Solarwärme: Branche diskutiert nach gescheitertem Wärmegesetz über alternative Förderung
Gestiegene Öl- und Gaspreise lassen den deutschen Solarwärmemarkt kontinuierlich wachsen. Immer mehr Verbraucher entscheiden sich für eine Solarwärmeanlage, um ihre Energiekosten zu senken. „Die Wärmeversorgung gerät in die Kostenfalle“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), Carsten Körnig im Forum Solarpraxis, das kürzlich in Berlin stattfand. Im Gegensatz zur Solarstromproduktion zahlt der Staat bei Solarwärmeanlagen im Rahmen des Marktanreizprogramms (MAP) einen einmaligen Zuschuss von bis zu 70,20 Euro pro installiertem Quadratmeter Solarkollektorfläche an die Anlagenbetreiber. Aufgrund der hohen Nachfrage waren die zur Verfügung gestellten 174 Millionen Euro bereits Mitte des Jahres vollständig erschöpft. 50 Prozent mehr Anträge als im Vorjahr sind nach Auskunft von Michael Müller, parlamentarischer Staatssekretär im BMU, beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft- und Ausfuhrkontrolle (Bafa) eingegangen.
Marktanreizprogramm aufgestockt, Wärmegesetz nicht realisiert
Die MAP-Mittel für 2007 hat die Bundesregierung deshalb aufgestockt. Für das nächste Jahr sind 213,5 Millionen Euro vorgesehen. Die Verabschiedung eines Förderprogramms auf gesetzlicher Basis – wie im Koalitionsvertrag geplant – hat die Bundesregierung bisher allerdings nicht realisiert. Stattdessen gab Staatssekretär Müller in Berlin bekannt, dass eine Vereinfachung des MAP-Förderverfahrens geplant sei. Doch das reicht der Solarbranche nicht. Sie will die Förderung künftig gesetzlich absichern und so Förderengpässe vermeiden, ähnlich wie das beim Solarstrom durch das „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ (EEG) geregelt ist. Auf dem Forum Solarpraxis stellten BSW-Geschäftsführer Körnig und Carsten Kuhlmann vom Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) alternative Fördergesetze vor.
BSW setzt sich für Bonusmodell und Wärmefonds ein
Der Solarverband BSW plädiert für die Schaffung eines Wärmegesetzes für regenerative Energien, machte Körnig in Berlin deutlich. Dies sei nicht nur ein Ausweg aus der „Kostenfalle“ Öl beziehungsweise Gas: Durch ein Fördermodell auf Gesetzesbasis könne zudem die Investitionssicherheit für die Solarwärmebranche gestärkt werden. Es soll auf jeden Fall alle regenerativen Energiequellen für die Wärmeversorgung umfassen. Favorit des BSW ist ein „Bonusmodell“, das heißt ein sockelfinanzierter Wärmefonds. Betreiber großer Solarwärmeanlagen sollen demnach eine Vergütung pro Kilowattstunde erhalten; für kleinere Anlagen – beispielsweise auf Einfamilienhäusern – soll wie bisher im Rahmen des MAP eine einmalige finanzielle Pauschale gezahlt werden. Das Geld wird nach den Vorstellungen des BSW durch einen gesetzlich abgesicherten Fonds ausgezahlt, der aus Mitteln des MAP gespeist werden soll. Die Zahlung will der BSW an die Energiepreise koppeln. Reichen die Gelder im Fonds nicht aus, soll der Rest laut BSW beispielsweise aus einer Brennstoffumlage finanziert werden. Der Mittelbedarf erreicht nach Prognose des BSW maximal rund 300 Millionen Euro im Jahr 2013 und sinke bis 2020 stetig auf unter 50 Millionen Euro.
BDH will Marktanreizprogramm auf gesetzliche Basis stellen
Im Gegensatz zum BSW setzt der Heizungsverband BDH auf das bereits bestehende Marktanreizprogramm und will dieses gesetzlich verankern. Ein Förderprogramm für die Solarthermie müsse flexibel, sicher und marktgerecht ausgestaltet sein, so Kuhlmann im Forum Solarpraxis. Gleichzeitig müssten für den Verbraucher Kreditprogramme zur Anlagenfinanzierung verfügbar sein. Die Förderpolitik im Wärmesektor müsse sich zudem an bestehenden Regeln wie der Energieeinsparverordnung (EnEV) orientieren, so Kuhlmann. Der Verband habe sich zum Ziel gesetzt, den Anteil an Installationen in den Haushalten, die auch regenerative Energien nutzen, in den nächsten zehn Jahren auf 80 Prozent zu erhöhen. Deren Einbau dürfte aber nicht isoliert betrachtet werden, sondern ausschließlich gemeinsam mit der Wärmedämmung. Für die Solarwärme gelte deshalb, dass sie Bestandteil der Heizung sei und keine Alternative. Bereits heute würden zwei Drittel aller Solarwärmeanlagen zusammen mit einem neuen Heizkessel installiert, betont Kuhlmann. Dies habe auch Auswirkungen auf die Solarwärmebranche. Reine Kollektorhersteller beispielsweise werden nach Ansicht von Kuhlmann immer mehr zu Systemanbietern. Eine Baupflicht in Form einer Verordnung, wie sie beispielsweise in Spanien bereits in Kraft ist, lehnt der BDH als neues Förderinstrument ab. Sie enthalte möglicherweise zu extreme Vorschriften für das Aussehen der Kollektoranlage.
24.11.2006 Quelle: Europressedienst Bonn Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH