„Wie kann die Menschheit die nächsten 100 Jahre überleben?“ / Zehn deutsche Wissenschaftler antworten
Der britische Physiker Stephen Hawking fragte sich jüngst in einem Internet-Forum: „Wie kann die Menschheit die nächsten 100 Jahre überleben?“ Er selber wisse darauf keine Antwort. In der ZEIT antworten zehn deutsche Wissenschaftler, darunter der Philosoph Peter Sloterdijk, der Naturwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker und der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber. Professor Schellnhuber, Leiter des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung glaubt, dass der Klimawandel im schlimmsten Fall indirekt zur Auslöschung der Menschheit führen kann.
Riesige Solarfelder als Antwort auf die globale Erwärmung
„Ein Gemisch aus Kernwaffengebrauch, Terrorismus und Umweltkonflikten um Boden, Energie und Wasser könnte uns am Ende ausradieren“, so Schellnhuber in der ZEIT. „Die realistischste Gefahr für die Menschheit geht von der globalen Erwärmung aus. Ich glaube zwar nicht, dass sie unsere Spezies vernichten wird … aber der anthropogene Klimawandel kann die Qualität unseres Lebens erheblich vermindern“, so Schellnhuber weiter. Durch einen so genannten galoppierenden Treibhauseffekt könnte sich die Temperatur der Erde in 100 Jahren um zehn oder sogar 12 Grad Celsius erhöhen: Europa würde zur Sahara, Wirtschaftssysteme brächen zusammen, es gäbe Kriege um bewohnbaren Boden, warnt der Klimaforscher. „Ich halte diesen schlimmsten Fall zwar nicht für wahrscheinlich, aber grundsätzlich möglich. Das Risiko liegt vielleicht bei 1:1000. Als Antwort auf diese Bedrohung rät Schellnhuber, klimafreundliche Städte zu bauen, die Landwirtschaft auf Energieproduktion umzustellen, riesige Solarfelder und CO2-Speicher zu erreichten
Unverbindliche Empfehlungen zur CO2-Emissionsminderung reichen nicht
Peter Sloterdijk sagt, er teile Hawkings Besorgnisse völlig. „Wir rasen mit Höchstgeschwindigkeit frontal auf eine Betonmauer zu, doch weil der Moment des Aufpralls eine Weile entfernt ist, bleibt man auf dem Gaspedal. Unsere größte Gefahr steckt in der Unfähigkeit, 30, 50, 100 Jahre konkret voraus zu fühlen. Darum verbraucht die Gesellschaft der letzten Menschen ihre Zukunftschancen mit dem besten Gewissen.“ Der Philosoph warnt vor den Folgen der Nutzung fossiler Energien und kritisiert halbherzigen Klimaschutz: „Irgendwann sind wir so weit, dass wir eine unverbindliche Empfehlung aussprechen, die CO2-Emissionen zu reduzieren, Kyoto-Protokoll und Co. Das kann man unterschreiben oder nicht. Und hat man unterschrieben, kann man sich daran halten oder nicht. Von hier an kennen wir die Szene. Wir finden uns wieder in unserem fahrerlosen Bus, der mit steigender Geschwindigkeit auf die Wand zurast“, so Sloterdijk.
Ernst Ulrich von Weizsäcker betont, die Bedeutung nachhaltiger Technologie und fordert eine nachhaltige Wirtschaft und nachhaltigen Konsum. Weitere Antworten geben der Politikwissenschaftler Michael Brzoska, die Bischöfin Margot Käßmann, der Soziologe Wolfgang Sofsky und der Astronaut Gerhard Thiele.
Der komplette Beitrag ist veröffentlich in der ZEIT Nr. 34 vom 17. August 2006.
19.08.2006 Quelle: DIE ZEIT Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH