ZSW: Deutschland etabliert sich als Leitstandort für solare Dünnschichttechnologie

„Die deutsche CIS-Forschung hat gemeinsam mit deutschen Unternehmen einen Quantensprung in der Dünnschichttechnologie geschafft, betont das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) in einer Pressemitteilung. Zum ersten Mal seien CIS-Module mit Solarzellen aus Kupfer-Indium-Selenid hinsichtlich der Produktivität mit Siliziummodulen vergleichbar, sagt Dr. Hansjörg Gabler, Leiter des Geschäftsbereichs Photovoltaik und Vorstand des ZSW im Rahmen der […]

„Die deutsche CIS-Forschung hat gemeinsam mit deutschen Unternehmen einen Quantensprung in der Dünnschichttechnologie geschafft, betont das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) in einer Pressemitteilung. Zum ersten Mal seien CIS-Module mit Solarzellen aus Kupfer-Indium-Selenid hinsichtlich der Produktivität mit Siliziummodulen vergleichbar, sagt Dr. Hansjörg Gabler, Leiter des Geschäftsbereichs Photovoltaik und Vorstand des ZSW im Rahmen der 21. europäischen Photovoltaikkonferenz und Ausstellung in Dresden. „Deutschland setzt sich damit an die Spitze der Dünnschicht-Solartechnologie“, so Dr. Gabler weiter. Bei der CIS-Technologie ersetzt eine chemische Verbindung aus Kupfer, Indium, Gallium und Selen den derzeit teuren und knappen Halbleiter Silizium. Schon lange wurde der CIS-Technologie gutes Potenzial eingeräumt, denn CIS-Solarmodule sind als Dünnschichttechnologie komplett unabhängig von dem Halbleiter Silizium. Viel diskutiertes Thema der Konferenz sei daher nun der deutsche Durchbruch bei der CIS-Technologie, beton das ZSW. 
CIS-Boom erwartet

„Alle Anzeichen deuten auf einen CIS-Boom hin“, so Gabler, der deshalb für Deutschland weiterhin glänzende Perspektiven im Solargeschäft ausmacht. „Nach der Bekanntgabe des baden-württembergischen Unternehmens Würth Solar, bereits in diesem Jahr mit der weltweit ersten Großserienproduktion von CIS-Solarmodulen zu beginnen, haben binnen kürzester Zeit andere Unternehmen nachgezogen und ähnliche Absichten verkündet. Man muss abwarten, wie schnell diese Vorhaben umgesetzt werden – in jedem Fall müssen die Firmen große Anstrengungen unternehmen, um den Entwicklungsvorsprung von Würth Solar aufzuholen“, stellt Gabler fest. Das ZSW setzt den Beginn der Großserienproduktion von Würth Solar mit einer Initialzündung für die gesamte CIS-Technologie gleich. „Es ist für den Solarstandort Deutschland ein großer Erfolg, wenn innovative Solar-Technologien nicht nur hier entwickelt, sondern auch in Deutschland in Serie produziert werden“, heißt es in der Pressemitteilung.

Neue Solaranwendungen durch CIS, beispielsweise zur natürlichen Stromversorgung von Zelten

Ein wesentlicher Grund für das weltweite Interesse an CIS-Solarmodulen ist laut ZSW, dass sie im Vergleich zu Solarmodulen auf Silizium-Basis sehr flexibel einsetzbar sind. So können CIS-Module nicht nur auf Dächer geschraubt, sondern beispielsweise auch direkt in Gebäudefassaden integriert werden. „Es ist bereits absehbar, dass weitere neue Anwendungsformen serienreif werden“, sagt Gabler. So können CIS-Module schon in nicht allzu ferner Zukunft auf hauchdünner Plastikfolie oder ebenso dünnen Edelstahlfolien aufgebracht werden. Damit eröffnen sich wieder neue Anwendungmöglichkeiten, beispielsweise könnten so gewöhnliche Trekking-Zelte beleuchtet werden. Aufgrund der neu gewonnenen Biegsamkeit und der gleichzeitigen Gewichtsreduktion werde CIS auch für Luftschiffe und die Raumfahrt interessant. Doch auch für architektonische Herausforderungen wie beispielsweise großflächigen Zeltdachkonstruktionen böten CIS-Solarmodule vollkommen neue Möglichkeiten.

Die Verwendung von flexiblen Folien in der CIS-Technologie birgt darüber hinaus ein großes Kostensenkungspotenzial und wird so nach Ansicht des ZSW entscheidend zur Zukunftsfähigkeit der gesamten Photovoltaik beitragen. Das ZSW erwartet durch die beginnende Serienproduktion von CIS-Solarmodulen einen Schub für die gesamte Dünnschichtbranche. Aktuell macht die Dünnschichttechnologie erst einen vergleichsweise geringen Teil des Photovoltaikmarktes aus, doch dies wird sich nach Ansicht des ZSW mittelfristig deutlich ändern. „20 Prozent Marktanteil im Photovoltaikmarkt sind bis 2015 realistisch. Dünnschichtmodule werden Solarmodule auf Silizium-Basis mittelfristig nicht verdrängen, aber für alle Photovoltaikanwendungen eine immer wichtigere Alternative sein“., so Gabler.

Rund 100 Forscher arbeiten an Dünnschichttechnologie und Brennstoffzelle

Das ZSW ist ein weltweit anerkanntes Forschungsinstitut auf dem Gebiet der Dünnschicht-Photovoltaik. Seit Beginn der 90er Jahre forscht das ZSW intensiv an der CIS-Technologie und hat sie mit Fördermitteln des Bundes und des Landes Baden-Württemberg bis zur Produktionsreife geführt. Das ZSW ist eine industrienahe Forschungseinrichtung, die Wissen aus der Grundlagenforschung in die industrielle Praxis überträgt. Neben der Photovoltaik-Dünnschichttechnologie ist dies aktuell die Entwicklung der Brennstoffzelle und die technologische Nutzung von Biomasse. Das ZSW beschäftigt an den Standorten Stuttgart und Ulm rund 100 Ingenieure und Wissenschaftler.

05.09.2006   Quelle: Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW)   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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