dena zum Emissionshandel: CO2-Markt funktioniert
Ob der Emissionshandel an den hohen Strompreisen schuld ist diskutierten am 15. September Vertreter aus Energiewirtschaft, Industrie und Wissenschaft im Rahmen eines Expertengesprächs, zu dem die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) eingeladen hatte. „Der CO2-Markt ist ein europäischer Markt, der funktioniert und seiner Zielsetzung gerecht wird,“ bilanziert dena-Geschäftsführer Stephan Kohler das Treffen. „Wichtig aber ist, dass die bestehenden Probleme, die besonders die energieintensiven Industrieunternehmen betreffen, schnell ausgeräumt werden“, betont Kohler. Europaweit habe sich inzwischen der Markt für Emissionsberechtigungen etabliert, heißt es in der dena-Pressemitteilung. Nach anfänglich wenigen Transaktionen und einer geringen Anzahl an Akteuren seien nun steigende Volumina sowohl im bilateralen Handel als auch an den europäischen Börsenplätzen für CO2-Zertifikate zu verzeichnen. Starke Preissteigerungen für Emissionszertifikate und Stromlieferungen seien insofern kein deutsches Phänomen, sondern in allen EU-Mitgliedsstaaten zu beobachten.
Preise für Primärenergie haben auch Einfluss auf den CO2-Zertifikatspreis
Der Markt für Emissionsberechtigungen funktioniert laut dena noch nicht reibungslos: Besonders problematisch sei, dass bislang nicht alle Mitgliedstaaten der EU die notwendigen Voraussetzungen für den Handel mit Emissionszertifikaten geschaffen hätten und deshalb noch nicht teilnehmen könnten. Auch so genannte Sondereffekte hätten Einfluss auf den CO2-Markt. „Insbesondere die Preisentwicklung für Primärenergie hat sich neben dem Strompreis auch auf den CO2-Zertifikatspreis ausgewirkt. Mit der Verteuerung von Gas wurde mehr Kohle verstromt. Der Bedarf an CO2-Zertifikaten ist damit europaweit gestiegen. Gleichzeitig ist der Vorschlag der Bundesregierung vom letzten G7-Treffen, für mehr Transparenz im Bereich der Energiepreisentwicklung zu sorgen und damit überhöhten Energiepreisen vorzubeugen, richtig und begrüßenswert“, so Kohler.
Hoher Strombedarf in Südeuropa treibt Zertifikatspreise nach oben
Preistreiber für den Emissionshandel war laut dena in den vergangenen Monaten aber auch der hohe Strombedarf in Südeuropa. Die andauernde Hitzeperiode und Wasserknappheit hätten dazu geführt, dass die betroffenen Länder mehr Strom importieren mussten, der in fossilen Kraftwerken produziert wurde. Die starken Preissteigerungen bei Emissionszertifikaten und Stromlieferungen hätten gravierende Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der stromintensiven Industrie in Deutschland, betont die dena. Die Einpreisung der Zertifikatspreise in die Strompreise treffe die auf den Weltmärkten agierende Industrie besonders hart, da sie in Konkurrenz mit Unternehmen stehe, die nicht mit dieser Kostenbelastung konfrontiert seien. Nach Auffassung der Teilnehmer des Expertengespräches besteht hier kurzfristiger Handlungsbedarf. Energieversorgungsunternehmen und die stromintensive Industrie müssten durch den Abschluss bilateraler Verträge beziehungsweise durch entsprechende Vertragsanpassungen zu einer Verbesserung der Situation beitragen. Mittelfristig, so seien sich die Teilnehmer der dena-Veranstaltung einig gewesen, müssten die Marktunvollkommenheiten bereinigt und das System optimiert werden.
dena-Chef Kohler: Klimaschutz gibt es nicht umsonst
Die Antwort der dena auf die steigenden Strom- und Erdölpreise laute: Energieffizienz, technische Innovationen und regenerative Energien. Ein Beispiel der vielfältigen dena-Aktivität sei die Initiative EnergieEffizienz, die Einsparpotenziale in den unterschiedlichsten Bereichen erschließe – von den Haushalten über Handel und Gewerbe bis hin zum Industriebereich. „Die aktuellen Energiepreisentwicklungen sind keine temporäre Erscheinung, sondern kündigen einen Trend an, der sich durch den anstehenden Erneuerungszyklus im Kraftwerkspark in den nächsten 10 Jahren noch weiter verstärken wird. Ich rechne deshalb damit, dass hocheffiziente KWK-Anlagen, Brennstoffzellen-Technik und regenerative Energien einen massiven Innovationsschub erfahren werden“, so Kohler. „Gleichzeitig muss klar sein: Klimaschutz gibt es nicht umsonst. Und er funktioniert nur, wenn wirtschaftlich rentable Instrumente eingesetzt werden. Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Rahmenbedingungen für die im Kyoto-Protokoll vereinbarten Joint Implementation- und Clean Development-Mechanismen zügig geschaffen werden“, fordert Kohler.
23.09.2005 Quelle: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH