Neue Studie: Solarstromindustrie durchbricht Schallgrenze von einem Gigawatt
Die neue Solarstudie der Bank Sarasin zeigt, dass die weltweite Photovoltaik- und Solarthermie-Industrie boomt. Spitzenreiter unter den erneuerbaren Energien bleibt die Solarwärme. Dies unterstreiche die jüngst verabschiedete Leistungsangabe für Solarthermie in Megawattstunden, die Solarwärme, Windenergie und Photovoltaik direkt vergleichbar macht. Die neue Studie „Solarenergie – ungetrübter Sonnenschein?“ von der auf nachhaltige Kapitalanlagen spezialisierten Bank Sarasin & Cie AG, Basel, belegt, dass sich die Marktzahlen für Solarenergie weltweit positiv entwickeln. Dies betrifft die Photovoltaik, die Solarthermie sowie auch verstärkt die solarthermischen Kraftwerke.
Neuer Umrechnungsfaktor unterstreicht Bedeutung der Solarwärme
Um unterschiedliche Arten erneuerbarer Energien ab sofort direkt miteinander vergleichen zu können, haben führende Interessenvereinigungen am 10. November einen neuen Umrechnungsfaktor für die Solarthermie bekannt gegeben. Wie bereits bei Photovoltaik und Windenergie wird ab sofort auch die Leistungsfähigkeit von Solarwärme in Megawattstunden angegeben. Die European Solar Thermal Industry Federation (ESTIF) und das International Energy Agency’s Solar Heating and Cooling Programme (IEA SHC) definierten 0,7 kWth/m2 als Umrechnungsfaktor. Demzufolge betrug die bis Ende 2003 weltweit installierte Kapazität von Solarthermie rund 70 Gigawatt, wogegen die Kapazitäten von Windenergie mit 23 Gigawatt und der Photovoltaik mit 1,1 Gigawatt deutlich zurückblieben.
Deutschland als Motor des weltweiten Wachstums
Dank der Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), nach der sich Solarstromanlagen allein über die Einspeisevergütung rentieren, und der hohen Akzeptanz für Solarenergie in der Bevölkerung ist Deutschland im Markt der Solarzellen und -module zum Motor des weltweiten Wachstums geworden. „Die Photovoltaik-Industrie wird deshalb in diesem Jahr ein noch nie gesehenes Wachstum aufweisen“, erklärt Andreas Knörzer, Leiter Sustainable Investment bei der Bank Sarasin. Ende 2004 werde die Schallgrenze von einem Gigawatt produzierter Solarzellen erstmals durchbrochen. In diesem Jahr soll ein Rekordwachstum von 50 Prozent erreicht werden.
Internationales Potenzial noch lange nicht ausgereizt
In Deutschland sei eine gewisse künftige Abschwächung der Marktentwicklung jedoch wahrscheinlich, so die Bank. Die Kapazitäten der deutschen Zell- und Modulhersteller würden stärker als der heimische Markt wachsen, und zudem nehme die Konkurrenz aus Japan zu. Ähnlich wie in Deutschland werde auch dort mehr produziert als der Heimmarkt benötigt, so dass die japanischen Hersteller zunehmend auf den Exportmarkt angewiesen seien. Die verlässlichen Förderbedingungen in Deutschland sorgen laut Bank Sarasin jedoch dafür, dass die Perspektiven grundsätzlich positiv bleiben. International sei das Potenzial hingegen noch lange nicht ausgereizt: Da sich beispielsweise der US-amerikanische Markt für Solarenergie gerade erst im Umbruch befinde, prognostiziert die Bank Sarasin der Photovoltaik bis zum Jahr 2020 international ein durchschnittliches Wachstum von 13 Prozent. Voraussetzung hierfür sei aber, dass auch weiterhin genügend Silizium als Rohstoff zur Verfügung stehe. Der steigende Bedarf der sich erholenden Halbleiterindustrie mache vorübergehende Engpässe und Preissteigerungen denkbar. Erste Fabriken für spezifisches Solarsilizium hätten als Ausgleich aber bereits mit der Produktion begonnen.
China ist wichtigster Markt für Solarwärme
Auch der Markt für Solarthermie-Anlagen wächst: Die weltweit neu installierte Kollektorfläche nahm im vergangenen Jahr um 23 Prozent zu und erreichte 12,9 Millionen Quadratmeter. Dass drei Viertel dieser Fläche auf China entfallen, unterstreicht laut Bank Sarasin die steigende Bedeutung des chinesischen Marktes für die Solarenergie. Bis 2010 werden sich die weltweiten Wachstumsraten der Solarthermie laut Sarasin-Studie kontinuierlich zwischen 17 und 20 Prozent bewegen.
Solarthermische Kraftwerke als Ersatz für Kernenergie
Schon im vergangenen Jahr sei deutlich geworden, dass die solarthermische Kraftwerkstechnologie wieder stärker in den Blickpunkt von Politik und Investoren gerückt ist, so die Bank. Technologische Neuerungen und verbesserte energiepolitische Rahmenbedingungen in sonnenverwöhnten Ländern wie den USA und Spanien hätten zu einer Reihe von Projekten geführt, deren Inbetriebnahme noch vor Ende dieses Jahrzehnts rund drei Gigawatt Leistung ermöglichen könnten. Allerdings befänden sich die meisten dieser Projekte noch in einem sehr frühen Planungsstadium. „Wir geben deshalb für solarthermische Kraftwerke keine eigene Prognose ab, obwohl wir an das langfristige Potenzial dieser Technologie glauben“, so Dr. Matthias Fawer-Wasser, Autor der Studie und Nachhaltigkeitsanalyst bei der Bank Sarasin. „Aus unserer Sicht ist sie die einzige solare Technologieoption, die auf lange Sicht konventionelle thermische oder nukleare Kraftwerke ersetzen könnte.“
23.11.2004 Quelle: Bank Sarasin & Cie AG Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH