Strom aus Biomasse: TU Dresden leistet Entwicklungshilfe in Vietnam
Im Rahmen eines europäisch-asiatischen Projekts zeigen Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden der Bevölkerung der Insel Phu Quoc jetzt eine „Insellösung“ zur Stromversorgung. Im Rahmen des BIWARE-Projekts wird den Bewohnern der Insel vor der Südküste Vietnams vorgeführt, wie aus Biomasse eine dezentrale Energieversorgung aufgebaut werden kann, mit der die Insel vom Festland unabhängig bleibt. Das für Touristen noch wenig erschlossene Urlaubsparadies ist bislang noch nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen.
Dezentrale Energieversorgung mit Elektrizität aus Biomasse
BIWARE und das Nachfolge-Projekt RENEW sind Teile des ASEAN-EU University Network Programme (AUNP), welches die Zusammenarbeit zwischen der EU und den südostasiatischen Staaten im Bereich der Hochschulbildung fördert. Besonders der Technologietransfer auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien aus organischen Substanzen (Biomasse) sowie deren Anwendung in Südostasien soll vorangetrieben werden. Im Rahmen von BIWARE wurde als erster Schritt ein Handbuch zur Nutzung von Biomasse erstellt, mit dessen Hilfe vietnamesische Behörden, Entsorger, Kommunen oder Privatpersonen selbst aus Biomasse Strom produzieren können. Dazu hat das TU-Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten (IAA) den Teil zur Biomasseverbrennung beigetragen. Im Folgeprojekt RENEW wurde anschließend eine Machbarkeitsstudie zur dezentralen Energieversorgung von Phu Quoc mittels Biomasse durchgeführt.
Energetische Nutzung des Biogases in Blockheizkraftwerken
Aufgrund der klimatischen Bedingungen und der Wirtschaftsstruktur Vietnams stellt die Biomassenutzung eine effektive Möglichkeit der Energieversorgung dar, betont das IAA. In der südostasiatischen Region falle durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Haushaltsabfälle reichlich Biomasse an. Die energetische Nutzung des Biogases erfolge in Blockheizkraftwerken, wo das Biogas verbrannt wird. Mit der dabei entstehenden Wärme wird Wasser verdampft. Der energiereiche Wasserdampf setzt die Schaufeln einer Turbine in Bewegung, die wiederum einen Generator antreibt, der Strom erzeugt. Zu den Vorteilen der dezentralen Stromerzeugung aus Biomasse erläutert Dipl.-Ing. Alexander Janz vom IAA, dass die Übertragungsverluste der Energie aufgrund der Nähe der Biogasanlagen zum Verbraucher sehr gering seien. Auch sei das bei der Verbrennung freigesetzte CO2 klimaneutral, da beim Aufbau von Biomasse CO2 aus der Atmosphäre entzogen wird. Zudem werde der Einsatz von klimaschädigenden fossilen Energieträgern vermindert.
Technologietransfer als Hilfe zur Selbsthilfe
Für Alexander Janz ist das Biogas-Projekt auf Phu Quoc vor allem eine „Hilfe zur Selbsthilfe“ für die betreffende Region. Bisher seien die Nutzung erneuerbarer Energien aus Biomasse sowie die Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet in den ASEAN-Staaten noch begrenzt. Der jetzt stattfindende Technologietransfer soll aber nicht nur auf die Insel Phu Quoc beschränkt bleiben, sondern auch auf andere Regionen Vietnams und Thailands übertragen werden. Damit das Know-how vor Ort gesichert und weiterentwickelt werden kann, wurde der an der TU Dresden angebotene Studiengang „Abfallwirtschaft und Altlasten“ jetzt auch an der National University Vietnam in Hanoi eingeführt. Die Kooperation wird vom DAAD gefördert und soll bis Ende 2007 andauern.
22.01.2006 Quelle: Technische Universität Dresden Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH