Experten-Organisation ASPO: Erdöl-Förderung seit Mitte 2005 nicht mehr gestiegen

Die Ölpreisrekorde der letzten Jahre würden von offiziellen Stellen und Analysten regelmäßig mit dem Nachfragewachstum in China und Indien, geopolitischen Risiken und mangelnden Investitionen in Exploration und Förderung begründet, so die unabhängige Experten-Organisation ASPO Deutschland e.V. in einer Pressemitteilung. Die Association for the Study of Peak Oil and Gas, kurz ASPO, kommt aufgrund langjähriger Analysen […]

Die Ölpreisrekorde der letzten Jahre würden von offiziellen Stellen und Analysten regelmäßig mit dem Nachfragewachstum in China und Indien, geopolitischen Risiken und mangelnden Investitionen in Exploration und Förderung begründet, so die unabhängige Experten-Organisation ASPO Deutschland e.V. in einer Pressemitteilung. Die Association for the Study of Peak Oil and Gas, kurz ASPO, kommt aufgrund langjähriger Analysen zu dem Schluss, dass die Welt das globale Fördermaximum („Peak Oil“) aufgrund geologischer Begrenzungen der Förderrate entweder bereits erreicht hat oder kurz davor steht. ASPO ruft deshalb Politik und Wirtschaft dazu auf, die Öffentlichkeit nicht länger mit einer Erdöl-Reichweite von „über 40 Jahren“ irrezuführen. Der viel kurzfristiger eintretende Peak Oil müsse offiziell anerkannt werden, um unverzüglich wirksame Vorbereitungsmaßnahmen ergreifen zu können, heißt es in der ASPO-Pressemitteilung.
Kaum sei mit 2007 das nun vierte Ölpreis-Rekordjahr in Folge zu Ende, erreichte die Sorte „West Texas Intermediate“ am 2. Januar 2008 sogar die Marke von $ 100 pro Fass. Wie schon beim Überschreiten der früheren Preismarken bei $ 30, $ 40, $ 50, $ 60, $ 70, $ 80 und $ 90 seien von offiziellen Stellen und Analysten auch für diesen Rekord vor allem die stark steigende Nachfrage in China und Indien, geopolitische Gründe wie die Irak- und Iran-Krisen, Unruhen in Nigeria sowie Rohstoffspekulation verantwortlich gemacht worden. Diese Begründungen greifen nach Meinung des ASPO Deutschland e.V. zu kurz.

ASPO-Analyse: Erdölförderung wird ihr Maximum innerhalb der nächsten drei Jahre erreichen
Aus der Sicht von ASPO sind viel fundamentalere Faktoren bei der Preisentwicklung im Spiel: Wie bereits in vielen Regionen beobachtet werden konnte – beispielsweise den USA und der Nordsee – erreiche die Ölförderung im Lauf der Zeit ein geologisch bedingtes Maximum und falle dann über Jahre oder Jahrzehnte kontinuierlich ab. Dies geschehe weitgehend unabhängig von der Preisentwicklung und Fortschritten in der Fördertechnologie. Das als „Peak Oil“ bezeichnete weltweite Fördermaximum werde erreicht, wenn ungefähr die Hälfte des insgesamt gewinnbaren Erdöls gefördert ist. Es gehe also nicht um das „Ende des Erdöls“, sondern um künftig unumkehrbar sinkende Förderraten. Nach Analysen der ASPO, der Energy Watch Group und anderer unabhängiger Quellen zeichnet sich ab, dass die Erdölförderung innerhalb der nächsten drei Jahre ihr Maximum erreicht. Tatsächlich sei seit Mitte 2005 die Förderrate von konventionellem Erdöl nahezu unverändert. Konstant bleibende Förderung bei gleichzeitig steigender Nachfrage müsse zwangsläufig zu steigenden Preisen führen, so die Experten.

Warnungen der Internationalen Energiebehörde
Die sich zuspitzende Krise bei der Versorgung mit Erdöl wurde nach Jahren optimistischer Prognosen im Jahr 2007 erstmals auch von offiziellen Regierungsorganisationen und Ölfirmen thematisiert. Zwei offizielle Studien sind ASPO besonders aufgefallen: Bei der Präsentation des World Energy Outlook 2007 (WEO) der Internationalen Energiebehörde IEA, die für die OECD-Staaten den Energiemarkt beobachtet, habe der Chefökonom der IEA, Fatih Birol, drastische Worte gewählt zitiert ASPO: „Wenn wir nicht sehr schnell etwas tun, und das in durchgreifender Weise, könnten dem Weltenergiesystem die Räder abfallen.“ Dieses „Etwas“ besteht nach der Vorstellung der IEA in einer drastischen Erhöhung der Explorationsausgaben sowie einschneidenden Maßnahmen zum Energiesparen und zum Verbessern der Energieeffizienz.

Ölkonzerne sehen die Grenze der Weltölförderung bei 100 Millionen Fass pro Tag
Bemerkenswert sei auch die aktuelle Kurzstudie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) mit dem Titel „Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2006“. Darin gehe die BGR noch deutlich über die Haltung der IEA hinaus, die vor einer nicht näher beschriebenen „Versorgungskrise“ ab 2015 warnt. Die BGR erwartet den Scheitelpunkt der Ölförderung zwischen 2015 und 2020 – ungeachtet der möglichen Ausweitung der Förderung von Teersanden, Schwerstöl und Ölschiefer. „Kompetente“ Argumentationshilfe hätten die Peak-Oil-Forscher der ASPO jüngst von zwei der größten privaten Ölkonzernen bekommen: Sowohl der Vorstand von ConocoPhillips, James Mulva, als auch der CEO von Total, Christophe de Margerie, äußerten ernste Zweifel daran, dass die Weltölförderung jemals 100 Millionen Fass am Tag übersteigen wird. Heute sind es rund 85 Millionen Fass pro Tag. Und schließlich habe kürzlich Sadad al-Huseini Stellung in einem Interview mit dem britischen Journalisten David Strahan bezogen. Al-Huseini ist der kürzlich pensionierte Chef von Exploration und Produktion des saudischen Ölkonzerns Saudi Aramco. Aus seiner Sicht kann auf das aktuelle Förderplateau nur noch eine Verringerung der Förderung folgen.
Die ASPO zitiert den früheren CIA-Chef und US-Energieminister James Schlesinger mit einem Statement auf der ASPO-Konferenz in Cork im September 2007: „Der Streit um Peak Oil ist vorbei. Die Verfechter der Peak-Oil-These haben gewonnen“, so Schlesinger. „ASPO Deutschland e.V. ruft deshalb Politik und Wirtschaft dazu auf, die Realität des bevorstehenden Förderhöhepunkts beim Erdöl (und beim Erdgas!) zur Kenntnis zu nehmen und die Folgen für die Energiepreise, die Versorgungssicherheit und die geopolitische Stabilität in allen weiteren Entscheidungen zu berücksichtigen“, so der Verein in seiner Pressemitteilung.
Die ASPO-Grafik zur Welt-Erdölförderung seit 1980 in Millionen Fass pro Tag im Großformat: http://www.solarserver.de/images/aspo_gr.gif. (Die Daten stammen von der IEA, grafische Aufbereitung www.theoildrum.com. Die Sterne markieren das bisherige Fördermaximum der verschiedenen Flüssigenergieträger).

22.01.2008 | Quelle: ASPO Deutschland e.V. | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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