Hessen: Studie informiert über vollständigen Ersatz des Atomstroms durch erneuerbare Energien
Eine neue Studie, die auf Anfrage der hessischen SPD-Landesvorsitzenden Andrea Ypsilanti von Dr. Hermann Scheer unter Mitarbeit unter anderem von Prof. Dr.-Ing. Klaus Traube und Rechtsanwalt Fabio Longo erstellt wurde, beschreibt die politische, rechtliche, wirtschaftliche und technische Möglichkeit eines atomstromfreien Hessens, bei gleichzeitig vollständigem Ersatz der Atomstrom-Kapazität durch erneuerbare Energien. Der SPD-Landesvorstand habe sich einstimmig hinter die politischen Schlussfolgerungen dieser Studie gestellt und möchte das Konzept in einer künftigen Regierungsverantwortung umsetzen, so die hessische SPD.
Kraftwerksersatzleistungen neu installierter Anlagen zur Nutzung der erneuerbaren Energien bis 2021 höher als Stromproduktion aller deutschen Atomkraftwerke
Die Abschaltung der Atomkraftwerke Biblis A und Biblis B sei bis zum Jahr 2008 beziehungsweise 2012 möglich, ohne dass als Kraftwerksersatz neue fossile Groß-Kraftwerke auf Kohle- oder Gasbasis gebaut werden müssten, heißt es in der Studie. Im Rahmen des bundesweit bis 2021 geplanten Abschaltens aller deutschen Atomreaktoren würden die Kraftwerksersatzleistungen der bundesweit neu installierten Anlagen zur Nutzung der erneuerbaren Energien bis 2021 über die Produktionsleistung aller deutschen Atomkraftwerke hinausgehen, wenn das seit 2001 festzustellende Einführungstempo anhalte: „Bereits bis zum Jahr 2013 stehen den bis dahin abgängigen AKW mit einer Produktion von 48 TWh/a Zuwächse erneuerbarer Energien von 49 TWh/a gegenüber“, heißt es in der Studie.
Ergänzt um den zügigen Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung ergebe sich die Möglichkeit des Abschaltens bei gleichzeitiger weiterer Minderung fossiler Klimagas-Emissionen. Selbst bei einer – energiewirtschaftlich unnötigen – isolierten Betrachtung der hessischen Stromerzeugung lasse sich trotz des Anteils von 60 % Atomstrom an der hessischen Stromerzeugung eine in Hessen realisierbare Kraftwerksersatzleistung allein durch Erneuerbare Energien darstellen, so die Autoren der Studie. Zwingende Voraussetzung hierfür sei eine offensive Inanspruchnahme des im Rahmen landespolitischer Kompetenzen möglichen Instrumentenmixes, den die gegenwärtige hessische Landesregierung jedoch eher obstruktiv als konstruktiv eingesetzt habe. Die vorgesehene Regionalplanung mache Hessen zu annähernd 100 % zum Ausschlussgebiet für die Windkraftnutzung und vernichte sogar eine Vielzahl bestehender Standorte, wodurch Repowering in großem Stil unmöglich gemacht werde.
Die Studie im Internet
Die Studie NEUE ENERGIE FÜR EIN ATOMFREIES HESSEN; Grundlinien eines Landesenergieprogramms für Hessen (40. S., PDF), erarbeitet für den SPD-Landesverband Hessen von Dr. rer. pol. Dr. h.c. Hermann Scheer unter Mitarbeit von Rechtsanwalt Fabio Longo, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Heiko Stubner und Prof. Dr.-Ing. Klaus Traube ist im Internet zugänglich unter der Adresse http://www.spd-hessen.de/db/docs/doc_11925_2006101216161.pdf
18.10.2006 Quelle: SPD-Landesverband Hessen Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH