Klimaerwärmung: Stärkeres Abschmelzen der Hochgebirgsgletscher bis 2100 erwartet
Bis zum Jahr 2100 wird der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund abschmelzender Eiskappen nur etwa halb so stark sein wie bisher angenommen. Allerdings schmelzen die Hochgebirgsgletscher deutlich schneller als bisher angenommen, warnt das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in einer Pressemitteilung. Dies sind zentrale Ergebnisse einer in Zusammenarbeit mit dem AWI in Bremerhaven durchgeführten und jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichte Studie auf Grundlage neuer Daten. Bisher gingen Wissenschaftler von einem Anstieg der Meeresspiegel aufgrund der Klimaerwärmung von rund 40 Zentimetern bis zum Jahr 2100 aus. Schmelzwasser von den Eiskappen der Pole und den Gletschern der Hochgebirge trage zu rund einem Viertel dazu bei. Der Rest sei auf die Folge erhöhter Wassertemperaturen und der damit verbundenen Ausdehnung der Wassermassen in den Weltmeeren zurückzuführen.
Schmelzen der Gletscher riskanter als bisher angenommen
Die aktuelle Studie kombiniert Prognosen aus globalen Klimamodellen mit Vorhersagen zur Veränderung der Eismassen. Zum ersten Mal haben die Wissenschaftler dabei die polaren Eisschilde und die Gebirgsgletscher getrennt betrachtet. „In unserer Veröffentlichung beschreiben wir einen geringeren Anstieg des Meeresspiegels bis 2100 als bisher angenommen, der Beitrag des Schmelzwassers ist nur etwa halb so hoch wie bisher vermutet“, sagt Dr. Sarah Raper vom Alfred-Wegener-Institut. „Das beschleunigte Abschmelzen der Berggletscher ist dagegen ein bedeutend höheres Risiko als bisher angenommen. Schon bald kann das zu katastrophalen Überschwemmungen durch Gletscherseen führen, vor allem in Hochgebirgsregionen wie Nepal.“ Für präzisere Voraussagen werden allerdings mehr Daten von den Gletschern benötigt. „Weder die USA noch Kanada haben komplette Daten über ihre Gletscher“, erklärt Dr. Roger Braithwaite von der Universität in Manchester.
Der Originalartikel ist veröffentlicht in Nature 439/ 7074 vom 19. Januar 2006.
21.01.2006 Quelle: Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH