Wissenschaftsmagazin RUBIN: Biodiesel raffiniert vom Acker in den Tank
Biodiesel, Einweg-Geschirr, Gartenstühle, essbares Spielzeug: Über die Anwendungsmöglichkeiten für stoffliche oder energetische Erzeugnisse aus der Bioraffinerie berichtet die aktuelle Ausgabe des Wissenschaftsmagazins RUBIN der Ruhr-Universität Bochum. Maschinenbauer der Ruhr-Universität und ihre Kollegen am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen arbeiten daran, die Prozesse in der Raffinerie wirtschaftlicher zu machen. Einen mit Erdnussöl betriebenen Motor stellte Rudolf Diesel bereits zur Weltausstellung 1900 in Paris vor.
Der Motor wurde ein Welterfolg, doch der Pflanzensprit geriet über Jahrzehnte in Vergessenheit. Heute steigt die Zahl der Kunden an den rund 1.700 Biodieseltankstellen in Deutschland, aber bis wirklich umweltgerecht und wirtschaftlich Biokraftstoffe getankt werden können und Kunststoffe auf rein pflanzlicher Basis zur Verfügung stehen, sei es noch ein weiter Weg, so die Ruhr-Universität. Mit der Bioraffinerie, die beides kann, setzen Forscher jetzt auf übergreifende Konzepte. Ein Ansatzpunkt sind neue Katalysatoren, die Zeit und Geld sparen. Biodiesel hat laut Ruhr-Universität nur Vorteile: Er setzt bei der Verbrennung nicht mehr Kohlendioxid frei, als beim Wachstum der Pflanzen gespeichert wurde, die Abgase enthalten kaum Schwefel und auch sonst weniger Schadstoffe als Diesel aus Erdöl, und seine Eigenschmierfähigkeit ist hoch. Trotzdem sei die Erzeugung von Biodiesel noch kostspielig: Für Autofahrer sei er erst durch den Wegfall der Mineralölsteuer interessant geworden.
Zeit, Geld und Wasser sparen bei der Biodieselproduktion
Effizienter und billiger soll die Produktion in Bioraffinerien unter anderem durch neue Katalysatoren werden. Sie beschleunigten nicht nur die Reaktion, sondern reduzierten auch die zeit- und kostenintensiven Reinigungsschritte, heißt es in der Pressemitteilung. In Studien dazu haben die Forscher neben Rapsöl auch Sonnenblumen- und Kokosnussöl sowie Schweine- und benutztes Frittierfett einbezogen. Als besonders effektiven Katalysator machten sie eine Lösung von Tetramethylammoniumhydroxid (TMAH) in Methanol aus.
Gartenstuhl aus flüssigem Holz
Die Forscher nutzen die Bioraffinerie auch stofflich: Einige Arbeitsschritte mehr, und es lasse sich Wachs erzeugen, das sich zum Beispiel einsetzen lässt in der Kosmetikindustrie, der Lack- und Druckfarbenindustrie sowie in der Landwirtschafts- und Lebensmittelindustrie. Darüber hinaus entwickelten die Oberhausener Forscher biologisch basierte Kunststoffe auf der Grundlage von Cellulose. So sei der haltbare, spritzgegossene Gartenstuhl aus flüssigem Holz bereits Realität.
RUBIN steht im Internet unter http://www.rub.de/rubin und ist in der Pressestelle der Ruhr-Universität erhältlich.
30.07.2005 Quelle: Ruhr-Universität Bochum, Fraunhofer UMSICHT Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH