Gorleben: Greenpeace protestiert auf Förderturm für eine Welt ohne Atomkraft

Aus Protest gegen die Gefahren der Atomenergie haben 20 Greenpeace-Aktivisten in der Nacht vom 8. auf den 9. November 2004 einen 60 Meter hohen Förderturm auf dem Gelände des geplanten Endlagers Gorleben erklommen. Sie spannten ein Banner mit der Aufschrift „Atommüll sicher lagern? ? Hier sicher nicht!“.   Mit Trauerbinden und einem großen Trauerflor nehmen […]

Aus Protest gegen die Gefahren der Atomenergie haben 20 Greenpeace-Aktivisten in der Nacht vom 8. auf den 9. November 2004 einen 60 Meter hohen Förderturm auf dem Gelände des geplanten Endlagers Gorleben erklommen. Sie spannten ein Banner mit der Aufschrift „Atommüll sicher lagern? ? Hier sicher nicht!“.   Mit Trauerbinden und einem großen Trauerflor nehmen die insgesamt 70 Umweltschützer Bezug auf den tragischen Unfall in Frankreich, bei dem vorgestern ein 21-jähriger Atomkraftgegner zu Tode kam. „Atomkraft nimmt keine Rücksicht auf die Belange der Menschen“, sagt Thomas Breuer, Atomexperte bei Greenpeace. „Weder in Frankreich, wo täglich gefährliche Transporte durchs ganze Land gehen, ohne dass die Ängste der Bevölkerung ernst genommen werden, noch hier im Wendland, wo ein Atommüllendlager in einem undichten Salzstock geplant ist.“

Salzstock in Gorleben undicht

Die in Gorleben erwarteten zwölf Castor-Behälter sollen zunächst für 40 Jahre in das oberirdische Zwischenlager gestellt werden, so Greenpeace. „Jeder zusätzliche Castor ins Wendland soll das Endlager herbeizwingen. Aber egal wie viele Castoren mit Staatsgewalt ins Zwischenlager gebracht werden, Gorleben wird niemals ein sicheres Endlager werden“, sagt Breuer. „Der Salzstock in Gorleben ist undicht. Strahlenden Müll unter solchen Bedingungen zu lagern, ist so unverantwortlich wie ein Atomkraftwerk auf einer Erdbebenspalte zu bauen“, warnt der Greenpeace- Atomexperte. Laut der „Sicherheitskriterien für die Endlagerung radioaktiver Abfälle in einem Bergwerk“ der von der Bundesregierung beauftragten Reaktorsicherheitskommission (RSK) von 1983 müsse ein sicheres Endlager für hochradioaktiven Müll vor allem eines aufweisen: ausreichende Gesteins-Barrieren zwischen dem Atommüll und dem Grundwasser, um eine radioaktive Verseuchung des Trinkwassers auszuschließen. Genau das aber sei in Gorleben nicht gegeben. In der so genannten „Gorlebener Rinne“ lägen Geröll und Grundwasser direkt auf dem Salz, das geforderte Deckgebirge fehle auf einer Fläche von 7,5 Quadratkilometern. Obwohl dies bereits seit den 80er Jahren hinlänglich bekannt sei, hielten die Atomkonzerne wie E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW am unsicheren Standort Gorleben fest, kritisiert Greenpeace. Die Industrie habe in den letzten Jahren knapp 1,25 Milliarden Euro in Gorleben investiert und die Regierung habe zugesehen, so die Umweltschützer.

Regierung scheut Konflikt mit der Industrie

Mehrfach habe Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) versprochen, einen Gesetzentwurf zu einer alternativen Endlagersuche vorzulegen, ohne jedoch Taten folgen zu lassen. „Dem Auftrag des Grundgesetzes, die natürlichen Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu schützen, werden die Politiker in keiner Weise gerecht“, so Breuer. „Die rot-grüne Bundesregierung darf nicht länger den Konflikt mit der Industrie scheuen. Sonst macht sie sich zum Handlanger für ein Endlager, das nicht sicher ist und das die Gesundheit der Menschen einer ganzen Region gefährdet“, sagt Breuer.

09.11.2004   Quelle: Greenpeace e.V.   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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