Neue EU-Richtlinie für Endenergieeffizienz

Am 17. Mai 2006 tritt die neue EU-Richtlinie für Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen (2006/32/EG) in Kraft. Danach muss jedes Mitgliedsland bis zum 30. Juni 2007 einen Aktionsplan vorlegen, wie der jährliche Energieverbrauch bis zum Jahr 2016 durch politische Maßnahmen und Energiedienstleistungen um 9 % reduziert werden soll.  „Es ist gut, dass Europa endlich das Energiesparen zur […]

Am 17. Mai 2006 tritt die neue EU-Richtlinie für Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen (2006/32/EG) in Kraft. Danach muss jedes Mitgliedsland bis zum 30. Juni 2007 einen Aktionsplan vorlegen, wie der jährliche Energieverbrauch bis zum Jahr 2016 durch politische Maßnahmen und Energiedienstleistungen um 9 % reduziert werden soll.  „Es ist gut, dass Europa endlich das Energiesparen zur höchsten Priorität machen möchte. Das ist die wirtschaftlichste und schnellste Antwort auf die hohen Energiepreise, schafft Versorgungssicherheit und Arbeitsplätze durch innovative Technik. Es nützt vor allem dem Klima und der Umwelt“, meint dazu Stefan Thomas, Leiter der Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik im Wuppertal Institut. Das Wuppertal Institut hat zwei von der Europäischen Kommission beauftragte Forschungsprojekte geleitet, mit denen wesentliche wissenschaftliche Grundlagen für die neue Richtlinie gelegt wurden. Es kooperierte dabei mit weiteren Forschungsinstituten aus insgesamt neun EU-Ländern.

Potenziale Einsparung von Strom (75 Milliarden kWh) und Wärme (102 Milliarden kWh)

„Jetzt gilt es, die nationale Umsetzung der EU-Richtlinie in den einzelnen Mitgliedstaaten effektiv und effizient zu gestalten“, ergänzt Stefan Thomas. Was zu einem deutschen Aktionsplan gehören könnte, um das 9-Prozent-Einsparziel und weit mehr zu erreichen, hat das Wuppertal Institut in dem Konzept für einen EnergieSparFonds entwickelt. Es hat errechnet, dass bei Nutzung verschiedener Potenziale zur Strom- und Wärmeeinsparung in Industrie und Gewerbe, öffentlichen Verwaltungen und privaten Haushalten in den nächsten zehn Jahren eine sehr rentable Energieeinsparung von etwa zwölf Prozent gegenüber dem bisherigen Trend erreicht werden kann – das sind 75 Milliarden Kilowattstunden Strom und 102 Milliarden Kilowattstunden Wärmeenergieträger weniger als bisher. Gleichzeitig könnten die Emissionen von Treibhausgasen um 72 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden.

Verbraucher sparen doppelt so viel, wie sie investieren

Dabei wäre der Barwert der eingesparten Energiekosten für die Verbraucher mit rund 73,3 Milliarden Euro doppelt so hoch wie die Summe der hierfür von ihnen aufgewendeten Investitionen (rund 37 Milliarden Euro). Umfangreiche Anreiz- und Beratungsprogramme zum Einsatz von Effizienztechniken und Einsparmaßnahmen und zur Unterstützung von Contracting-Unternehmen hätten darüber hinaus positive Nettoarbeitsplatzeffekte.

Auch der Kraftstoffverbrauch im Verkehr soll durch die neue Richtlinie gesenkt werden. Hierzu schlägt das Wuppertal Institut unter anderem folgende Maßnahmen vor:
– Einführung eines Energielabels mit der Skala A bis G auch für Autos
– Auf EU-Ebene verbindliche Vorgaben zur Absenkung des durchschnittlichen Verbrauchs neuer Fahrzeuge
– Förderung von Leichtlaufölen, Leichtlaufreifen und Fahrtraining zum sparsamen Fahren
– Keine Absenkung der Regionalisierungsmittel für den Schienennahverkehr
– Konzentration der Investitionsmittel auf die Schienenwege
– Anlastung externer Kosten auch beim Flugverkehr

Wuppertal Institut schlägt weiteren Schritt der ökologischen Steuerreform vor

Die Wirkung eines solchen Maßnahmenpakets in den bereichen Energie- und Verkehrs könnte durch einen weiteren Schritt der ökologischen Steuerreform sinnvoll verstärkt werden, so das Wuppertal Institut. „Weg vom Öl heißt in unser aller Interesse sorgsamer mit knappen Ressourcen umgehen“, betont Prof. Dr. Peter Hennicke, Präsident des Wuppertal Instituts, „Mit der neuen Richtlinie wird nun die effiziente Nutzung beim Verbrauch gefördert. Die Energierechnung (Verbrauch mal Preis) muss im Blickpunkt stehen, nicht nur der Preis der verkauften Energie. Erst dann ist der Binnenmarkt für Energiedienstleistungen komplett“, so Prof. Hennicke weiter.

17.05.2006   Quelle: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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