OECD: Klimawandel gefährdet über zwei Drittel der Skiregionen in den Alpen

Nahezu alle Skigebiete in Deutschland und rund 70 Prozent der Skiregionen in Österreich müssen durch den Klimawandel um die Schneesicherheit fürchten, und damit um die wirtschaftliche Grundlage des Wintertourismus. Zu diesem Ergebnis kommen am 13.12.2006 veröffentlichte Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), in denen die Auswirkungen des Klimawandels auf den Skitourismus zum […]

Nahezu alle Skigebiete in Deutschland und rund 70 Prozent der Skiregionen in Österreich müssen durch den Klimawandel um die Schneesicherheit fürchten, und damit um die wirtschaftliche Grundlage des Wintertourismus. Zu diesem Ergebnis kommen am 13.12.2006 veröffentlichte Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), in denen die Auswirkungen des Klimawandels auf den Skitourismus zum ersten Mal systematisch für die gesamte Alpenregion untersucht werden. Derzeit gelten rund 90 Prozent (609 von 666) der mittelgroßen und großen Skiregionen in den Alpen als schneesicher. Die übrigen rund zehn Prozent der Gebiete können schon heute nicht mehr als schneesicher gelten.  Ein weiterer Anstieg der Durchschnittstemperaturen werde die Zahl der schneesicheren Skigebiete deutlich reduzieren, so die OECD-Untersuchung. Bei einem Anstieg der durchschnittlichen regionalen Jahrestemperatur um ein Grad Celsius wären noch rund 500 Gebiete schneesicher, bei zwei Grad noch 400 und bei vier Grad noch 200 Skiregionen.

Beträchtliche Auswirkungen, selbst bei einem vergleichsweise geringen Temperaturanstieg

„In den Alpen macht sich der Klimawandel besonders deutlich bemerkbar und der durchschnittliche Temperaturanstieg war in den vergangen zweieinhalb Jahrzehnten drei mal größer als im globalen Durchschnitt“, warnt Shardul Agrawala, Klimaexperte im Umweltdirektorat der OECD. Die Jahre 1994, 2000, 2002 und 2003 seien die wärmsten der letzten 500 Jahre gewesen. Die Berechnungen der Klimamodelle zeigten, dass in den kommenden Jahrzehnten die Entwicklung noch schneller fortschreiten dürfte. Damit werde es weniger Schnee in den tieferen Lagen geben, die Gletscher würden sich weiter zurückziehen und der Permafrostboden in den höheren Lagen anfangen zu tauen. Doch auch bei einem vergleichsweise geringen Temperaturanstieg um nur ein Grad wären die Auswirkungen beträchtlich: In Deutschland würde sich die Zahl der schneesicheren Gebiete um 60 Prozent verringern (in Oberbayern um 90 Prozent, in Schwaben/Allgäu um 47 Prozent). In Österreich, wo rund die Hälfte des Tourismusgeschäfts oder 4,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf den Wintersport entfällt, wären 35 der derzeit rund 190 schneesicheren Regionen betroffen. Die Schweiz würde durch den Klimawandel zwar relativ die wenigsten schneesicheren Skigebiete verlieren. Allerdings würde auch dort ein Anstieg der Durchschnittstemperatur um ein Grad die Zahl der schneesicheren Skiregionen um 10 Prozent reduzieren. Bei einem Temperaturanstieg um vier Grad wäre nur noch die Hälfte der Skiregionen in der Schweiz schneesicher.

Strategiewechsel im Tourismus statt Energie fressender Schneekanonen

Die Betreiber der Skigebiete passen sich schon heute der kürzeren Schneesaison und dem Anstieg der Schneegrenze an. „Derzeit wird aber noch viel zu viel auf Technologie und zu wenig auf einen Strategiewechsel im Tourismusmarketing gesetzt“, so Agrawala. Künstliche Beschneiung möge unter gegebenen Bedingungen für die Betreiber noch wirtschaftlich sein, doch die Anlagen verbrauchten enorme Mengen an Wasser und Energie und die Beschneiung beeinflusse Landschaft und Umwelt. Wenn die Temperaturen weiter steigen, dürfte künstliche Beschneiung weit teurer werden und ab einem bestimmten Niveau nicht mehr rentabel. Auch Kunststoffabdeckungen, wie sie im Sommer in einigen Regionen zur Konservierung der Gletscher eingesetzt werden, könnten kurzfristig und in heißen Sommern erfolgreich sein. Sie könnten aber den Verlust an Gletschermasse nicht aufhalten, wenn sich die Erwärmung fortsetzt. Landschaftsveränderungen schließlich – etwa durch Pistentrassierungen oder Veränderungen von Bachläufen- könnten die Umwelt schädigen und Überschwemmungen und Steinschlag verursachen.

Bericht erscheint im Februar 2007

Der gesamte Bericht „Climate Change in the European Alps – Adapting Winter Tourism and Natural Hazards Management“ soll im Februar 2007 erscheinen.

14.12.2006   Quelle: OECD Berlin Centre   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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