Heizen mit Holzpellets: Komplette Wohnanlage in Karlsruhe unabhängig von Öl und Gas

Vollständig von Erdgas auf Holzpellets wird die Heizung und Warmwasserversorgung einer Wohnanlage mit vier Hochhäusern in Karlsruhe umgestellt. Anfang Dezember 2006 wurde eine der größten Holpellets-Heizungen Deutschlands im Karlsruher Stadtteil Daxlanden für insgesamt 136 Wohnungen installiert. Die beiden Pellets-Kessel im Heizwerk Lindenallee 31, aus dem die vier Wohnblöcke über ein kleines Nahwärme-Netz versorgt werden, haben […]

Vollständig von Erdgas auf Holzpellets wird die Heizung und Warmwasserversorgung einer Wohnanlage mit vier Hochhäusern in Karlsruhe umgestellt. Anfang Dezember 2006 wurde eine der größten Holpellets-Heizungen Deutschlands im Karlsruher Stadtteil Daxlanden für insgesamt 136 Wohnungen installiert. Die beiden Pellets-Kessel im Heizwerk Lindenallee 31, aus dem die vier Wohnblöcke über ein kleines Nahwärme-Netz versorgt werden, haben eine Heizleistung von je 300 kWth. Zusätzlich wird in der Rheinstrandsiedlung derzeit ein Rapsöl-Blockheizkraftwerk (BHKW) eingebaut.  Das Pflanzenöl-BHKW hat eine elektrische Leistung von 25 kW und erzeugt mit einem Energie sparenden Biodieselmotor sowohl Wärme für Heizung und Brauchwarmwasser (Leistung 44 kWth) als auch Strom, der in das Netz eingespeist und nach EEG vergütet (elektrische Leistung: 25 kW). Das berichtet die städtische Karlsruher Immobiliengesellschaft VOLKSWOHNUNG GmbH in einer Pressemitteilung

Die vier weitgehend baugleichen Hochhäuser mit je neun Geschossen wurden zwischen 1967 und 1968 erbaut. Zwei der Gebäude wurden bereits 2002 saniert, an den beiden verbliebenen Gebäuden haben die Arbeiten im Juni 2006 begonnen. Neben der energetischen Sanierung werden die nahezu 40 Jahre alten Häuser in ihrer Wohnqualität umfassend modernisiert. Unter anderem werden Fassaden, Dächer und Keller wärmegedämmt, Fenster und Türen ausgetauscht sowie die Haustechnik von Grund auf erneuert (Sanitär, Elektro, Lüftung, Heizung). Die Großsanierung im Bestand geht erheblich weiter als übliche Instandhaltungsmaßnahmen. So unterschreiten die sanierten Häuser die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) deutlich und bewegen sich auf dem Niveau von Neubauten.

Die gesamte Modernisierung kostet ohne die Umrüstung der Heizzentrale rund 4,15 Millionen Euro. Nach Angaben der VOLKSWOHNUNG GmbH können die Modernisierung und die Umstellung der Heizzentrale auf einen regenerativen Energieträger für die Mieter kostenneutral erfolgen. Das Projekt wird durch die Fachhochschule Karlsruhe wissenschaftlich begleitet, um die Energiebilanz, die Wirtschaftlichkeit und die Auswirkungen des Mieterverhaltens bewerten zu können. Die Wissenschaftsredaktion des SWR-Fernsehens verfolgt die Arbeiten mit einer Langzeitdokumentation.

Holzpellets ersetzen Erdgas und senken CO2-Emissionen – Rapsöl-Blockheizkaftwerk liefert gleichzeitig Strom und Wärme

Bislang wurde die Wohnanlage über eine Gasheizungszentrale mit Wärme versorgt. Um die Häuser von fossilen Energieträgern unabhängig zu machen, prüfte die VOLKSWOHNUNG verschiedene Möglichkeiten, regenerative Energien zu nutzen. Zum Beispiel die thermische Solarenergienutzung (Warmwasser), Photovoltaik (Solarstrom), Wärmepumpen, Erdwärme-Systeme und Pflanzenöl-Kleinkraftwerke. Unter Berücksichtigung aller Anforderungen an die Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit habe sich der Einsatz von Holz und Rapsöl für das Projekt als sinnvollste Lösung erwiesen. Die Entscheidung sei auf Holzpellets gefallen, weil sie die modernste und umweltschonendste Form der Holzheizung ermöglichen. Die kleinen Presslinge werden industriell gefertigt und über den Brennstoffhandel vertrieben. Sie geben beim Verbrennen nur so viel Kohlendioxid ab, wie die Bäume zuvor beim Wachsen aufgenommen hatten, das heißt, sie sind „klimaneutral“, was auch für das Rapsöl gilt. Somit ist die Pelletsheizung auch ein wichtiger Beitrag zur Agenda 21 in Karlsruhe, in welcher der kommunale Klimaschutz ein Hauptziel ist. Allein die Modernisierung der Hochhäuser würde im Vergleich zum Ausgangszustand zu einer Reduzierung der CO2-Bilanz um 69 Prozent führen. Die Umstellung der Heizzentrale auf Holzpellets statt Erdgas führt laut VOLKSWOHNUNG zu einer CO2-Einsparung von 94 Prozent. Durch den zusätzlichen Einsatz des Rapsöl-Blockheizkaftwerks werde sogar mehr CO2 eingespart (102 Prozent), als zuvor emittiert wurde. Pro Kilowattstunde Strom erzeugt das BHKW gleichzeitig 1,47 Kilowattstunden Wärme. Berücksichtigt man dies bei der Stromerzeugung („Wärmegutschrift“), so ergibt sich laut VOLKSWOHNUNG ein Wirkungsgrad des Pflanzenöl-BHKW zur Stromerzeugung von 67 %. Das ist viel besser als der deutsche Kraftwerkspark – und wird außerdem aus einer erneuerbaren Energiequelle erzeugt.

Modernisierung lohnt sich für die Mieter

Unter Kostengesichtspunkten zeichne sich die regenerative Energieversorgung unter anderem deshalb aus, weil die Preise für Holzpellets durch langfristige Lieferverträge in den kommenden Jahren weitestgehend stabil gehalten werden könnten. Beim Erdgas sei hingegen von weiteren kontinuierlichen Preissteigerungen auszugehen, so der Bauträger. Aufgrund der Kosten der Modernisierung müsse zwar die Kaltmiete erhöht werden. Dafür sänken aber durch die Energieeinsparung die Kosten für Heizung und Warmwasser, sodass die Warmmiete künftig sogar etwas geringer sei, als sie für den Mieter ohne Modernisierung wäre, betont die VOLKSWOHNUNG. Und das bei wesentlich attraktiveren und komfortableren Wohnungen als vor der Sanierung.

Sogar ohne Veränderung des Heizverhaltens der Mieter können laut VOLKSWOHNUNG nach der Modernisierung rund zwei Drittel der Heizenergie eingespart werden – ausschließlich dank der baulichen Sanierungsmaßnahmen. Beherzigten die Mieter zusätzlich die Empfehlungen aus der im Rahmen des Projektes geplanten, kontinuierlichen und kostenlosen Energieberatung, seien mehr als 70 Prozent Energieeinsparung möglich. Der verbleibende Restenergiebedarf wird vollständig mit erneuerbaren Energien gedeckt. Nur der individuelle Stromverbrauch der Haushalte könne von der VOLKSWOHNUNG nicht direkt beeinflusst werden, werde jedoch in die Energieberatung der Mieter mit einbezogen, um auch hier Einsparungen zu erreichen.

11.12.2006   Quelle: VOLKSWOHNUNG GmbH   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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