WWF gegen weitere Öltransporte aus Russland über die Ostsee

Der World Wide Fund For Nature (WWF) kritisiert die Überlegungen Russlands, künftig mehr Öl mit Tankern über die Ostsee nach Europa zu transportieren. Solche Pläne der Moskauer Regierung hatte der stellvertretende russische Wirtschaftsminister Andrej Scharonow gegenüber deutschen Medien erläutert. Hintergrund ist die Debatte um den vorübergehenden Stopp der russischen Öllieferungen über Weißrussland in den ersten […]

Der World Wide Fund For Nature (WWF) kritisiert die Überlegungen Russlands, künftig mehr Öl mit Tankern über die Ostsee nach Europa zu transportieren. Solche Pläne der Moskauer Regierung hatte der stellvertretende russische Wirtschaftsminister Andrej Scharonow gegenüber deutschen Medien erläutert. Hintergrund ist die Debatte um den vorübergehenden Stopp der russischen Öllieferungen über Weißrussland in den ersten Tagen dieses Jahres.
„Der Seeweg ist keine Alternative zu den Öl-Pipelines an Land. Die Schifffahrtsrouten auf der Ostsee sind dicht, die Zahl der Unfälle hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Mehr Tanker steigern das Risiko einer Ölpest“, kommentiert WWF-Ostseeexperte Jochen Lamp die Pläne Moskaus.

450 zusätzliche Tankerfahrten würden die Ostsee belasten
Die russischen Pläne sehen vor, die Umschlagkapazität des Ostseehafens Primorsk am Finnischen Meerbusen um fast 40 Prozent auf 120 Millionen Tonnen zu steigern. Das bedeute etwa 450 Tanker mehr im Jahr, rechnet der WWF vor. Doch auch ohne diese Erweiterung steige der Ölumschlag über die Ostsee rasant. Seit 1995 habe sich der Öltransport auf heute 150 Millionen Tonnen versiebenfacht. Bis 2010 werde eine weitere Zunahme auf dann 190 Millionen Tonnen erwartet. „Der von Russland angekündigte Ausbau um weitere 45 Millionen Tonnen käme noch einmal oben drauf. Das kann die Ostsee nicht mehr verkraften. Das Ende der Fahnenstange ist erreicht“, so Lamp.

Wachsende Gefahr von Unfällen und Ölkatastrophen
Dem WWF bereite die steigende Zahl von Schiffsunfällen große Sorgen, heißt es in der Presseerklärung. 2005 sei es zu 151 Unglücken gekommen. In den Jahren 2000 bis 2003 seien es im Schnitt 60 gewesen. „Ein Trend, der den zunehmenden Schiffsverkehr widerspiegelt“, so WWF-Sprecher Lamp. „Bislang sind wir nur mit viel Glück an einer Ölkatastrophe vorbei geschrammt.“ Die geringe Tiefe der Ostsee mache das Navigieren besonders schwierig. In der Kadetrinne vor der deutschen Küste sei das Fahrwasser lediglich 800 Meter breit und 17 Meter tief. Die größten Öl-Tanker hätten einen Tiefgang von 15 Metern. „Da ist nicht mehr viel Wasser unterm Kiel“, so WWF-Sprecher Lamp. Jedes Jahr passieren 65.000 Schiffe dieses Nadelöhr. Auch die zusätzlichen russischen Tanker müssten hier vorbei.

Weitere Tabuzonen in ökologisch sensiblen Gebieten erforderlich
Seit 2006 gilt die Ostsee als „besonders empfindliches Meeresgebiet“ (Particularly Sensitiv Sea Area, kurz: PSSA). Daraus ergeben sich besondere Schutzmaßnahmen wie die Einrichtung von Verkehrstrennungsgebieten und Tabuzonen für den Schiffsverkehr. „Das reicht aber noch nicht. Wir brauchen weitere Schutzmaßnahmen wie die Lotsenpflicht, besondere Routen für Frachter mit gefährlichen Ladungen und weitere Tabuzonen in ökologisch sensiblen Gebieten. Zudem muss Russland endlich dem PSSA-Abkommen beitreten“, so Lamp. Aufgrund des flachen Gewässers und des geringen Wasseraustausches des Binnenmeeres wären die ökologischen Folgen einer Ölpest hier noch weitaus dramatischer als etwa beim Untergang der „Prestige“ vor der spanischen Atlantikküste im Jahr 2002, so der WWF.

20.01.2007 | Quelle: WWF World Wide Fund For Nature | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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