822,1 Megawatt Geothermie-Leistung in der EU

Gegen Ende des Jahres 2004 belief sich die elektrische Gesamtleistung der geothermischen Energie in der Europäischen Union auf 822,1 Megawatt (Mwel) und die Wärmeleistung auf 6 589,8 Megawatt (MWth). Davon entfielen 4.531 MWth auf die Leistung von Wärmepumpen. Das berichtet der Informationsdienst „EurObserv’ER“ in seinem „Barometer“, das in Nummer 170 des französischen Magazins Systèmes Solaires […]

Gegen Ende des Jahres 2004 belief sich die elektrische Gesamtleistung der geothermischen Energie in der Europäischen Union auf 822,1 Megawatt (Mwel) und die Wärmeleistung auf 6 589,8 Megawatt (MWth). Davon entfielen 4.531 MWth auf die Leistung von Wärmepumpen. Das berichtet der Informationsdienst „EurObserv’ER“ in seinem „Barometer“, das in Nummer 170 des französischen Magazins Systèmes Solaires erschienen ist.   Geothermie kann auf zweierlei Weise genutzt werden kann, elektrisch oder in Form von Wärme. Jeder Nutzungstyp zeichnet sich durch unterschiedliche Technologien und Anwendungen aus.

Italien führt bei der Stromerzeugung aus Erdwärme

Italien verfügt laut EurObserv’ER über die größten Hochtemperatur-Geothermievorkommen Europas (790 MWel von 822,1 MWel). Portugal entwickelte die Geothermienutzung zur Stromerzeugung im Vulkaninselarchipel der Azoren (installierte Leistung 16 MWel). Frankreich hat im letzten Jahr sein zweites Geothermiekraftwerk in Bouillante in Betrieb genommen und verfügt somit über zusätzliche 10 MW (14,7 MWel insgesamt).

Wärme für Bäder, Heizung und Landwirtschaft

Die Wärmegewinnung aus Geothermie kann auf zwei Arten erfolgen: durch direkte Nutzung des Aquifers mit einer Temperatur von zwischen 30 und 150 °C (so genannte Nieder- und Mittelenthalpiefelder). Eine zweite Möglichkeit besteht im Einsatz von speziellen Wärmepumpen für Tiefenergiefelder. In Europa (25 Mitgliedsstaaten), entspricht die Gewinnung von Erdwärme aus Nieder- und Mittelenthalpiefeldern Ende des Jahres 2004 einer Kapazität von 2.058,9 MWth also 717,8 MWth mehr als im Jahr 2000. Geothermie wird vorwiegend zur Warmwasserproduktion für Bäder und Schwimmbäder genutzt (36,5 % der Gesamtproduktion, also 752 MWth) dicht gefolgt vom Einsatz zur Gebäudeheizung (35,7 % der Gesamtproduktion, also 734 MWth). Weiterhin wird die aus der Erde gewonnene Wärme in der Europäischen Union zur Heizung von Gewächshäusern in der Landwirtschaft eingesetzt. (18,7 % der Gesamtproduktion, also 386 MWth)
und für die Aquakultur (6,1 % Gesamtproduktion, also 126 MWth)

379.000 Wärmepumpen in Europa, davon 185.531 in Schweden

Die Europäische Union gehört zur den maßgeblichen Regionen der Welt, in denen die Wärmepumpentechnik entwickelt wurde. Die Gesamtkapazität des Wärmepumpenparks wird auf mehr als 379.000 Anlagen geschätzt, die einer Leistung von 4 531 MWth entsprechen. Schweden verfügt mit 185.531 Wärmepumpen über den größten Anlagenpark und produziert damit eine Gesamtleistung von 1.700 MWth. Allerdings sei zu bemerken, dass die Einzelleistung der in Deutschland und Österreich eingesetzten Wärmepumpen höher sei als in anderen Ländern, da die Zahlen auch Hochleistungs-Wärmepumpen mit einbeziehen würden, so „EurObserv’ER“.

Wärmepumpenindustrie im Umbruch

Unter den drei großen Geothermiezweigen entwickelt sich die Wärmepumpenindustrie laut „EurObserv’ER“ am schnellsten. In Europa gebe es ein paar Dutzend Hersteller, von denen die größten in Schweden, Deutschland, Frankreich und der Schweiz arbeiten, Länder, welche die wesentlichen Märkte ausmachen. Drei Hauptakteure könnten unterschieden werden: unabhängige Klein- und Mittelständische Betriebe mit Spezialisierung in der Wärmepumpenproduktion, die großen Unternehmen derselben Branche, die aber von großen Gruppen kontrolliert werden und wenige nicht spezifische Thermiker, die in der Vergangenheit eine Wärmepumenaktivität entwickelt hatten.

Italien, Portugal und Frankreich wollen elektrische Leistung um 152 MW steigern

Was die Stromerzeugung betreffe, habe jedes der Länder, die bereits Strom aus Geothermie gewinnen das Ziel, seine installierte Kapazität zu vergrößern, stellt „EurObserv’ER“ fest. So plane Italien eine Leistungssteigerung von zusätzlich rund 100 Megawatt, Portugal 17 MW und Frankreich 35 MW (Soulz und Bouillante 3). Dank dieser Kraftwerke und Binäranlagen in Deutschland und Österreich werde die Gesamtleitung der Europäischen Union 988 MW betragen, das was nur knapp unter der von der Europäischen Kommission angestrebten Kapazität liege.

Geothermische Wärmeproduktion erfüllt Ziele des EU-Weißbuchs

Die Wärmeproduktion aus Nieder- und Mittelenthalpiefeldern kann laut „EurObserv’ER“ bis 2010 um 50 MW jährlich gesteigert werden. Die Gesamtleistung dieser Energiequellen würde somit 2.360 MWth betragen. Die Situation auf dem Wärmepumpenmarkt sehe wesentlich positiver aus. Wenn jährlich ein gemitteltes Wachstum von 10 % eingehalten werde, könnte dieser Industriezweig im Jahr 2010 eine Leistung von 8.000 MWth erreichen. Das tatsächliche Ergebnis der EU der 15 liege im Jahr 2004 bereits über den angestrebten Zielsetzungen des Weißbuchs (insgesamt 5.000 MW, davon 2.500 MWth Wärmepumpen), was sich teilweise durch den Beitritt neuer Mitgliedstaaten erklären lasse, aber auch durch ein kräftiges Wachstum des Wärmepumpenmarktes.

„Barometer“ von EurObserv’ER zeigen Entwicklung der erneuerbaren Energien

Die Barometer von EurObserv’ER werden regelmäßig veröffentlicht und dokumentieren den aktuellen Stand auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien weltweit und für Europa (Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Geothermie und Biomasse). Das Barometer von EurObserv’ER ist ein Projekt, das von der Europäischen Kommission im Rahmen des Programms »Intelligente Energie-Europa« von der DG Tren gefördert wird. Das Projekt wird außerdem unterstützt von der französischen Agentur für Umwelt und Energie Ademe (Agence de l’environnement et de la maîtrise de l’énergie).

EurObserv’ER ist ein Zusammenschluss sechs europäischer Organisationen zur Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien in der Europäischen Union. Diese sechs Organisationen sind:

· Observ’ER, Observatorium für erneuerbare Energien (Paris, Frankreich)
· Eurec Agency, Europäischer Verein der Forschungsinstitute auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien (Brüssel, Belgien)
· Eufores, Europäisches Forum für erneuerbare Energiequellen (Brüssel, Belgien)
· Erec, Europäischer Rat für erneuerbare Energien (Brüssel, Belgien)
· Institut Jozef Stefan, Forschungszentrum für erneuerbare Energien und Energiepolitiken (Ljubljana, Slowenien)
· Systèmes Solaires, französische Fachzeitschrift für erneuerbare Energien (Paris, Frankreich).

Weitere Informationen im Internet

Die verschiedenen Barometer von EurObserv’ER können in französischer Sprache als PDF-Dokument heruntergeladen werden unter der Adresse http://www.eufores.org/, zum Beispiel das Solarwärme-Barometer und das Photovoltaik-Barometer.

19.12.2005   Quelle: Eufores   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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