind Atomkraftwerke potentielle Angriffsziele für konkurrierende Staaten – und für autoritäre Regime Stationen auf dem Weg zur Bombe. Die Zukunft liegt nicht in der Wiederbelebung einer Risiko-Technik aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Sie liegt in einer nachhaltigen Energiewirtschaft, die auf Effizienz und immer stärker auf regenerativen Energien basiert“, unterstreicht das Themenpapier des BMU.
Das Themenpapier “ Atomkraft: Wiedergeburt eines Auslaufmodells?“ kann als PDF-Dokument (645 kByte, 23 S.) heruntergeladen werden unter http://www.bmu.de/files/themenpapier_atomkraft.pdf
02.11.2004 Quelle: BMU Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH