Photovoltaik: Industrie auf dem Weg zu deutlich sinkenden Herstellungskosten

Schon heute produziert die Silizium-Industrie mehr ihres gefragten Rohstoffs für die Produktion von Solarzellen, als zur Herstellung von Computerchips und sie ist mittlerweile integraler Bestandteil der Solar-Industrie geworden, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) in einer Pressemitteilung. Wie die Computerindustrie, die heutzutage einen nie gekannten Zuwachs an Rechenleistung präsentiert und dies bei niedrigsten […]

Schon heute produziert die Silizium-Industrie mehr ihres gefragten Rohstoffs für die Produktion von Solarzellen, als zur Herstellung von Computerchips und sie ist mittlerweile integraler Bestandteil der Solar-Industrie geworden, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) in einer Pressemitteilung. Wie die Computerindustrie, die heutzutage einen nie gekannten Zuwachs an Rechenleistung präsentiert und dies bei niedrigsten Produktionskosten erreichte, sei auch die Photovoltaik-Industrie auf dem Weg zu beachtlichen Effizienzsteigerungen bei deutlich sinkenden Herstellungskosten.

Photovoltaik-Kostenreduktion gewinnt erst jetzt richtig an Fahrt
Die Solarindustrie ist auch historisch betrachtet sehr erfolgreich, was die Kostensenkung betrifft, betont die DGS. Auf der Bonner Konferenz für erneuerbare Energien im Jahre 2004 hatte der damalige ISES-Präsident Yogi Goswani über Meilensteine der Entwicklung berichtet: „Eine Solarzelle war im Jahre 1974 für 30 US $ pro Watt zu kaufen. Heute liegt sie bei 3US $ pro Watt.“ Heute beeindrucken diese 3US $ pro Watt keinen der führenden Solarzellen-Hersteller mehr, denn sie liegen schon heute weit darunter, stellt die DGS fest.

First Solar: Produktionskosten von 0,7 €/Watt schon erreicht
Das US-Unternehmen First Solar veröffentlichte für das 4. Quartal 2007 Produktionskosten von 1,12 USD/Watt (= 0,70 Euro/Watt). Dies gelte aber nicht nur für den Marktführer bei Dünnschichtmodulen, betont die DGS. Der nach Marktkapitalisierung weltgrößte Solarkonzern, die norwegische REC Group, berichtete auf der Investorenkonferenz des Magazins Photon in München, im Jahr 2007 könnten große Anlagen mit Produkten des Hauses REC in sonnigen Ländern Solarstrom zu Kosten von 15 Eurocent produzieren. 2010 will REC bereits bei 7 Cent Stromproduktionskosten liegen und im Jahre 2012 bei 5 Cent je Kilowattstunde. Zwar seien diese Zahlen wegen des über 50% geringeren Strahlungsangebots nicht auf Deutschland übertragbar, aber der daraus ablesbare Kostentrend werde sich auch in Deutschland durchsetzen, betont die DGS. Deutschland läge lediglich 50% höher – und damit schon unter den aktuellen Endverbraucherpreisen für konventionellen Strom, rechnet die DGS vor.
Q-Cells: Solarindustrie weiß schon jetzt, wie die Kosten um weitere 50% gesenkt werden können
Der Vorstandschef der erfolgsverwöhnten und gerade zum Weltmarktführer aufgestiegenen Q-Cells AG, Anton Milner hat in der aktuellen Ausgabe des „Renewable Energy Focus“ weitere Fortschritte angekündigt: „Kosten sind die wichtigste Herausforderung für die heutige Solarindustrie. Als Industrie wissen wir schon heute wie wir weitere 40 – 50% an Kostensenkungen realisieren können“, so Milner. 50 % des Kostensenkungspotenzials werden laut Q-Cells aus der weiteren Technologieentwicklung resultieren, 25 % aus dem Gesetz der Massenproduktion und die letzten 25 % ergeben sich aus herkömmlichen Produktivitätsfortschritten.

6 Wege zu billigerem Solarstrom
Die Senkung der Herstellungskosten wird laut DGS von sechs Seiten in Angriff genommen. Sinkender Materialeinsatz (Silizium) senkt die effektiven Kosten der Solarzellen und steigende Wirkungsgrade steigern die Leistung. Die Massenfertigung in der Photovoltaikindustrie erreichte aufgrund der großen Nachfrage einen Umfang, der den Einsatz von Automatisierungstechnik möglich macht. Roboter und schnelle Maschinen bringen kürzere Bearbeitungszeiten, geringere Lohnkosten und weniger Bruch und somit eine höhere Kosteneffektivität.

Mehr und billigeres Silizium
Auch die „Handbremse Siliziumengpass“ ist laut DGS bald gelöst, da mehr als 100 Siliziumfabriken gebaut werden. Zudem lassen sich seit neuestem mit einem von Prof. Eike Weber vom Fraunhofer Institut für Solare Energieversorgung (ISE) in Freiburg entwickelten Verfahren auch Siliziumvorräte erschließen, die bisher in der Photovoltaikindustrie keinen Einsatz gefunden haben: Das so genannte metallurgische Silizium muss nicht mit hohem Energieaufwand auf höchste Reinheit geschmolzen werden, sondern kann relativ „schmutzig“ verarbeitet werden. Q-Cells will bereits 2009 rund 40 -50% seiner Gesamtproduktion mit diesem billigeren Ausgangsmaterial bestreiten.

Fortschritte bei der Modulproduktion und Solarzellen-Herstellung
Der letzte bedeutende Aspekt der zu drastischen Kostensenkungen führen soll, sind derzeit an der Schwelle der Massenfertigung befindliche Fortschritte bei der Modulproduktion und der Solarzellen-Herstellung. Neue Verbundmaterialien, das Kleben leitender Folien statt des Lötens von Leiterbahnen und Solarzellen im Druckverfahren sind nur einige der vielen Stichworte für den technologischen Fortschritt. Derzeit würden viele technologische Pfade zur Kostenreduktion beschritten, stellt die DGS fest. „Wer das Rennen macht ist unklar, aber die Richtung ist eindeutig: Billiger Strom aus Photovoltaik kommt dadurch zum Greifen nahe“.

Netzparität kommt; Produktionsvolumen von 6,7 Gigawatt erreicht
Anton Milner gab sich im „Renewable Energy Focus“ sehr selbstbewusst: „Die Netzparität kommt – Solarstrom lässt sich nicht aufhalten“, zitiert die DGS den Q-Cells-Chef, der angesichts der Lage auch allen Grund zum Optimismus habe. Deutschland habe den Zeitplan der Markteinführung mit doppelter Geschwindigkeit absolviert und um drei Jahre überholt. „Das EEG hat dies in seinem politischen Ansatz der kostendeckenden Vergütung auch getan und die Lernkurve als Basis für die Degression genommen“, heißt es in der DGS-Pressemitteilung. Nun werde von allen Beteiligten überrascht festgestellt, dass bereits ein Produktionsvolumen von 6,7 Gigawatt erreicht wurde und damit das Ziel für 2011. Fazit des Solarkonzerns REC: „Die Politiker sollten sich einfach an den Kostensenkungsraten der Industrie orientieren, andernfalls kann es für ein Land und seine Volkswirtschaft bei dieser Geschwindigkeit sehr teuer werden, die besten Förderbedingungen bereitzustellen“, zitiert die DGS.

DGS warnt: Ein Deckel würde das Handwerk erschlagen, die Industrie bliebe unberührt
„Abschließend ein Wort der Warnung der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. an die CDU, bei der einige Politiker mit einem Deckel für die Solarförderung liebäugeln. Betrachtet man die Wertschöpfung in der Photovoltaikindustrie, wird klar, die Wertschöpfung landet am oberen Ende der Wertschöpfungskette. Das Handwerk arbeitet im wesentlichen nach Stundenlohn. Deshalb sollte im Sinne einer nachhaltigen Gestaltung des nachhaltigen Arbeitsmarkteffektes nicht der Markt verboten, sondern die Förderung auf Basis der Lernkurve gestaltet werden“, so die DGS.

Die Vision: Solarstrom wird Billigstrom
Wer eine nachhaltige, umweltfreundliche und kostengüstige Stromerzeugung will, sollte konsequent auf die weiterentwickelte Photovoltaik-Technologie der kommenden Jahrzehnte setzen, rät die DGS. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie betont, wenn nur das bekannte Potenzial umgesetzt werde, ermögliche dies die uneingeschränkte Konkurrenzfähigkeit der Photovoltaik mit fossilen Brennstoffen.
Über weitere Trends der erneuerbaren Energien informiert die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „SONNENENERGIE“, die am 1. Juni erscheint. Darin auch der Fachartikel „Photovoltaik auf der Überholspur“.
DGS-Grafik zur Kostenentwicklung der Photovoltaik im Großformat

29.05.2008 | Quelle: DGS | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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