Solarstrom soll wirtschaftliche Eigeninitiative am unteren Mekong fördern

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE (Freiburg) hat zusammen mit der französischen Stiftung „Energies Pour Le Monde“ ein neues Modell entwickelt, mit dem Photovoltaikanlagen in den Ländern des unteren Mekong nicht nur die Stromversorgung verbessern, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort anregen sollen. Auf einer Tagung in Pnom Penh am 5. und 6.10.2006 werden […]

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE (Freiburg) hat zusammen mit der französischen Stiftung „Energies Pour Le Monde“ ein neues Modell entwickelt, mit dem Photovoltaikanlagen in den Ländern des unteren Mekong nicht nur die Stromversorgung verbessern, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort anregen sollen. Auf einer Tagung in Pnom Penh am 5. und 6.10.2006 werden die neuen Konzepte mit den Akteuren diskutiert. „Bisher lag der Schwerpunkt bei ländlicher Elektrifizierung auf der Bereitstellung der Technik. In unserem Modell steht der wirtschaftliche Anreiz für den Betreiber im Vordergrund“, erläutert Sebastian Gölz den neuen Ansatz.
  Er ist Projektleiter am Fraunhofer ISE. „Erst durch einen profitablen Anlagenbetrieb hat er ein Eigeninteresse daran, die Systeme dauerhaft betriebsbereit zu halten. Er sucht zusammen mit den Strombeziehern nach wirtschaftlichen Anwendungen, mit denen aus dem Strom Mehrwert erwirtschaftet wird, zum Beispiel mit Wasserpumpen oder Mühlen. Die Kunden verdienen so nicht nur das Geld für den Strombezug, sondern schaffen die Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung und Erweiterung der Anlagen. So können sie erste Schritte aus der Armut tun. Die Investition für die Anlagen kann von Investoren oder staatlichen Institutionen kommen, die nachhaltige Entwicklung fördern wollen“, so Gölz weiter.

Neues Geschäftsmodell macht ländliche Elektrifizierung für Geldinstitute und andere Investoren interessant

In der laotischen Provinz Luang Prabang könnten so mit einem Investitionsvolumen von 3,2 Millionen US-Dollar Dorfstromsysteme zur Versorgung von 6.000 Haushalten entstehen. In Machbarkeitsstudien hat das Fraunhofer ISE mit den Akteuren vor Ort das Projekt bankenfähig vorbereitet. „Durch das neue Geschäftsmodell wird ländliche Elektrifizierung auch für Geldinstitute und andere Investoren interessant“, so Gölz. Voraussetzung für die Anregung privaten Unternehmertums ist laut ISE ein niedriger Preis für den Photovoltaikstrom: Mit 30 US-Cent pro Kilowattstunde sei der Strom für die ländliche Bevölkerung bezahlbar und erlaube dem Betreiberunternehmen dennoch ein profitables Geschäft.

Hybridanlagen zur autonomen Stromversorgung neu konzipiert

Die Fraunhofer-Wissenschaftler erreichen durch eine neue Konzeption der Anlagen, die aus Photovoltaik (PV), Dieselgenerator und Batterien bestehen, eine drastische Senkung des Erzeugungspreises. Der Anteil der PV an der Gesamtversorgung wurde stark vergrößert, die Batteriekapazität stark verkleinert (Versorgungssicherheit einer statt drei Tage). Der Strom muss größtenteils tags in gewerblichen Anwendungen genutzt werden. Die Betriebszeit des Dieselgenerators wurde reduziert, dieser läuft nur abends zur Deckung der Spitzenlast. Der Einsatz von Simulationswerkzeugen zur Systemauslegung und mehr als 15 Jahre praktische Betriebserfahrungen von PV Hybrid-Systemen des Fraunhofer ISE sichern die Qualität sowohl aus sozialwissenschaftlicher als auch aus technisch-ökonomischer Sicht.

Das Modell bringt Privatinitiative, staatliche Rahmenbedingungen und institutionelle Förderung zu einem funktionierenden System zusammen. „Statt Anlagen zu planen, haben wir einen Markt geplant, auf dem Betreiber und Kunden zusammen Anlagen nach ihren individuellen Bedürfnissen konzipieren und betreiben können“, fasst Gölz zusammen. Photovoltaik kann in armen Ländern des Südens oft die einzige reichlich vorhandene Ressource in Strom umwandeln: Die Sonnenenergie. Die Lebensbedingungen von zwei Milliarden Menschen können so verbessert werden. Doch viele Projekte der ländlichen Elektrifizierung kamen nach der Installation ins Stocken, weil die Förderung „von oben“ zu Ende ging, es aber keinen Anreiz für einen Betrieb „von unten“ gab. Dieses Manko beseitige das bankenfähige Geschäftsmodell des Fraunhofer ISE.

Die EU fördert die Arbeiten im Rahmen des Projekts Delta PRO RES. Die französische Stiftung FONDEM leitet das Projekt und bearbeitet Solar Home Systeme, das Fraunhofer ISE bearbeitet Dorfstromversorgungen. Partner sind in Kambodscha und Laos die Ministerien für Energie, in Vietnam ein NGO. Von März 2005 bis Oktober 2006 wurden Projekte im Wert von 12,2 Millionen US-Dollar für 40 000 Haushalte erarbeitet.

Informationen zur Tagung am 5./6. Oktober 2006 in Pnom Penh und zum Projekt Delta PRO RES unter www.energies-renouvelables.org

05.10.2006   Quelle: Fraunhofer ISE   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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