Germanwatch präsentiert internationalen Klimaschutz-Index
Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch stellte der Öffentlichkeit Ende Februar 2006 die Ergebnisse eines neuen, internationalen Klimaschutz-Indizes vor. Er vergleicht die Klimaschutz-Leistungen von 53 Industrie- und Schwellenländern, die zusammen für 90 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich sind.
„Der Klimaschutz-Index soll helfen, den politischen und zivilgesellschaftlichen Druck auf diejenigen Länder zu erhöhen, die ihre Klimaschutz-Hausaufgaben bisher vernachlässigt haben,“ sagt Klimaexperte Jan Burck, der den Index gemeinsam mit Geschäftsführer Christoph Bals und Klimaexperte Manfred Treber von Germanwatch entwickelt hat.
Deutschland auf Platz 5, USA ganz hinten
Deutschland belegt in der Rangliste Platz 5, die USA sind Vorletzter, nur Saudi-Arabien schneidet noch schlechter ab. Auf den ersten drei Plätzen landen Island, Lettland und Großbritannien. Der Index ermöglicht laut Germanwatch erstmals einen fundierten Ländervergleich, weil er nicht nur die absolute Höhe, sondern auch den Trend der klimaschädigenden CO2-Emissionen berücksichtigt. Der Trend wird in den volkswirtschaftlichen Sektoren Energie, Industrie, Verkehr und Gebäude erfasst. Als dritter Faktor fließt die Klimapolitik der Länder in die Bewertung ein. Der Index basiert auf Daten der International Energy Agency (IEA); die Klimapolitik wurde von 30 internationalen Klimaschutz-Experten bewertet. „Wir werden durch den Index regelmäßig offen legen, welche Staaten ihrer Verantwortung mehr nachkommen und welche weniger“, so Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals.
Die Länderrangliste zeige deutlich, dass viele der Länder, die am meisten zum Klimawandel beitragen, ihrer Verantwortung bisher nur unzureichend nachkommen. Gleich sechs der zehn größten CO2-Emittenten, die allein fast 60 Prozent der weltweiten Emissionen in die Luft blasen, sind im Index im hinteren Drittel zu finden. So ist Japan 34., Italien 38., Kanada 45., Russland 48. und die USA 52. und damit Vorletzter.
Deutscher Nachholbedarf bei Gebäudeheizung und Stromerzeugung
Der Index zeigt auch, dass Deutschland beim Klimaschutz nicht in allen Sektoren mit vorne liegt. So ist Deutschland zwar Spitzenreiter in der internationalen Klimapolitik und konnte als einziges Industrieland seine Verkehrsemissionen leicht senken (Rang 4). Doch im Gebäudesektor, der den Heizbedarf erfasst, liegt es nur auf Platz 31. Und während der überdurchschnittliche Zuwachs an erneuerbaren Energien seit 1998 zu einem guten zehnten Rang führt, reicht es bei der gesamten Stromerzeugung nur zu einem 23. Rang. Germanwatch folgert aus diesen Ergebnissen, dass die Ökosteuer im Verkehrssektor und das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus klimapolitischer Sicht ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Im Gebäudesektor werde sich zeigen, wie viel die kürzlich beschlossenen Förder-Maßnahmen für Gebäudedämmung und -sanierung bringen.
Kohle, Braunkohle und Atomkraft kein Weg aus der Misere
Wichtig für das zukünftige Abschneiden Deutschlands seien jedoch vor allem die anstehenden Entscheidungen bei den Kraftwerksneubauten. „Eine Tendenz in Richtung Kohle und Braunkohle würde Deutschlands gesamte Klimapolitik konterkarieren,“ warnt Bals. Auch ein Ausbau der Atomkraft könne aufgrund des Risikopotenzials, der Kosten und der Marktverdrängung von erneuerbaren Energien kein Weg aus der Klimamisere sein. Nach Bals Einschätzung kann Deutschland seine CO2-Emissionen im Energiesektor nur dann massiv und nachhaltig senken, wenn sowohl auf der Angebots-, als auch auf der Nachfrage-Seite etwas geschieht. „Wir brauchen Investitionssicherheit für Energieeffizienz-Maßnahmen. Zudem müssen Wind-, Solar- und Biomasse-Anlagen weiter massiv ausgebaut werden“, sagt Bals.
Rangliste und Begleitheft im Internet
Die Länderrangliste und die 16-seitige Publikation: „Der Klimaschutzindex – Vergleich der 53 Staaten mit dem größten CO2-Ausstoß“ ist abrufbar unter http://www.germanwatch.org/ksi.htm oder zu bestellen unter 0228-60492-0, versand@germanwatch.org
27.02.2006 Quelle: Germanwatch e.V. Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH