BUND: AKW-Laufzeitverlängerung ist kein Klimaschutz
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel aufgefordert, den von EnBW gestellten Antrag zur Laufzeitverlängerung für das AKW Neckarwestheim 1 nicht zu genehmigen. Der Reaktor gehöre zu den ältesten und unsichersten Atomanlagen Deutschlands und müsse wie im Atomkonsens und im Atomgesetz vereinbart, spätestens Anfang 2009 vom Netz genommen werden. Mit dem Antrag stelle die EnBW ihre egoistischen Gewinninteressen über die Sicherheit der Bevölkerung, so der BUND. Die EnBW wolle Strommengen von einem jüngeren Reaktor auf einen älteren (Neckarwestheim 1) übertragen. In einem solchen Fall verlange das Atomgesetz jedoch, dass die Altanlage zumindest auf dem gleichen Sicherheitsniveau stehe wie die jüngere, betont der Bund für Umwelt und Naturschutz. Das sei jedoch bei Neckarwestheim 1 nicht gegeben. Dieser Reaktor sei nicht gegen den Absturz von Flugzeugen und somit auch nicht gegen Terrorangriffe gesichert. Eine Serie von Pannen belege zudem die generelle Störanfälligkeit der Atomanlage.
Angelika Zahrnt: Selbst eine Verdoppelung des Atomkraft-Anteils im globalen Energiemix würde die aus dem Energieverbrauch resultierenden Klimaprobleme nicht lösen
„EnBW-Chef Utz Claassen spekuliert offensichtlich darauf, dass die SPD bei der nächsten Bundestagswahl aus der Regierung ausscheidet und dann eine andere Koalition Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke durchsetzen wird“, sagt die Vorsitzende des BUND, Angelika Zahrnt. Umweltminister Gabriel müsse solchen Strategiespielchen zur Aushebelung des Atomkonsenses eine deutliche Abfuhr erteilen, fordert die BUND-Vorsitzende. EnBW versuche krampfhaft, eine verlängerte Laufzeit für Neckarwestheim 1 mit dem Argument zu begründen, Atomkraftwerke nützten dem Klimaschutz. Mit einem Anteil von nur 2,5 Prozent am Energiebedarf spiele die Atomenergie im globalen Energiemix jedoch nur eine marginale Rolle. Selbst eine Verdoppelung dieses Anteils würde folglich die aus dem Energieverbrauch resultierenden Klimaprobleme nicht lösen, argumentiert der BUND. Auch in Deutschland stehe die Atomkraft einem optimierten Klimaschutz im Weg: Verlängerte Laufzeiten der Atomanlagen würden den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Steigerung der Energieeffizienz verzögern, da der Druck für Neuinvestitionen fehle. Zudem vergrößerten sich die Risiken der Atomkraft weiter, wenn ihr Anteil zunehme. Und nicht zuletzt seien die begrenzten Uranvorkommen in wenigen Jahrzehnten verbraucht.
Echter Klimaschutz mit erneuerbaren Energien und Kraft-Wärme-Kopplung
„Wenn EnBW längere Laufzeiten für sein Atomkraftwerk mit dem Schutz des Klimas begründet, ist dies mehr als fadenscheinig. Der Energiekonzern hat erst vor kurzem den Bau eines neuen Steinkohlekraftwerks in Baden-Württemberg angekündigt und plant außerdem ein neues Braunkohlekraftwerk in Sachsen-Anhalt. Echter Klimaschutz würde bedeuten, auf diese CO2-Schleudern zu verzichten, sofort aus der Atomkraft auszusteigen und in effiziente Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung und in erneuerbare Energien zu investieren“, so Angelika Zahrnt.
21.12.2006 Quelle: BUND Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH