Bundesumweltministerium: Neue Fragen zur Notstromversorgung im AKW Brunsbüttel
Die schwedische Atomaufsicht (SKI) hat in der 34 Kalenderwoche neue Einzelheiten über den Ablauf des Reaktorunfalls am 25. Juli im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark mitgeteilt, berichtet das Bundesumweltministerium (BMU) in einer Pressemitteilung. Die Prüfungen der zu Tage getretenen Einzelheiten des Störfallablaufs in Forsmark bestätigten die Einschätzung des BMU, dass es sich um ein sehr ernstes Ereignis gehandelt habe, heißt es in der Pressemitteilung. „Es hat sich auch aufgrund der neuen Details aus Schweden als richtig herausgestellt, dass wir eine umfassende Sicherheitsüberprüfung der Stromversorgung der deutschen Atomkraftwerke angeordnet und damit auch bereits begonnen haben“, betont Bundesumweltminister Sigmar Gabriel. Der Minister hatte am 9. August erklärt, dass zwar die Technik der Notstromversorgung in Deutschland anders sei als im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark, er allerdings die dazu abgegebenen Erklärungen der deutschen Reaktorbetreiber kritisch überprüfen lassen wolle.
In Brunsbüttel könnte ein ähnliches Problem wie in Forsmark auftreten
Die durch das BMU veranlasste Überprüfung habe jetzt zu einem neuen Ergebnis geführt: In den Beratungen der Reaktorsicherheitskommission (RSK) zur Auswertung der schwedischen Erfahrungen hätten sich Fragen zur Notstromversorgung im Atomkraftwerk Brunsbüttel ergeben. Dabei gehe es um den theoretisch möglichen Ausfall der Notstromdiesel. In diesem Fall würde das Kraftwerk und vor allem die Überwachung auf einen Batteriebetrieb zurückgreifen müssen. In Brunsbüttel bestehe dabei jedoch – anders als in anderen Atomkraftwerken – eine technische Regeleinrichtung, die auf Wechselstrom angewiesen ist. Käme es zum Ausfall dieser Regeleinrichtung, stünde die Stromversorgung für die Steuerung der Anlage nur noch eingeschränkt zur Verfügung, so das BMU. Es könnte damit ein ähnliches Problem wie in Forsmark auftreten, obwohl in Deutschland eine andere Technik genutzt wird.
Vattenfall soll bis 28.08. Nachweise liefern
Der Betreiber Vattenfall habe entsprechende Nachfragen in der RSK zwar beantwortet, jedoch bislang dafür noch keine Nachweise geliefert, kritisiert das BMU. In Übereinstimmung mit der zuständigen Atomaufsicht des Landes Schleswig-Holstein habe daher das BMU am 25.08.2006 Nachweise eingefordert. Dem Betreiber wurde dafür eine Frist bis zum 28.06. eingeräumt. „Wir werden uns auch weiterhin nicht mit Erklärungen der Betreiber allein zufrieden geben, sondern bestehen in jedem Einzelfall auf einem einwandfrei überprüfbaren technischen Nachweis“, so Bundesumweltminister Gabriel.
Totalausfall der Notstromversorgung wäre in Forsmark möglich gewesen
Nach Einschätzung der schwedischen Aufsichtsbehörde SKI handelte es sich in Forsmark um ein so genanntes „Common cause failure“. Das ist ein Versagen, das unter Umständen zu einen Totalausfall der Notstromversorgung geführt hätte, einem Ereignis, das im Sicherheitsbericht der Anlage nicht unterstellt wurde. Damit hätte im Rahmen der Auslegung der Sicherheitssysteme des AKW kein Schutz mehr bestanden, heißt es in der BMU-Pressemitteilung. Nach den aktuellen Informationen sollen in Forsmark auch weitere Aggregate wie zum Beispiel Umwälzpumpen ausgefallen sein. Grundlegend neue Erkenntnisse zum Störfallablauf in Schweden liegen nach Auskunft bei der schwedischen Atomaufsicht gegenwärtig nicht vor.
GRS-Bericht im Internet
Bei dem in der Presse zitierten Bericht der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) und des Öko-Instituts zum Ablauf des Störfalls in Forsmark handle es sich um die zweite Überarbeitung eines Kurzberichts, der den Landesaufsichtsbehörden am 23. August übermittelt wurde, so dass BMU. Der Bericht ist abrufbar unter www.bmu.de/37720
28.08.2006 Quelle: BMU Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH