Geothermie-Konferenz: Risikominimierung durch Dialog

Große Aufmerksamkeit erlangte die Geothermie in den letzten Wochen durch mehrere Erdbeben mit einer Stärke größer als drei auf der Richter-Skala als Folge der Stimulation des Baseler Erdwärmeprojekts. Welchen Einfluss die Stimulation tatsächlich auf das Erdbebenrisiko hat, oder ob diese es gar verringert, ist unter anderem Thema der 3. Internationale Geothermie-Konferenz am 19. April 2007 […]

Große Aufmerksamkeit erlangte die Geothermie in den letzten Wochen durch mehrere Erdbeben mit einer Stärke größer als drei auf der Richter-Skala als Folge der Stimulation des Baseler Erdwärmeprojekts. Welchen Einfluss die Stimulation tatsächlich auf das Erdbebenrisiko hat, oder ob diese es gar verringert, ist unter anderem Thema der 3. Internationale Geothermie-Konferenz am 19. April 2007 in Freiburg. Das Bundesumweltministerium (BMU) übernimmt die Schirmherrschaft der Veranstaltung.
Wie sich Projektentwickler der Geothermie-Branche gegen unvorhersehbare Ereignisse dieser Art schützen können und sich andere Risiken, beispielsweise das Fündigkeitsrisiko, minimieren lassen, diskutieren Projektentscheider, Investoren und Versicherer auf der Konferenz. Die Veranstaltung biete die Möglichkeit des Dialogs zu allen Fragen des Risikomanagements und der Risikoabsicherung, so die Veranstalter forseo GmbH Freiburg und der Förderverein Energie- und Solaragentur Regio Freiburg e.V. (fesa e.V) in der Einladung.

Hohe Anforderungen, von der Projektplanung über die Finanzierung bis zum Betrieb einer Anlage
Die Energieerzeugung aus Erdwärme birgt enorme Potenziale: nicht nur für die Wärmeversorgung, wie in Deutschland in mehreren Projekten erfolgreich umgesetzt, sondern auch für die Produktion von Strom. Eine ausführliche Vorerkundung und Prüfung der Machbarkeit seien Pflicht und mittlerweile Routine für die ehrgeizigen Projekte, heißt es in der Pressemitteilung von forseo und fesa. Insgesamt seien die Anforderungen an die beteiligten Akteure hoch, von der Projektplanung über die Finanzierung bis zum Betrieb einer Anlage. Ein maßgeblicher Faktor bei der Entscheidung zur Durchführung eines Geothermieprojektes sei die Möglichkeit der Risikoabsicherung. Besonders für die Eigen- und Fremdkapitalgeber stehe vor der Investitions- oder Kreditentscheidung eine sorgfältige Prüfung aller Unwägbarkeiten, weshalb der Entwicklung von entsprechenden Risikominimierungsstrategien letztlich eine Schlüsselrolle zukomme. Um eine erfolgreiche Projektumsetzung zu gewährleisten, sei ein offener Austausch zwischen Umsetzern und Kapitalgebern nötig. Den Dialog an dieser Schnittstelle zu fördern, ist das Hauptziel der 3. Internationalen Geothermiekonferenz in Freiburg.

Fortführung des Baseler Projekts frühestens in zwei Jahren erwartet
„Wir wollen Projektentwickler, Investoren, Finanzinstitutionen, Wissenschaftler und Versicherungsfachleute zusammenbringen, um Lösungswege bei der Risikoabsicherung und erfolgreiche Modelle bei der Finanzierung aufzuzeigen“, so Volker Krauth, Geschäftsführer der forseo GmbH. Unter der Überschrift „Internationale Erfahrungswerte“ geht es am frühen Vormittag auch um die Zukunftsperspektiven des Baseler „Deep Heat Mining“-Projekts. Im Dezember vergangenen Jahres musste der Betreiber, die Geopower Basel AG, das Projekt vorerst einstellen. Die Stimulation, das Einpressen von Wasser im Untergrund, führte zu vier starken Beben. Daniel Moll, Geschäftsführer der Geopower Basel AG und Referent auf der 3. Internationalen Geothermietagung, erläutert das weitere Vorgehen: „Wir werten die umfangreichen seismischen Daten detailliert aus, und der Kanton lässt eine umfassende Risikoanalyse ausarbeiten. Die Überlegungen zu technischen Alternativen fließen ebenfalls in die Entscheidungen über die Zukunft des Projektes ein. Mit einer Fortführung rechnen wir frühestens in zwei Jahren.“
Welche Rolle die hydraulische Stimulation für das Erdbebenrisiko spielt und wie weit die seismischen Ereignisse vorhergesagt oder sogar vermieden werden können, erläutert Dr. Stefan Baisch, Seismologe der Q-con GmbH: „Die Erdbebenenergie war in Form natürlicher Spannungen im Untergrund bereits vorhanden. Der verpresste Wasserdruck hat diese aufgestaute Energie lediglich freigesetzt. Kontrollmechanismen, die das Überschreiten gewisser Grenzwerte der seismischen Aktivitäten aufzeigen, können die Stärke der ausgelösten Beben begrenzen. Die Stimulationsmaßnahmen werden dann gezielt abgebrochen.“
Im Rahmen des zweiten Vortragsblocks der 3. Internationalen Geothermiekonferenz berichtet Ralph Weidler, Geschäftsführer der Q-con GmbH, über die wirtschaftliche Bewertung geothermischer Reservoire, speziell am Beispiel eines australischen Hot-Fractured-Rock-Projektes in Australien. Weitere Referenten sprechen über den Einsatz von Fremd- und Eigenkapital in Geothermieprojekten. Die anschließende von Sterr-Kölln & Partner moderierte Paneldiskussion soll praxisrelevante Lösungsansätze zur Bewältigung seismischer und finanzieller Risiken aufzeigen.
Zur 3. Internationalen Geothermiekonferenz am 19. April 2007 im Kongresszentrum Konzerthaus Freiburg erwarten die Veranstalter und 150 Teilnehmer und zahlreiche Aussteller aus dem In- und Ausland. Ein Großteil der Vorträge wird simultan ins Englische übersetzt. Die Veranstaltung bietet den Teilnehmern Raum zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch und Knüpfen von Kontakten. Weitere Informationen, Programm und Anmeldung unter http://www.forseo.de
und http://www.geothermie-oberrhein.de.

16.02.2007 | Quelle: forseo GmbH; Förderverein Energie- und Solaragentur Regio | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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