SFV will Medienoffensive zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energien
Die Möglichkeit, den Energiebedarf zu 100 % aus erneuerbaren Quellen zu decken, will der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) in die Schlagzeilen bringen. Das Potenzial der erneuerbaren Energien werde in der öffentlichen und politischen Diskussion noch immer „systematisch kleingeredet“, stellt der SFV fest. Anders lautende Stimmen würden zum Schweigen gebracht. Besorgte Bürger wunderten sich immer wieder, dass Politiker und Medien das böse Spiel nicht durchschauten. Als Grund nennt der SFV, dass Politiker und Journalisten sich auf Fachleute verlassen müssen. Fachleute für Energiefragen seien aber in der Regel in der Energiewirtschaft beschäftigt oder in Forschungsinstituten, die Aufträge der Energiewirtschaft bearbeiten. „Sie werden keine Aussagen machen, die die Gewinnaussichten ihrer Geldgeber schmälern könnten“, so der SFV. Es gelte also, weiter an der Durchsetzung des neuen Paradigmas zu arbeiten: „Eine Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien ist möglich“.
Zweifel an der Klimapolitik der Bundeskanzlerin
Als Beleg dafür, dass auch heute noch viele Politiker die vordergründigen Interessen der Industrie höher bewerteten als den Schutz der Bevölkerung durch vorbeugende Maßnahmen gegen die herannahende Klimakatastrophe, nennt der SFV eine Äußerung von Bundeskanzlerin Merkel vom 30. Januar 2007. „Mit aller Härte“ werde sie gegen Pläne kämpfen, für alle Neuwagen bis 2012 nur noch höchstens 120 Gramm CO2-Ausstoß zuzulassen. „Wir werden verhindern, dass es eine generelle Reduktion gibt“, zitiert der SFV aus einer Rede der Bundeskanzlerin auf dem Europatag der deutschen Wirtschaft in Berlin. „Diese Äußerung ist schlechterdings nicht nachvollziehbar, nachdem Merkel wenige Tage vorher angekündigt hatte, dass sie die Warnungen vor einem Klimawandel ernst nähme – genau das tut sie nämlich nicht!“, entgegnet der SFV.
Weder Atomenergie noch fossile Energien
„Wir wollen uns nicht damit abfinden, dass uns unbelehrbare Politiker in die Klimakatastrophe und in einen Kampf um die begrenzten fossilen und Uran-Vorräte treiben. Wir dürfen uns auch nicht zu der unsinnigen Entscheidung zwischen zwei unerträglichen Übeln, entweder Atomenergie oder fossile Energien nötigen lassen. Wir wollen keine von Beiden; wir wollen stattdessen die erneuerbaren Energien“, betont der SFV. „Dafür brauchen wir Verbündete und dafür müssen wir die bessere Alternative aufzeigen. Entscheidend ist, ob wir die Öffentlichkeit von der Möglichkeit einer Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien wirklich überzeugen können. Unsere Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn wir können auf die Erfahrungen zurückgreifen, die Deutschland beim bisherigen Ausbau der Erneuerbaren Energien schon gemacht hat und die jeder aufmerksame Bürger selber bestätigen kann“, so der SFV.
Beispiel Deutschland: Wachstum der Erneuerbaren um den Faktor 10
Wenn es gelinge, Deutschland zu 100 Prozent über das ganze Jahr mit erneuerbaren Energien aus dem eigenen Land zu versorgen, werde das in fast allen anderen Ländern der Welt erst recht möglich sein, stellt der SFV fest. „Wenn wir Menschen davon überzeugen wollen, dass 100 Prozent Erneuerbare Energien möglich sind, genügt es deshalb argumentativ, wenn wir uns nur mit der deutschen Energieversorgung befassen“, argumentiert der Verein. Von 6,5 Prozent ausgehend 100 Prozent zu erreichen, sei zwar noch ein riesiger Schritt, aber durchaus vorstellbar. Jeder Bürger habe die Nutzung erneuerbarer Energien inzwischen persönlich wahrgenommen, sei es als Windpark am Horizont, als Solaranlage beim Nachbarn um die Ecke, als leichten Frittengeruch aus einem vorüber fahrenden Auto mit Pflanzenöl oder als Stauwehr an einem Flusskraftwerk. Er könne sich eine Vorstellung davon machen, wie es wäre, wenn das alles vervielfacht würde. Würde man den bisherigen Beitrag der erneuerbaren Energien zur Endenergieversorgung beispielsweise verzehnfachen, würden sie nicht mehr 6,5 Prozent, sondern 65 Prozent des heutigen Endenergiebedarfs decken. Die noch fehlenden 35 Prozent müssten dann durch eine Erhöhung der Energieeffizienz eingespart werden. „Wir hätten dann unser Ziel erreicht: eine Umstellung der Energieversorgung zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien“, so der SFV.
Solarenergie und Windenergie könnten mehr als das Zehnfache leisten
Der SFV illustriert, was eine Verzehnfachung bedeuten könnte: Zehnmal so viel Windenergie wie heute, zehnmal so viel Solaranlagen, zehnmal so viel Autos, die auf Pflanzenöl umgerüstet werden, zehn mal so viel Wasserkraftwerke wie bisher. Doch bei den Wasserkraftwerken stoße Deutschland an eine Potentialgrenze. Eine Verzehnfachung sei nicht möglich, weil es in Deutschland gar nicht so viele Flüsse mit geeigneten Gefällstufen gibt. „Aber dafür könnten zum Beispiel die Solarenergie und die Windenergie einen erheblich größeren Anteil als nur das Zehnfache des jetzigen Beitrags übernehmen und eine konsequente Steigerung der Energieeffizienz könnte noch mehr als 35 Prozent des jetzigen Energiebedarfs hinfällig machen“, so der SFV.
Vortrag veranschaulicht Potenziale der Erneuerbaren
Um der Phantasie interessierter Bürger handfeste Nahrung zu geben, hat Dr.-Ing. Eberhard Waffenschmidt eine detaillierte Aufstellung der möglichen Potenziale der verschiedenen Techniken zur Nutzung erneuerbarer Energien ausgearbeitet, mit praktischen Beispielen. Sein Lösungsvorschlag erhebe ausdrücklich nicht den Anspruch, der einzig mögliche zu sein, so der SFV. Ziel des Vortrags sei, den vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien in den Bereich des Vorstellbaren zu rücken und damit gleichzeitig erkennbar zu machen, wo die Schwerpunkte der weiteren politischen, gesellschaftlichen und technischen Entwicklungsarbeit im Bereich der Energieversorgung liegen werden. Der Vortrag ist im Internet zugänglich unter der Adresse: http://www.waffenschmidt.homepage.t-online.de/erneuerbare_energien/erneuerbare_energien.htm#artikel und wird später auf die SFV-Internetseite übernommen unter http://www.sfv.de.
Keine Privilegien für konventionelle Energien, Kapitalströme zu den Erneuerbaren Energien umlenken
„Zum Überleben der Zivilisation ist eine tief- und weitgehende Umstellung der Energieversorgung notwendig. Sie wurde bereits begonnen und muss noch beschleunigt werden. Die physikalische Möglichkeit der Umstellung genügt zur Legitimation, als Rechtfertigung zum Tätigwerden. Die Frage nach den entstehenden Kosten ist dabei nicht unwichtig, aber vergleichsweise nebensächlich, da es letztlich ums Überleben geht“, fasst der SFV seine politischen Forderungen zusammen. Wichtig sei zweierlei: Erstens müssten den konventionellen Energien alle bisherigen Privilegien entzogen werden. Und zweitens müssten die Kapitalströme von den konventionellen zu den Erneuerbaren Energien umgelenkt werden, indem der Staat die Rahmenbedingungen so ändert, dass die Gewinnaussichten bei den Erneuerbaren höher werde als bei den herkömmlichen Energien.
09.02.2007 | Quelle: SFV | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH