„f-cell“-Kongress 2005: Markteinführungsprogramme gefordert

„Wir brauchen eine stärkere Zusammenarbeit in der Branche und mehr politische Unterstützung für einen gemeinsamen 'Fahrplan' in die Zukunft“, sagten die Brennstoffzellenexperten fast einhellig, die der Einladung der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS) gefolgt waren und sich zum fünften „f-cell“-Symposium trafen. „Es ist an der Zeit, gemeinsam mit der Politik Markteinführungsprogramme für diese leisen und schadstofflosen […]

„Wir brauchen eine stärkere Zusammenarbeit in der Branche und mehr politische Unterstützung für einen gemeinsamen 'Fahrplan' in die Zukunft“, sagten die Brennstoffzellenexperten fast einhellig, die der Einladung der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS) gefolgt waren und sich zum fünften „f-cell“-Symposium trafen. „Es ist an der Zeit, gemeinsam mit der Politik Markteinführungsprogramme für diese leisen und schadstofflosen Energiewandler zu entwickeln“, sagte Professor Dr. Werner Tillmetz, Sprecher des Brennstoffzellenbündnisses Deutschland.   Über 600 internationale Teilnehmer, Referenten, Besucher der begleitenden Messe und Gäste der Sonderveranstaltungen machten sich vom 26. bis 28. September 2005 in Stuttgart ein Bild vom Stand der Forschung & Entwicklung der Brennstoffzelle. Die Besucher der Messe konnten neue Brennstoffzellen-Anwendungen in Autos, in der Hausenergieversorgung sowie in portablen Geräten wie Handys oder Laptops sehen.

Marktfähige Preise durch Serienfertigung

Brennstoffzellen gewinnen aus der Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff Strom und Wärme. Als „Abfallprodukt“ entsteht reines Wasser, das in vielen Anwendungsfällen ebenfalls wieder genutzt wird. Noch sei die Technik zu teuer, um konkurrenzfähig zu sein, so Professor Tillmetz. Die Hersteller arbeiteten jedoch daran, die Komplexität der Systeme zu reduzieren und kostengünstigere Materialien einzusetzen. „Letztlich kann aber erst eine Serienfertigung zu marktfähigen Preisen führen“, erklärte Tillmetz.

Unterstützung vom Land Baden-Württemberg

Von Seiten des Landes Baden-Württemberg, Kooperationspartner der Veranstaltung, erhält die Brennstoffzelle volle Rückendeckung: Umweltministerin Tanja Gönner machte bei ihrem ausführlichen Besuch des Kongresses und der Messe klar, welch hohen Stellenwert sie der Technologie beimisst. Sie sei die effizienteste bisher bekannte Methode, Energie umzuwandeln. Gönner sagte der Brennstoffzellenforschung für 2006 Landesmittel in Höhe von drei Millionen Euro zu und bekräftigte ihren Wunsch, die Position Baden-Württembergs auf diesem Markt auszubauen. Bereits heute sei das Land mit über 100 produzierten Brennstoffzellen-Fahrzeugen, einer breiten Zulieferindustrie sowie renommierten Forschungsinstituten eine der weltweit führenden Brennstoffzellen-Regionen. Zum Abschluss ihres Besuchs startete die Ministerin am Steuer des Mercedes-Brennstoffzellenfahrzeugs „f-cell“ lautlos und emissionsfrei zu einer kurzen Rundfahrt.

Auszeichnungen für innovative Projekte

Die mit insgesamt 30.000 Euro dotierten „f-cell Awards“ in Gold, Silber und Bronze, welche die WRS, das Umweltministerium Baden-Württemberg und DaimlerChrysler während der Abendveranstaltung am ersten Kongresstag feierlich überreichten, sollen Brennstoffzellen populärer machen. Der goldene Preis ging dieses Jahr an das Schweizer Unternehmen Sulzer Hexis aus Winterthur für ein Brennstoffzellen-Heizgerät, das sich bereits in der Kleinserie bewährte. Den silbernen Preis erhielt der Frankfurter Hersteller Pemeas für eine Hochtemperatur-Membran-Elektroden-Einheit (MEA), die bei Temperaturen bis zu 200 Grad betrieben werden kann. Den dritten Platz erreichte eine nur wenige Kubikzentimeter kleine Mikrobrennstoffzelle. Das Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration in Berlin freute sich dafür über den bronzenen Award.

Außerdem vergab die Jury zwei Sonderpreise. Sie gingen an das Brennstoffzellenfahrzeug Hysun von ExtraEnergy e.V. aus Kirchheim/Teck, das durch eine spektakuläre Weltrekordfahrt von sich reden machte, sowie das „Tuckerboot“, mit dem das Hamburger Ingenieurbüro für innovative Antriebssysteme nachwies, das sich mit handelsüblichen Komponenten in kürzester Zeit ein marktreifes, von Brennstoffzellen betriebenes Produkt entwickeln lässt.

Autos und mehr – mobile Anwendungen der Brennstoffzelle

Hauptanliegen der „f-cell“ war es, Fachbesucher zu informieren und ihnen eine Plattform für den Austausch und eine engere Vernetzung zu bieten: „Ich finde es jedes Jahr wieder hoch interessant hier über den Tellerrand der mobilen Anwendungen der Brennstoffzelle hinauszuschauen und zu sehen, was in anderen Bereichen, zum Beispiel bei der Hausenergieversogrung, gemacht wird“, sagte ein Teilnehmer von DaimlerChrysler. Das Unternehmen, das 30 „Citaro“-Brennstoffzellen-Busse in zehn europäischen Städten, drei in Australien und in Kürze drei in Peking im Linienverkehr im Einsatz hat, ist ebenfalls Kooperationspartner der „f-cell“. „Bis zur Serienreife eines entsprechenden Pkw brauchen wir sicher noch einmal zehn bis 15 Jahre“, bedauerte Walter Rau, Senior Manager Fuel Cell Drive System Development für Busse und Transporter bei DaimlerChrysler. „Noch kann ein Brennstoffzellenfahrzeug nicht ganz das bieten, was unsere Kunden von ihren herkömmlichen Autos gewohnt sind. Von einer fehlenden Tankstelleninfrastruktur ganz zu schweigen.“ Pkw-Flotten, Transporter und Busse, die abends ihr Depot mit Tankstelle anfahren, tragen aber bereits heute zu sauberen Innenstädten bei.

Das Insitut für Fahrzeugkonzepte der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DLR), Stuttgart, stellte auf der Messe sein Hybridfahrzeug HyLite vor. Zusammen mit Zulieferern entwickelte die DLR eine Brennstoffzellen-Energieversorgung für eine zweisitziges Elektroauto. Für nur einen Fahrer ausgelegt ist der Brennstoffzellen-Scooter des Instituts für Energieverfahrenstechnik des Forschungszentrum Jülich. Die Wissenschaftler rüsteten dazu ein kommerzielles Elektrofahrzeug mit einem Brennstoffzellen-System aus. Das Fahrzeug, das einem vierrädrigen Motorroller ähnelt, tankt flüssiges Methanol und bringt es auf immerhin 25 Stundenkilometer.

Im Praxistest: Brennstoffzellen für die Hausenergie

Besonders weit gediehen ist der Einsatz von Brennstoffzellen in der Hausenergieversorgung. Der Energieversorger EnBW aus Stuttgart rechnet damit, bereits zum Ende des Jahres ein Serienprodukt einsetzen zu können. Zur Zeit betreibt das Unternehmen Pilotanlagen von Sulzer Hexis in 16 Einfamilienhäusern – mit positiver Resonanz der Kunden. Die Anlagen nutzen – zur Zeit noch – das vorhandene Erdgas. Ein Reformer im Gerät verwandelt es in den benötigten Wasserstoff. Sinnvoll ist der Einsatz dennoch: Aufgrund ihres hohen Wirkungsgrads produziert eine solche Anlage 30 bis 50 Prozent weniger Kohlendioxid. In Zukunft möchten die Betreiber jedoch aus regenerativen Energien gewonnenen Wasserstoff einsetzen.

11.10.2005   Quelle: Peter Sauber Agentur   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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