UBA-Chef Troge: Keine Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke; Energieverbrauch halbieren
Kurz vor dem zweiten Energiegipfel der Bundesregierung spricht sich der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Andreas Troge (CDU), dagegen aus, die Laufzeit von Kernkraftwerken zu verlängern. Kernenergie sei „keine Lösung für unser Energieproblem“, sagt Troge in der Wochenzeitung DIE ZEIT. Wer sich davon niedrige Strompreise erhoffe, „dürfte enttäuscht werden“, so Troge in der ZEIT.
Halbierung des Energieverbrauchs senkt Kohlendioxidemissionen ohne Komfortverzicht – sogar bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Kernenergie
Als „wichtigste energiepolitische Herausforderung“ bezeichnet Troge die Halbierung des Energieverbrauchs bis 2050. Dadurch würden nicht nur „viele Umweltprobleme gleichzeitig“ gelöst, Deutschland könne auch „riesige Exportmärkte erschließen“. Klimaschutz sei „eine seltene Chance für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft“, so Troge. „Ohne jeglichen Komfortverzicht“ und sogar bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Kernenergie könne es Deutschland schaffen, seine Kohlendioxidemissionen bis 2020 um 40 Prozent (gegenüber 1990) zu vermindern. Pro Haushalt koste das vom UBA vertretene Energiekonzept monatlich nicht mehr als 8 Euro, erklärt Troge.
Beim Klimaschutz nicht zu sehr vom Kassenstand der öffentlichen Finanzen abhängig werden
„Dringend erforderlich“ sei allerdings die Besteuerung von Flugtreibstoff, so Troge weiter. Es könne nicht sein, dass ausgerechnet der Flugverkehr als expansivster Verkehrssektor von der normalen Energiesteuer verschont werde. Für eine Reform plädiert Troge auch beim Mietrecht. Damit sich Mieter und Vermieter „wirklich um Wohnungen bemühen, die weniger Energie verbrauchen“, sei der Übergang von der Kalt- zur Warmmiete nötig. Die gegenwärtige Subventionierung der Gebäudesanierung stoße an Grenzen. „Wir dürfen beim Klimaschutz nicht zu sehr vom Kassenstand der öffentlichen Finanzen abhängig werden“, warnt der UBA-Präsident.
Weil die Selbstverpflichtung der europäischen Autohersteller zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes „aller Voraussicht nach scheitern“ werde, sei es darüber hinaus „dringend notwendig, dass die EU zum Ordnungsrecht greift und den Flottenverbrauch begrenzt“.
Das komplette Interview ist veröffentlicht in der ZEIT Nr. 41 vom 5. Oktober 2006.
05.10.2006 Quelle: DIE ZEIT Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH