Forum Solarpraxis: Solarstrombranche auf stetigem Wachstumskurs

„Vom Wochenmarkt zur Großindustrie“: Mit diesen Worten charakterisierte Karl-Heinz Remmers, Vorstand der Solarpraxis AG, die deutsche Solarstrombranche bei der Eröffnung des „7. Forums Solarpraxis“ in Berlin. Über 500 Teilnehmer, darunter Branchen- und Verbandsvertreter, Analysten und Politiker, nahmen an der Konferenz teil, berichtet der Europressedienst Bonn. Für den deutschen Photovoltaikmarkt rechnen die Marktteilnehmer mit einem jährlichen […]

„Vom Wochenmarkt zur Großindustrie“: Mit diesen Worten charakterisierte Karl-Heinz Remmers, Vorstand der Solarpraxis AG, die deutsche Solarstrombranche bei der Eröffnung des „7. Forums Solarpraxis“ in Berlin. Über 500 Teilnehmer, darunter Branchen- und Verbandsvertreter, Analysten und Politiker, nahmen an der Konferenz teil, berichtet der Europressedienst Bonn. Für den deutschen Photovoltaikmarkt rechnen die Marktteilnehmer mit einem jährlichen Wachstum von rund 25 Prozent. Weltweit soll sich der Markt für Sonnenstrom dank attraktiver staatlicher Förderprogramme ebenfalls im zweistelligen Bereich vergrößern.   Besonders in asiatischen Ländern, Kalifornien und Südeuropa will die Branche künftig ihre Produkte anbieten.

Nur geringe Preissenkungen für 2007 erwartet

Als Wermutstropfen, der einen schnelles Wachstum im Bereich Photovoltaik sowohl national als auch international bremsen könnte, wertet der Europressedienst in seinem Veranstaltungsrückblick die Preisentwicklung. Die Marktteilnehmer, so sei in Berlin deutlich geworden, gingen für das nächste Jahr nur von verhaltenen Preissenkungen aus. Als Grund nennen Zell- und Modulproduzenten die anhaltend hohen Silizium- und Waferpreise. Innerhalb der letzten zwei Jahre schoss der Preis für den begehrten Rohstoff von 25 auf 200 Dollar pro Kilogramm. Nach Aussage von Philip Koecke, Finanzvorstand der SolarWorld AG, leiden hierunter besonders Unternehmen ohne langfristige Bezugsverträge. Uneins zeigte sich die Branche in Berlin angesichts der Frage, ob der Engpass bereits 2008 behoben werden kann. Aus Analystensicht muss die Branche bei der Preisentwicklung auf jeden Fall gegensteuern. „Soll der Markt langfristig wachsen müssen die Preise gesenkt werden“, sagte Alexander Karnick von der Deutsche Bank AG. An erster Stelle, so betonte der Aktienexperte in Berlin, bräuchten die Photovoltaikunternehmen die Kontrolle über den Preis. An zweiter und dritter Stelle stünden die Produktqualität und der Zugang zum Endkunden.

Photovoltaik-Märkte in Südeuropa wachsen noch immer verhalten

Dank neuer staatlicher Förderprogramme expandieren Photovoltaikhersteller zurzeit besonders in den europäischen Mittelmeerraum. Nach Auskunft von Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), rechnet die Branche in den kommenden Jahren weltweit mit einem dynamischen Solarstrommarkt mit jährlich zweistelligen Wachstumsraten. Der spanische Photovoltaikmarkt steht bei vielen Marktteilnehmern ganz oben auf der Liste neuer Expansionsziele, und das, obwohl das spanische Einspeisegesetz für Solarstrom zurzeit von der Regierung überarbeitet wird. Branchenexperten rechnen damit, dass im neuen Gesetz die Fördertarife gesenkt werden und das Genehmigungsverfahren für den Anlagenbau vereinfacht wird. Ende des Jahres läuft die Frist für eine Neuregelung aus. Trotzdem prognostizieren die Marktteilnehmer in Berlin, zumindest für 2006, noch ein verhältnismäßig geringes Marktwachstum. Während die „European Photovoltaic Industry Association“ (EPIA) in diesem Jahr von etwa 50 Megawatt ausgeht, rechnet Heiko Piossek, Finanzvorstand der Conergy AG, mit einem gebauten Volumen zwischen 70 und 90 Megawatt. Allein Conergy werde in 2006 rund 30 Megawatt direkt absetzen.

Italien: 2006 maximal zehn Megawatt Solarstromleistung neu installiert

Ähnliches gilt für den italienischen Photovoltaikmarkt. Auch hier wird das Förderprogramm zurzeit überarbeitet. David Pérez Navarro von eclareon rechnet damit, dass 2006 maximal zehn Megawatt Solarstromleistung neu installiert werden. Und auch der griechische Markt kommt nur langsam in Gang. Seit Ende Juni ist in dem südeuropäischen Land ein neues Fördergesetz in Kraft, das den Betreibern von Solarstromanlagen eine Einspeisevergütung von bis zu 45 Cent pro kWh beschert. Seit April dieses Jahres, so Christos Protogeropoulos von CRES (Centre for Renewable Energy Sources), wurden in Griechenland 20 Projekte mit einer Kapazität von 45,2 Megawatt beantragt.

Dünnschichttechnologie mit großem Potenzial

Neue Technologien wie die Dünnschicht-Photovoltaik gewinnen für den Solarstrommarkt immer mehr an Bedeutung. Besonders bei den Systemkosten wollen die Anbieter von Dünnschichtmodulen künftig punkten. Experten erwarten langfristig einen geringeren Preis als bei Siliziummodulen. Auch Dr. Eric Rüland von der GP Solar GmbH schätzt das Potenzial dieser Technologie als hoch bis sehr hoch ein. Ein Vorteil der neuen Technologie seien beispielsweise niedrige Installationskosten. Wichtigster Anwendungsbereich für Dünnschichtmodule ist laut Lars Waldmann, Public Relations Manager von Schott Solar, die Gebäudeintegration. Die Firma baut zurzeit in Jena eine Produktionslinie für Dünnschichtmodule mit einer Kapazität von 33 Megawatt auf. Ab Frühjahr 2008 sollen die Module verkauft werden. Trotz der großen Potenziale der Dünnschichttechnologie im Bereich Großinstallationen beziehungsweise Gebäudeintegration werde ein Siliziummodul langfristig den größeren Wirkungsgrad haben, so GP Solar-Vertreter Rüland. Derzeit läge der Vorsprung bei etwa fünf Prozent. In Sachen Marktwachstum hinke die Dünnschichttechnologie gegenüber der Siliziumtechnologie um sieben Jahre hinterher.

EEG-Überprüfung kein Thema in Berlin

Die für das nächste Jahr anstehende Überprüfung des „Erneuerbare-Energien-Gesetzes“ (EEG) wurde auf dem Forum Solarpraxis wenig diskutiert. Laut Michael Müller, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium, will die Politik die Photovoltaik bei einer eventuellen Gesetzespassung keinesfalls aus dem Fördergesetz ausklammern. Als Ziel nannte Müller die Verankerung des Fördermodells in weiteren europäischen Ländern. Dr. Karl Kellner von der Europäischen Kommission hob in Berlin zudem die hohe Effizienz von Fördersystemen mit einer Einspeisevergütung hervor. Mit dem Quotensystem habe man bisher zu wenig Erfahrungen gesammelt.

22.11.2006   Quelle: Europressedienst Bonn   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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