Emissionshandel: Ecofys prognostiziert Überschuss an Emissionsrechten

Durch das Risiko eines Überschusses an Emissionszertifikaten im europäischen Emissionshandelsystem (EU-ETS) könnte das Ziel verfehlt werden, die Treibhausgasemissionen der europäischen Industrie zu verringern. Zu diesem Ergebnis kommt Ecofys in einer Untersuchung der Zuteilungspläne für Emissionszertifikate für den Zeitraum 2008 bis 2012. In diesem Fall müsste das Erreichen der Kyoto-Ziele durch die Kleinindustrie, die Haushalte und […]

Durch das Risiko eines Überschusses an Emissionszertifikaten im europäischen Emissionshandelsystem (EU-ETS) könnte das Ziel verfehlt werden, die Treibhausgasemissionen der europäischen Industrie zu verringern. Zu diesem Ergebnis kommt Ecofys in einer Untersuchung der Zuteilungspläne für Emissionszertifikate für den Zeitraum 2008 bis 2012. In diesem Fall müsste das Erreichen der Kyoto-Ziele durch die Kleinindustrie, die Haushalte und den Transport-Sektor oder durch den vermehrten Ankauf von Emissionszertifikaten aus Entwicklungsländern erfolgen.   Die Ecofys-Analyse bewertet die Entwürfe der Nationalen Allokationspläne (NAP) für die zweite Handelsphase des EU-ETS von 2008 bis 2012. Im Fokus der Studie stehen die Fortschritte der Mitgliedstaaten im Hinblick auf die Erreichung der Kyoto-Ziele und ihre Vorschläge für Obergrenzen der Emissionsrechte verglichen mit Business-as-Usual (BAU) Emissionen.

Dem Markt droht ein Überschuss an Zertifikaten

Unabhängige Berechnungen von Ecofys ergeben in der zweiten EU-ETS-Handelsperiode pro Jahr einen Überschuss von 2,5 Prozent (50 Millionen Tonnen CO2). Dies widerspreche den offiziellen Emissionsprognosen der Mitgliedstaaten, die von einer jährlichen Verknappung von sieben Prozent der Gesamtemissionen (150 Millionen Tonnen CO2) ausgingen. Die Erklärung dafür liegt laut Ecofys in den zu hohen Prognosen der BAU-Emissionen einiger europäischer Staaten. „Wenn die Europäische Kommission den Vorschlägen der Mitgliedstaaten folgt, erwarten wir keine Verknappung der Emissionsberechtigungen auf dem Markt innerhalb der zweiten Handelsperiode. Der Markt würde eher über zu viele als über zu wenige Zertifikate verfügen, vor allem auch durch das zusätzliche Angebot von Projekt-basierten Emissionszertifikaten durch den Clean Development Mechanism (CDM) und Joint Implementation (JI)“, kommentiert Monique Voogt, Leiterin des Bereichs Energie- & Klimastrategien bei Ecofys. Der Markt werde nur richtig funktionieren, wenn die Gesamtmenge der ausgegebenen Zertifikate knapp genug sei, damit ein deutliches Preissignal entstehe und Emissionen in der EU verringert würden.

Teilweise überhöhte Emissionsprognosen

Die länderspezifische Analyse von Ecofys basiert auf den NAP-Entwürfen von 18 der insgesamt 25 EU-Mitgliedstaaten, sowie auf jenen von Rumänien und Bulgarien. Sie repräsentiere damit 97 Prozent der EU-ETS-Emissionen in diesen 27 Ländern. Vor allem überraschend seien dabei die großen Differenzen zwischen offiziellen nationalen Emissionsprognosen und den Berechnungen von Ecofys, die auf Energieszenarien der Europäischen Union basieren. In neun von 20 untersuchten Staaten sind die nationalen Emissionsprognosen über zehn Prozent höher als die der Ecofys-Analyse.

Uneinheitliche Beiträge zur Erreichung der Kyoto-Ziele

Gemäß der derzeitigen Allokationspläne von neun Mitgliedstaaten würden die am Emissionshandel teilnehmenden europäischen Industrieunternehmen nicht genügend zur Erreichung der Kyoto-Zielvorgaben beitragen, so Ecofys. Diese Ziele müssten dann durch andere Markt-Sektoren (Haushalte, Kleinindustrie, Transport) oder durch den Ankauf von Projekt-basierten Emissionszertifikaten (JI/CDM) erfüllt werden. Allerdings habe nur einer dieser neun Mitgliedsstaaten den Ankauf einer ausreichenden Menge von Projekt-basierten Emissionszertifikaten eingeplant, wenn man davon ausgehe, dass diese den verschiedenen Wirtschaftssektoren gleichermaßen zugute kommen sollen, heißt es in der Ecofys-Pressemitteilung.

Eine Zusammenfassung der Studie kann auf der deutschen sowie der englischen Ecofys-Website im Bereich „Publikationen“ heruntergeladen werden (www.ecofys.de).

04.12.2006   Quelle: Ecofys; openPR   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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