Forsmark-Störfall: Schwedischer Experte sieht weiteren Klärungsbedarf – DUH fordert sofortige Abschaltung des Reaktors Brunsbüttel

Nach einer vom Betreiber Vattenfall bestellten Stellungnahme der „Königlichen Technischen Hochschule“ (KTH) in Stockholm bestehe weiterer dringender Klärungsbedarf bezüglich des schweren Störfalls in Block 1 des Siedewasserreaktors Forsmark am 25. Juli, berichtet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in einer Pressemitteilung. „Wenn Vattenfall als Betreiber von Forsmark nicht die Ursache des Störfalls erklären kann – wie soll […]

Nach einer vom Betreiber Vattenfall bestellten Stellungnahme der „Königlichen Technischen Hochschule“ (KTH) in Stockholm bestehe weiterer dringender Klärungsbedarf bezüglich des schweren Störfalls in Block 1 des Siedewasserreaktors Forsmark am 25. Juli, berichtet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in einer Pressemitteilung. „Wenn Vattenfall als Betreiber von Forsmark nicht die Ursache des Störfalls erklären kann – wie soll man das schwedische Atomkraftwerk so umbauen können, dass ein derartiger Störfall nicht erneut eintritt oder gar eine neue Fehlerquelle eingebaut wird? Und wie kann Vattenfall den Nachweis führen, dass so ein Störfall in Brunsbüttel nicht möglich ist, wenn die Fehlerursache in Forsmark nicht eindeutig geklärt ist?“, fragt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.   „Wie lange lassen sich die deutschen Atomaufsichtsbehörden vom Brunsbüttel-Betreiber Vattenfall Europe wechselnde Versionen der Übertragbarkeit oder Nicht-Übertragbarkeit des Forsmark-Störfalls präsentieren? Obwohl nicht einmal in Schweden die Ursache des Störfalls zweifelsfrei feststeht und auch in Brunsbüttel offenbar Teile des Sicherheitssystems von der Funktionstüchtigkeit von Wechselrichtern abhängen, ist Vattenfall immer absolut sicher, dass in Brunsbüttel ein Versagen des Notstromsystems ausgeschlossen ist“, so Resch.

Offene Fragen zum Ausfall der Systeme zur „unterbrechungslosen Stromversorgung“

Mit einer Stellungnahme an Bengt Jansson, den „Produktionschef Forsmark I“, die DUH vorliege, reagierte Hans-Peter Nee, Professor für Kraftwerkselektronik an der KTH, auf einen Bericht des Wechselrichterherstellers AEG Power Supply Systems, den dieser gegenüber dem Forsmark-Betreiber Vattenfall abgegeben hatte. Insbesondere sei ungeklärt, warum zwei von vier Systemen der „unterbrechungslosen Stromversorgung“ (UPS, Uninterruptable Power Supplies) versagten, die anderen beiden baugleichen Systeme die von einem Kurzschluss im umgebenden Stromnetz ausgelöste Spannungsschwankung jedoch schadlos überstanden. Bevor die Ursache für diesen ungewöhnlichen Befund nicht im Detail geklärt sei, rate der KTH-Experte dringend davon ab, an den fraglichen Wechselrichtern irgendwelche Änderungen vorzunehmen. Andernfalls könnte dies andere, bislang unbekannte Konsequenzen nach sich ziehen.

Brunsbüttel wäre nach Ausfall von Wechselrichtern nur noch eingeschränkt steuerbar

Am 24.8.2006 habe der AKW-Betreiber Vattenfall Europe eingeräumt, das Bundesumweltministerium und das für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium bisher nicht korrekt über die Probleme der Notstromversorgung im Siedewasserreaktor Brunsbüttel unterrichtet zu haben.
Deshalb fordert die Deutsche Umwelthilfe von Vattenfall Europe die sofortige Abschaltung des Problemreaktors. Anlässlich einer Sitzung des Ausschusses „Elektrische Einrichtungen“ der Reaktorsicherheitskommission (RSK) der Bundesregierung habe Vattenfall entgegen früheren Einlassungen überraschend erklärt, dass Teile des Notstromsystems doch wie in Forsmark auf Wechselstrom angewiesen seien. Nach einem Ausfall bestimmter Wechselrichter wäre auch das Kraftwerk Brunsbüttel nur noch eingeschränkt steuerbar, heißt es in der DUH-Pressemitteilung. “ Sollte Vattenfall Europe den Problemreaktor an der Elbe nicht sofort abschalten, und zwar solange seine Sicherheit nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist, stelle sich massiv die Frage nach der im Atomgesetz verlangten Zuverlässigkeit des Brunsbüttel-Betreibers.

28.08.2006   Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V.   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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