Britische Regierung formuliert Klimaziele: Klimaschutz mit erneuerbaren Energien – und Atomstrom

Bislang galt Großbritannien nicht unbedingt als Vorzeigeland in Sachen der erneuerbare Energien. Solarstrom-Anlagen beispielsweise kosteten auf der Insel noch immer mehr als etwa im Solar-Land Deutschland, Förderprogramme existierten zwar, seien aber meist stark limitiert und bislang eher unzuverlässig, und die Einspeisetarife für den Sonnenstrom seien weit entfernt von der wirtschaftlichen Realität, so der Europressedienst Bonn […]

Bislang galt Großbritannien nicht unbedingt als Vorzeigeland in Sachen der erneuerbare Energien. Solarstrom-Anlagen beispielsweise kosteten auf der Insel noch immer mehr als etwa im Solar-Land Deutschland, Förderprogramme existierten zwar, seien aber meist stark limitiert und bislang eher unzuverlässig, und die Einspeisetarife für den Sonnenstrom seien weit entfernt von der wirtschaftlichen Realität, so der Europressedienst Bonn (EuPD) in einem Bereicht über die größte britische Energiemesse „All Energy 07“. Ungleich besser als um die Photovoltaik stehe es im Vereinigten Königreich dagegen nur bei der Windenergie und dennoch habe England insgesamt großen Nachholbedarf bei der Förderung regenerativer Energien. Um der wachsenden Bedeutung gerecht zu werden, welche die erneuerbaren Energien künftig auch im britischen Energiemix spielen sollen, verabschiedete die Regierung Anfang März die „Climate Change Bill“.
Ungläubig und etwas amüsiert habe das europäische Festland in den letzten Wochen den damit verbundenen politischen „Wettstreit“ um die Klimaziele verfolgt, so der EuPD. Forderungen der EU seien von der Labour-Regierung lautstark als zu gering zurückgewiesen worden, um gleich darauf von der Opposition noch einmal überboten zu werden. Herausgekommen sei eine mehr als ehrgeizige Verordnung, die vorsieht bis 2020 eine Reduktion der Kohlenstoffdioxidemissionen um 32 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 zu erreichen. Bis 2050 sollen die CO2-Emmissionen dann noch einmal um weitere 28 Prozent verringert werden. Zu diesem Zweck sieht das Weißbuch auch den britischen Wiedereinstieg in die Atomenergie vor.

Interesse an erneuerbaren Energien gewachsen
Vor diesem Hintergrund wundere es wenig, dass auch die landesweit größte Messe der Energiewirtschaft, die „All Energy 2007“, in diesen Tagen auf einer Welle der Begeisterung schwimme, berichtet der EuPD. Rund 4.000 nationale und internationale Gäste – etwa 40 Prozent mehr als noch im Vorjahr – besuchten die zweitägige Messe im schottischen Aberdeen. Die „All Energy“ ist bereits seit sieben Jahren die größte Ausstellung zu erneuerbaren Energien in Großbritannien. Waren es 2006 noch 220 Aussteller, präsentierten sich in diesem Jahr über 350 nationale und internationale Unternehmen aus dem Energiesektor. Judith Pattan, Projektmanagerin der All-Energy, war mit dem Ausgang der Messe sehr zufrieden. „Das Feedback der Aussteller und Besucher war insgesamt sehr positiv“, so Pattan gegenüber EuPD Europressedienst. Auch David Rodger, Kommunikationsbeauftragter der Aberdeen Renewable Energy Group, zog ein positives Fazit. „Das Interesse an erneuerbaren Energien ist eindeutig gewachsen und für die Industrie wird eine solche Bühne, wie sie sie mit der All Energy bekommt, immer wichtiger.“ Ein Schwerpunkt der Messe lag auch in diesem Jahr wieder auf der Windkraft, aber auch Unternehmen aus der Solar-Branche waren auf der Konferenz vertreten, zum Beispiel Solar Power Scotland und die Solar Trade Association.
Energie-Weißbuch: Anteil der Erneuerbaren an der britischen Stromproduktion bis 2015 auf 15 Prozent steigen
Zeitgleich mit der Messe in Aberdeen präsentierte die Regierung in London das „Energy White Paper“. Das Energie-Weißbuch bündelt Maßnahmen zur Energieversorgung aus Atom, zum Stromsparen und zur Nutzung erneuerbarer Energien. Demnach soll der Anteil der erneuerbaren Energien an der britischen Stromproduktion bis zum Jahr 2015 auf 15 Prozent gesteigert werden, was angesichts der Marktentwicklung der vergangenen Jahre ein hochgestecktes Ziel sei, so der EuPD. Bei der Photovoltaik habe der jährliche Zubau im Jahr 2006 gerade mal 2,7 Megawatt (MW) betragen, der Anteil der Solarenergie an der Gesamtstromerzeugung lag laut EuPD 2005 bei 0,002 Prozent. Auch die Wasserkraft (0,4 Prozent) und die Windkraft (0,3 Prozent) machten 2005 nur einen kleinen Teil an der Gesamt-Stromproduktion aus. Der Chef der schottischen Regionalregierung Jack McConnell verweist in diesem Zusammenhang auf die günstigen Standortbedingungen der Insel. Bereits im vergangenen Sommer wurde in der schottischen Nordsee die erste Offshore-Windenergieanlage rund 25 km von der Küste entfernt in 44 Meter Wassertiefe erfolgreich installiert. Eine zweite Anlage soll je nach Wetterbedingungen im Juli 2007 errichtet werden.

Klimaschutz durch Wiedereinstieg in die Atomenergie?
Neben der Förderung der erneuerbaren Energien, sieht das Weißbuch aber auch den britischen Wiedereinstieg in die Atomenergie vor. „Ich bin der festen Ansicht, dass Atomkraft ein Teil unseres Energiemixes bleiben muss“, sagte der britische Wirtschaftsminister Alistair Darling, betonte im Rahmen der All Energy aber auch Englands Bemühungen die erneuerbaren Energien voranzubringen. „Unser Ziel ist, die erneuerbaren Energien bis 2020 mit einem Anteil von 20 Prozent in das britische Stromnetz einzubinden“, so Alistair Darling. Ohne Nuklearenergie seien jedoch seiner Ansicht nach die Klimaschutzziele nicht zu erreichen. Mit massivem Widerstand müsse die britische Regierung dabei jedoch von Seiten Schottlands rechnen – dem Gastgeberland der All Energy. Die neue nationalistisch geführte Regierung Schottlands plant bereits den endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie, berichtet der EuPD.

31.05.2007 | Quelle: Europressedienst, EuPD | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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