Vorbild Brüssel: Europäisches Parlament installiert Solarwärmeanlage

Nachdem sich die EU zur Förderung der erneuerbaren Energien zur Heizung und Kühlung bekannt hat, geht sie nun mit gutem Beispiel voran: Am Standort des Europaparlaments in Brüssel wird eine thermische Solaranlage zur Brauchwassererwärmung errichtet. Die Solarwärmeanlage kommt vom österreichischen Hersteller Teufel & Schwarz und trägt den Markennamen TiSUN®. Auf dem Dach des Parlamentsgebäudes „D-4“ […]

Nachdem sich die EU zur Förderung der erneuerbaren Energien zur Heizung und Kühlung bekannt hat, geht sie nun mit gutem Beispiel voran: Am Standort des Europaparlaments in Brüssel wird eine thermische Solaranlage zur Brauchwassererwärmung errichtet. Die Solarwärmeanlage kommt vom österreichischen Hersteller Teufel & Schwarz und trägt den Markennamen TiSUN®. Auf dem Dach des Parlamentsgebäudes „D-4“ in der Rue de Trèves werden Sonnenkollektoren mit einer Fläche von 28,8 Quadratmetern montiert.
 
In Zukunft werden sie warmes Wasser für die 54 Duschkabinen im Gebäude liefern. „Die Leistung reicht aus, um 79 Duschkabinen zu versorgen, falls die EU erweitert wird und neue Länder beitreten“ erklärt TiSUN-Manager Robin Welling.

Zweite Solaranlage soll 2007 folgen

Die Kollektoren liefern rund 63 % der für das Duschen nötigen Wärme und senken damit die CO2-Emissionen des Parlamentsgebäudes um nahezu 4,5 Tonnen pro Jahr, außerdem sparen sie etwa 22.300 Kilowattstunden Strom. Europa habe die Zeichen der Zeit erkannt und sei auf dem Weg, die konfliktträchtigen, unsicheren und teuren fossilen Brennstoffe wie Erdöl und Ergas zum Teil zu ersetzen, sagt der österreichische EU-Abgeordnete Dr. Richard Seeber. Die Solaranlage soll bereits in den nächsten Wochen in Betrieb genommen werden. 2007 soll das EU-Parlament eine weitere Solaranlage bekommen. „Sie wird das Parlamentsrestaurant mit heißem Wasser versorgen. Dort essen Tag für Tag 1.500 Menschen“, berichtet Wim Persoons von dem Unternehmen Sanutal, das TiSUN® in Belgien exklusiv vertreibt.

Solare Heizung wird Standard in Europa

„Auf dem Dach des Europäischen Parlaments wird Technik auf dem neuesten Stand eingesetzt“, betont Robin Welling. Die Kollektoren liefern Energie an drei ProClean®-Schichtspeicher, die 500 Liter fassen. Die kugelförmigen Wärmetauscher ermöglichten die geschichtete Speicherung in kürzester Zeit. Ein Wellrohr aus Edelstahl liefere hygienisches und bakterienfreies Brauchwasser. „Ein einzigartig kompaktes Solarwärmesystem mit 100 % solarem Wirkungsgrad“, charakterisiert Welling die Anlage. Für ihn ist klar, dass die solare Heizung bald zum Standard in Europa werden wird. „In 20 Jahren werden rund 20 % aller Heizungen solar unterstützt“, so Welling.

ESTIF: Die EU geht mit gutem Beispiel voran

Für die europäische Solarwärmeindustrievereinigung (ESTIF) zeigt die Solarwärmeanlage, was in jeden Neubau und in jedes renovierte Gebäude gehört. Der Wechsel von den fossilen und atomaren Energien zu den Erneuerbaren vollziehe sich immer rascher, so die ESTIF. Generalsekretär Uwe Brechlin eräutert: „Heizung und Kühlung mit erneuerbaren Energien sind überall in Europa möglich, sogar in Brüssel, wo es so oft regnet. Europa erkennt die Vorzüge der solaren Heizung und profitiert davon, zum Beispiel von der Umweltfreundlichkeit und Verlässlichkeit“. Zusätzlich schaffe die Solarindustrie Arbeit: Sie bringe Beschäftigung in den Regionen und sorge dafür, dass die Wertschöpfung dort bleibt.

Prognose für 2006: Zwei Millionen Quadratmeter neue Kollektorfläche

Europas Solarwärmehersteller beschäftigen laut ESTIF derzeit rund 20.000 Mitarbeiter und setzen netto etwa eine Milliarde Euro um. Über eine Million Familien besitzen bereits eine Solarwärmeanlage für die Heizungsunterstützung und Brauchwassererwärmung. 2006 wird ein Zuwachs an Kollektorfläche in einer Größenordnung von zwei Millionen Quadratmetern erwartet, mit einer Gesamtleistung von 1.400 Megawatt. Drei Viertel der Sonnenkollektoren arbeiten in drei Ländern: Österreich (12 %) Griechenland (14 %) und Deutschland (47 %). Wenn die pro Einwohner installierte Leistung in der gesamten EU so schnell wachse wie in Österreich, kämen jährlich 7.000 Megawatt Wärmeleistung hinzu, betont die ESTIF.

Politik will Rahmen für Ersatz von Öl und Gas schaffen

Für ein andauerndes Wachstum der Solarthermie sowie der Heizung mit Bioenergie und Erdwärme sind laut Brechlin ehrgeizige politische Vorgaben und verlässliche Förderbedingungen nötig. Ende 2006 will EU-Energiekommissar Piebalgs einen Richtlinienvorschlag zur Unterstützung der Heizung und Kühlung mit erneuerbaren präsentieren. „Die Richtlinie wird sicher stellen, dass sich alle EU-Staaten im gleichen Umfang an dieser Zukunftsstrategie beteiligen, um fossile Brennstoffe und Atomenergie in der Wärme- und Kälteversorgung so schnell wie möglich durch die unendlich zur Verfügung stehenden erneuerbaren Energien zu ersetzen“, fasst Brechlin zusammen.

28.04.2006   Quelle: ESTIF – European Solar Thermal Industry Federation   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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