Kölner Entsorgungsunternehmen Interseroh tankt künftig Rapsöl

„Ein für den Verbraucher so schwer differenzierbares Produkt wie Benzin oder Diesel wird heutzutage außer über den Preis zunehmend über seine Umweltverträglichkeit bewertet“, berichtet der Entsorgungsspezialist Interseroh in seinem Branchenmagazin „Circle“. Das Kölner Unternehmen setzt daher künftig auf den Biotreibstoff Rapsöl und will in Bad Sülze, 35 Kilometer östlich von Rostock, ab dem Frühjahr 2007 […]

„Ein für den Verbraucher so schwer differenzierbares Produkt wie Benzin oder Diesel wird heutzutage außer über den Preis zunehmend über seine Umweltverträglichkeit bewertet“, berichtet der Entsorgungsspezialist Interseroh in seinem Branchenmagazin „Circle“. Das Kölner Unternehmen setzt daher künftig auf den Biotreibstoff Rapsöl und will in Bad Sülze, 35 Kilometer östlich von Rostock, ab dem Frühjahr 2007 zirka 1,3 Millionen Liter Rapsöl pro Jahr produzieren. „Interseroh rüstet zunächst insgesamt 50 Fahrzeuge auf Rapsöl um, so dass im Jahr 800.000 Liter des alternativen Treibstoffs direkt verwendet werden können“, heißt es in dem Branchenmagazin. Rapsöl ist nach Ansicht von Interseroh-Projektleiter Clemens Janning auch umweltfreundlicher als Biodiesel: „Die Motoren der Bagger und LKW laufen seit der Umrüstung sogar besser“, betont Janning.
Studien der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR) zeigten, dass Rapsöl den Kohlendioxidausstoß im Vergleich zum Dieselkraftstoff um rund 80 Prozent senkt. Dabei sei der Wärmewert des Rapsöls mit jenem von Diesel vergleichbar. Außerdem schone der Ersatz fossiler Brennstoffen durch nachwachsende Rohstoffe Ressourcen. Diese ökobilanziellen Vorteile waren nach Angaben von Janning entscheidend für die Interseroh-Investition, „denn gerade als Unternehmen in der Recyclingbranche haben wir eine besondere Verantwortung gegenüber der Umwelt“. Nicht nur die Verwendung des Rapsöls als Kraftstoff schone die Umwelt, sondern bereits dessen Produktion. „Es entstehen keine Abfälle. Der Rapskuchen, der beim Pressen der Saat anfällt, kann als Brennstoff weiterverkauft werden“, erklärt Janning.

Rapsöl aus Kasachstan für deutsche Fahrzeuge
Wichtig für eine positive Ökobilanz von Rapsöl sei allerdings auch die landwirtschaftliche Anbaumethode, stellt Tobias Janssen fest, Vorstandschef der Beteiligungs- und Beratungsgesellschaft Goldfish Holdings in Neuss. „Werden stickhaltige Düngemittel eingesetzt, wie es in der Agrarproduktion häufig der Fall ist, treten negative Umwelteffekte auf, wie Untersuchungen des Heidelberger IFEU-Instituts belegen“, so Janßen, der sich daher mit seinem Rapsprojekt in Kasachstan im Vorteil sieht. „Deutsche Agrarexperten haben Gutachten für die kasachischen Anbauflächen erstellt und kommen zu hervorragenden Werten. Die Erde ist schwarz und nicht wie in Deutschland braun oder hellbraun. Es muss nicht gedüngt und es müssen keine Pestizide gespritzt werden, wie es bei uns üblich ist. Die Landwirtschaft in Kasachstan ist biologisch und nachhaltig. Deshalb haben wir die KazGer Pflanzenöl GmbH gegründet, sind eine Kooperation mit einem der größten Weizenbauern des Landes eingegangen, haben eine ehemalige Kolchose übernommen, vier Rapsmühlen in Betrieb genommen und bauen im nächsten Jahr auf 15.000 Hektar Raps an. Das wird dann sukzessive auf 60.000 Hektar ausgeweitet. Hier verfügen wir über ein gigantisches Areal. So etwas kann man in dieser Größenordnung in Deutschland gar nicht mehr umsetzen“, so Janßen.

Gute Vermarktungschancen für kasachisches Rapsöl in Deutschland
Auf einem Testfeld mit 2.000 Hektar sei im Sommer 2006 das erste Mal Raps geerntet und in den eigenen Ölmühlen gepresst worden, berichtet Janßen. Goldfish arbeite mit kasachischen Landwirtschaftsbetrieben zusammen und laste schon jetzt vier Ölmühlen aus. „Wir liefern jeden Monat 110 Tonnen Rapsöl in unser Logistikzentrum in Fulda und werden das ab diesem Jahr dann im größeren Maßstab aufziehen“, kündigt Janssen an. Die Vermarktungschancen für kasachisches Rapsöl sieht er sehr positiv, besonders auf dem deutschen Markt. In Deutschland gebe es nur eine begrenzte Anbaufläche für Raps, stellt Janssen fest. Hier sei die Pflanze 2006 auf insgesamt 1,4 Millionen Hektar angebaut worden. Das entspreche in etwa der Fläche Schleswig-Holsteins. Das sei jedoch viel zu wenig, um die vorhandenen Biodieselanlagen auszulasten, Raps müsse in großen Mengen importiert werden. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2005/6 stiegen die Rapseinfuhren nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (ZMP) um das Dreieinhalbfache, auf 880.000 Tonnen“, führt Janßen aus.

06.01.2007 | Quelle: Goldfish Holdings Inc.; Interseroh AG; open pr | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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