Thüringen will Spitzenstellung bei der Nutzung von Bioenergie ausbauen
„Thüringen wird künftig seine Spitzenstellung bei der Nutzung von Bioenergie weiter ausbauen“, erläuterte der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Dr. Volker Sklenar, am 04.07.2006 vor dem Thüringer Landtag. Besonders bei der energetischen Verwertung von Biomasse boome in den letzten Jahren die Branche. „Hier sind die größten Wachstumspotenziale zu erwarten“, gibt sich Minister Dr. Sklenar optimistisch. Bioenergie sei Schlüsselthema im Klima- und Umweltschutz, bei der Ressourcenschonung und als Einkommensalternative. Sie habe Zukunftspotenzial für Beschäftigungszuwachs, Arbeitsplatzsicherung, Energieversorgung und Importunabhängigkeit, heißt es in der Pressemitteilung des Thüringer Umweltministeriums. Mit Blick auf den voranschreitenden Klimawandel stelle gerade Bioenergie eine wirksame und notwendige Alternative dar. Im Vergleich zu den heute noch dominierenden fossilen Brennstoffen sprächen neben ökologischen zunehmend auch wirtschaftliche Vorteile für ihre verstärkte Anwendung.
Aus Winterraps wird Biodiesel
In Land- und Forstwirtschaft wurden nach Angaben des Umweltministeriums im letzten Jahr in Thüringen rund 54.200 Hektar mit nachwachsenden Rohstoffen bestellt. Daran habe der in verschiedenen dezentralen Ölsaatenverarbeitungsanlagen zu Biodiesel verarbeitete Winterraps mit insgesamt 46.364 Hektar den höchsten Anteil. Mit der Änderung der Agrardieselbesteuerung und durch den Preisanstieg für fossilen Dieselkraftstoff habe Biodiesel nun auch Absatz in den landwirtschaftlichen Betrieben gefunden. Im Jahr 2005 sei bereits über 20% des in der Landwirtschaft benötigten Kraftstoffes durch Biodiesel ersetzt worden.
Erneuerbare Energien decken 10 % des Primärenergieverbrauchs
In Thüringen wurde nach Angaben des Ministeriums bereits 2004 ein Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch von 10 % erreicht. Geschätzte 90% davon werden über Biomasse abgedeckt. Bioenergie bringe in Thüringen gegenwärtig eine Wertschöpfung von mehr als 110 Millionen Euro pro Jahr und 700 bis 800 Arbeitsplätze – Tendenz steigend. Thüringen nehme hier bundesweit und vor Bayern, Sachsen-Anhalt und Sachsen eine Spitzenposition ein. Für 2015 werde von zirka 38.350 Terajoule technisch nutzbarem Biomassepotenzial ausgegangen. Das entspreche rund 16 % des derzeitigen Primärenergieverbrauches.
19.500 Kilowattstunden Strom aus Biogas
Zu einem weiteren wichtigen Standbein in der Landwirtschaft hat sich die Erzeugung von Biogas entwickelt. Thüringen verfügte Anfang 2006 über insgesamt 57 landwirtschaftliche Biogasanlagen. Die gesamte in Thüringen installierte elektrische Leistung von 19.500 kW wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Damit können etwa 40.000 Haushalte mit Elektroenergie versorgt werden. Etwa 30 – 50 neue Anlagen befinden sich gegenwärtig in Vorbereitung.
Immer noch wichtigster nachwachsender Rohstoff ist das Holz. Schätzungen der Forstexperten ergaben, dass die Forstwirtschaft bei einem Preisniveau von etwa 70 Euro/t Trockenmasse ein Potenzial aus der Durchforstung und Waldpflege von 340.000 Festmeter pro Jahr, ohne Sägeholz und Reisig, aufbringen kann. „Mit den von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft und dem Thüringer Fachbeirat Nachwachsende Rohstoffe erarbeiteten ‚Vorschlägen für ein Thüringer Bioenergieprogramm‘ hat Thüringen im Ländervergleich auch hier seinen Vorsprung ausgebaut“, kommentierte Dr. Sklenar abschließend die strategische Ausrichtung.
15.07.2006 Quelle: Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH